DEL-Eishockey-Pokal: Der Pott, den niemand will

Der Wettbewerb um den Eishockey-Pokal gilt als besonders unbeliebt im Sport. Jetzt spielen die Eisbären Berlin gegen die Frankfurt Lions im Wellblechpalast - im Finale.

Die Eisbären Berlin treffen erneut auf die Frankfurt Lions im Berliner Wellblechpalast (hier 2004). Bild: dpa

BERLIN taz Der Berliner Wellblechpalast ist zu einem Ort des Abschiednehmens geworden. Jedes Eishockeyteam läuft derzeit in Hohenschönhausen mit dem Bewusstsein auf, es könnte das letzte Mal sein. Die Eisbären Berlin ziehen im Sommer in die neue, 14.500 Zuschauer fassende Multifunktionshalle am Ostbahnhof um.

So passt es ganz gut, dass heute Abend um 19 Uhr das Pokalfinale zwischen den Eisbären Berlin und den Frankfurter Lions im Wellblechpalast ausgetragen wird. Es ist gut möglich, dass auch der Pokal bald zur Vergangenheit des deutschen Eishockeys zählen wird. Die Vertreter der Deutschen Eishockeyliga (DEL) und der ESBG, des Dachverbands der Zweiten Liga und Oberliga, wollen im Frühjahr darüber beraten. Dabei wird erst das sechste Finale ausgetragen.

Die Zweit- und Drittligisten möchten künftig keinesfalls auf ihre Spiele gegen die Branchengrößen verzichten. Auch unter den DEL-Clubs lassen sich die Gegner des Pokals gar nicht so leicht ermitteln. Am deutlichsten haben sich bislang die Hamburger Freezers positioniert. Sie haben den Antrag eingebracht, den Wettbewerb einstweilen auszusetzen. Er hat ihnen nur finanzielle Einbußen beschert. Pokalheimspiele sind den Freezers ein Graus. Ihre Hallenmiete ist hoch, das Publikumsinteresse hingegen nur sehr dürftig. Verlustfrei bleiben unter den DEL-Vereinen in der Regel nur die Finalisten. Aufgrund ihrer Endspielteilnahmen in den letzten Jahren zählt man die Kölner und Mannheimer zu den Befürwortern des Wettbewerbs.

Der Rest verhält sich ambivalent. "Das ändert sich täglich", sagt DEL-Geschäftsführer Gernot Tripcke. Die diesjährigen Finalisten zollen dem Wettbewerb höflich ihren Respekt. Die Frankfurt Lions kündigen auf ihrer Website für heute eine "große Pokalfinalnacht" an. Und Peter John Lee, Manager der Eisbären Berlin, spricht von einem "interesting event". Ein eindeutiges Bekenntnis zu diesem Cup kann man aber auch ihm nicht abringen. Der Pokal müsse reformiert werden, erklärt Lee. Da ist er sich mit den meisten in der Liga einig. Es wird auch schon ein Vorschlag diskutiert: Aus Vorausscheidungsturnieren vor Saisonbeginn sollen künftig gleich die Viertelfinalisten ermittelt werden. Die kostspieligen Heimspiele für die DEL-Clubs würden damit reduziert werden.

Lee fordert, man müsse den Wettbewerb zudem viel besser vermarkten. Aber wie will man Sponsoren finden, wenn es selbst DEL-Chef Tripcke schwer fällt, die Frage zu beantworten, ob der Pokal im nächsten Jahr noch ausgespielt wird. Dies hänge vor allem davon ab, so Tripcke, ob dem Weltverband wie geplant in der nächsten Saison die Einführung einer europäischen Champions League gelingt. Dann wird es schwierig, Termine für den Pokal zu finden. Dies ist schon jetzt aufgrund der auf 15 Vereine aufgeblasenen DEL kein leichtes Unterfangen. Die Eisbären mussten diese Saison noch im Pokalhalbfinale auf zwei ihrer Nationalspieler verzichten, weil diese für ein parallel stattfindendes Länderspiel nominiert wurden.

Gestört dürfte dies die Eisbären kaum haben. In der Vorsaison traten sie im Halbfinale in Köln noch mit Großteilen ihres Oberligateams an. Gegenüber den gut 10.000 Zuschauern, die dieses Spiel besucht haben, sei dies nicht fair gewesen, findet Tripcke.

Doch so richtig ernst nehmen auch die Fans den Pokal nicht. In Internetforen ist zu lesen, diese "Spaßveranstaltung" könne man ruhig abschaffen. Zum Finale kommen sie aber auch in Berlin. Der Wellblechpalast ist ausverkauft. Aus Frankfurt werden etwa 100 Fans erwartet. "Die Daheimgebliebenen", so das Angebot der Lions, können sich das Spiel in einer Sportbar in Sachsenhausen anschauen. Das hört sich nach einer überschaubaren Zahl an Pokalfreunden an.

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