Kennzeichnung von Lebensmitteln: Die SPD will die Ampel

Die Sozis wollen nun doch die Ampelkennzeichnung auf Lebensmitteln. Die Süßwarenindustrie lehnt Verantwortung für übergewichtige Kinder ab.

Hm lecker. Leider sind zu viele Schokoriegel ungesund. Bild: dpa

BERLIN taz Die SPD hat sich für die Einführung einer Ampelkennzeichnung auf Lebensmitteln entschieden. Das erklärte die SPD-Bundestagsabgeordnete Marlies Volkmer gegenüber der taz. "Wir werden auf die Union einwirken, um in der Koalition einen Konsens zu finden", sagte Volkmer. Es geht um den Kampf gegen Übergewicht: Lebensmittel sollen nach ihrem Kalorien-, Fett- und Salzgehalt mit einem roten, gelben oder grünen Punkt gekennzeichnet werden. Rot steht dabei für einen hohen, grün für einen niedrigen Wert. Vor Wochen hatte die SPD die Ampelkennzeichnung noch abgelehnt.

Überraschend ist der "Sinneswandel der SPD" für die Grünen. Die hatten bereits im Herbst vergangenen Jahres einen entsprechenden Antrag im Bundestag eingebracht, der mit den Stimmen von CDU, FDP und der SPD abgelehnt wurde. "Darüber bin ich schon wütend. Wenn die SPD jetzt aber wirklich mitzieht, ist das natürlich nur zu begrüßen", sagte die Grüne Nicole Maisch am Donnerstag der taz.

Besonders die Lebensmittelbranche wehrt sich energisch gegen die Ampel. Sie spricht von einer Diskriminierung einzelner Produkte und fürchtet daher Umsatzeinbußen. "Wir sind zwar für eine transparente Kennzeichnung unserer Produkte, die populistische Variante einer Ampel lehne wir aber strikt ab", sagte Dietmar Kendziur, Vorsitzender des Bundesverbandes der Deutschen Süßwarenindustrie (BDSI). Auch die Nährwertkennzeichnung in Tabellenform, die die Menge von Fetten, Zucker, Kalorien, Salz und Kohlenhydraten beinhaltet und von der EU und Verbraucherschutzminister Horst Seehofer (CDU) favorisiert wird, geht dem BDSI zu weit. "Man sollte sich auf das Wesentliche beschränken - die Kalorienangabe", so Kendziur. Ohnehin seien Süßwaren nicht für das Übergewicht von Kindern und Jugendlichen verantwortlich. "Nur sieben Prozent der Energie nehmen sie durch Süßes auf", sagt Kendziur, der sich auf die "Verzehrstudie I" bezieht, "die sicherlich schon etwas älter ist", wie der BDSI-Chef einräumt.

Tatsächlich sind die Daten dieser Studie 20 Jahre alt. Aktuelle Studien gehen von 10 bis 14 Prozent Süßem im jugendlichen Ernährungshaushalt aus. Das ist nach Backwaren der zweitgrößte Posten.

In Großbritannien wurde bereits vor zwei Jahren die Ampel eingeführt - auf freiwilliger Basis. "Erfolgreich", wie Andreas Eickelkamp von Foodwatch urteilt: "Die Ampelkennzeichnung führt dazu, dass die Hersteller ihre Rezepturen ändern werden." Einen roten Punkt wolle schließlich niemand. PAUL WRUSCH

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