Gegen Gewalt in Kolumbien: Marsch mit den Porträts der Toten

Hunderttausende Kolumbianer protestierten gegen rechte Paramilitärs und staatliche Gewalt. Sie kritisieren Straflosigkeit sowie die Gleichgültigkeit vieler Landsleute.

Auch in Medellin und anderen kolumbianischen Städten wurde demonstriert. Bild: dpa

BOGOTÁ taz In Bogotá sind am Donnerstag nach Angaben der Stadtverwaltung 200.000 Menschen auf die Straße gegangen, um gegen die Verbrechen rechter Paramilitärs und staatliche Gewalt zu protestieren. Die Demonstranten wandten sich gegen die Straflosigkeit - und die Gleichgültigkeit vieler ihrer Landsleute. Tausende skandierten Parolen gegen Präsident Álvaro Uribe.

In den letzten 25 Jahren wurden in Kolumbien rund 1.700 Indígenas, 2.500 Gewerkschafter und 5.000 Mitglieder der Linkspartei Patriotische Union ermordet. Vier Millionen Menschen flohen aus ihrer Heimat, die Paramilitärs eigneten sich mit Gewalt mehr als 60.000 Quadratkilometer Land an.

Viele Demonstranten hatten Porträts von ermordeten, "verschwundenen" oder verschleppten Angehörigen und Freunden umgehängt. Grauenvolle Kriegsszenen wurden als Straßentheater nachgestellt. Generalstaatsanwalt Edgardo Maya führte eine Gruppe marschierender Staatsbeamten an. Mitglieder der Stiftung "Freies Land" erinnerten an das Drama der Entführungsopfer und ihrer Familien. "Wir sind gegen jegliche Gewalt, gegen die der Paramilitärs, der Guerilla, aber eben auch gegen jene des Staates", rief Schriftsteller William Ospina. Ähnliche Kundgebungen fanden in rund 20 kolumbianischen und 80 Städten in ganz Amerika und Europa statt.

Unterdessen hat nach Ecuador und Venezuela auch Nicaragua die diplomatischen Beziehungen zu Kolumbien abgebrochen. Das erklärte Nicaraguas Präsident Daniel Ortega während eines Staatsbesuchs des ecuadorianischen Präsidenten Rafael Correa in Managua. Die Krise zwischen Kolumbien und seinen Nachbarn ist Hauptthema des Gipfeltreffens 19 lateinamerikanischer Staatschefs, das am Freitag in der Dominikanischen Republik begann.

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