Melodienklau-Vorwürfe an die No Angels: Plagiat? Nix da!
Beim Plagiat-Vorworf an die No Angels winkt Grand-Prix-Moderator Hermanns müde ab. Recht hat er. Und sie fahren doch zum Song Contest nach Belgrad.
BERLIN taz Grand-Prix-Moderator Thomas Hermanns lag schon jüngst richtig. Befragt, was er von den Plagiatsvorwürfen gegen die No Angels halte, antwortete er: Nach jeder deutschen Vorentscheidung gebe es irgendeinen, der kreischt und "Kopie" ruft. So geschah es auch dieses Jahr.
Stefan Raabs One-Performance-Wonder Steffi List hat mit "Breaking the silence" nicht die Vorlage für den Song "Disappear" geliefert. Es scheint sich möglicherweise sogar umgekehrt zugetragen zu haben: Das Lied der No Angels, mit dem sie vorigen Donnerstag die deutsche Vorauswahl zum 53. Eurovision Song Contest gewannen, ähnelt dem Lied von Steffi List tatsächlich - allerdings nur in wenigen Noten.
Aber, das ist die Pointe, das No-Angels-Lied war bereits im November dem NDR bekannt und veröffentlicht - das Lied, mit dem Steffi List am 10. Januar 2008 in Stefan Raabs alternativer Auswahl zur RTL-Show "Deutschland sucht den Superstar" auf die Bühne stieg, war später dran.
NDR-Fernsehunterhaltungschef Ralph Quibeldey erklärte, dass "Disappear" bereits im Januar 2006 komponiert, aber nicht veröffentlicht worden sei. "Außerdem hat sich niemand bei uns beklagt", teilte er mit - womit der ARD-Sender beruhigten Gewissens am Montag in Belgrad an der Auslosung der Startreihenfolge beim Contest für den 24. Mai teilnehmen kann.
Tatsache ist, dass das Steffi-List-Lied von einem Team produziert wurde, an dem auch Schweden beteiligt waren; "Disappear" hingegen stammt von einer dänischen Popmusikcrew. Und: Gewisse Noten scheinen sehr identisch, aber das No-Angels-Lied weist einen anderen Refrain auf - und wirkt nach dem Arrangement der Urmelodie moderner, schneller, MTV-kompatibler.
In den Foren von Eurovisionsfans rangiert der deutsche Beitrag weit oben: Die No Angels werden inzwischen als Mitfavoriten gehandelt.
Leser*innenkommentare
Matthias
Gast
Die Zeiten in denen ein Gewinner aus Deutschland, Frankreich oder Großbritannien kommen könnte sind längst vorbei.
Es gewinnt doch ohnehin wieder ein Land der ehemaligen UdSSR oder eins der ehemals jugoslawischen Länder.
(siehe auch letztes Jahr: Die ersten 16 von 24 Plätzen waren doch recht eindeutig verteilt...)
Thilo Koldehoff
Gast
Die Wahrheit liegt wie so häufig in der Mitte. Von breiter Ablehnung kann ebenso wenig die Rede sein wie von einer Favoritenrolle. Der Tenor der Foren geht eher in die Richtung "gar nicht mal so übel".
Michael Stember
Gast
Die No Angels werden gemäß diverser Internetforen keineswegs als Favoriten gehandelt. Alleine die Kommentare bei YouTube sprechen für sich: Das einfallslose Liedchen wird überall belächelt und stößt auf breite Ablehnung.