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Akademiker bei der Arbeitsagentur"In Waiblingen hätten Sie eine Chance!"

Arbeitsagenturen sind schnell mal überfordert. Vor allem, wenn es um die Vermittlung von Akademikern geht. Häufigste Antwort: "Keine Ahnung". Ein Fall aus Berlin.

Kann auch Akademikern blühen: Mit der Bewerbungsmappe im Arbeitsamt unterwegs Bild: dpa

"Machen Sie sich selbstständig", sagt Herr K. "Ich bin doch schon selbstständig", sage ich. "Machen Sie sich noch mal selbstständig", sagt er.

Herr K. ist ein kleiner, schmaler Mann mit einer runden Brille und exakt in der Mitte gescheiteltem Haar, das er glatt zu beiden Seiten gekämmt hat. Herr K. ist Arbeitsvermittler in der Arbeitsagentur in Berlin. Er ist mein Arbeitsvermittler. Aber Herr K. und ich passen nicht zusammen. Ich bin seit zehn Jahren freie Journalistin. Zwischendurch hatte ich eine kleine Stelle angenommen, ein paar Stunden in der Woche für ein schlankes, aber sicheres Festgehalt. Jetzt war die Stelle ausgelaufen. Glück hatte sie mir trotzdem gebracht: Im Laufe der Jahre hatte ich mir das Anrecht auf Arbeitslosengeld erwirtschaftet. So kam ich zu Herrn K.

Jetzt will mich Herr K. "wieder fit machen für den ersten Arbeitsmarkt". Aber das ist nicht so einfach. "Die Prognosen für Sie sind nicht günstig", sagt Herr K. Er dreht seinen Flachbildschirm zu mir herum, ich starre auf ein Konglomerat aus Städtenamen und Zahlen. Herr K. lässt seinen Kugelschreiber von oben nach unten gleiten, er stoppt bei Berlin: "Hier sind 393 Journalisten arbeitslos gemeldet, aber nur 138 konnten wir in jüngster Zeit vermitteln."

Berlin ist zwar eine Medienstadt, aber ich habe noch nie gehört, dass Zeitungen, Verlage, Rundfunk- und Fernsehsender Journalisten über das Arbeitsamt rekrutieren. "Da sind auch welche dabei, die mal kurzzeitig, so für zwei Monate oder weniger, einen Job bekommen", sagt Herr K.

Herr K. klickt die nächste Statistik an. "Bei den Redakteuren", sagt er, "sieht es besser aus. Hier haben wir 487 Arbeitslosenmeldungen, 772 konnten eingestellt werden." Wie das rechnerisch funktioniert, hätte mich zwar brennend interessiert, aber ich will etwas anderes wissen: "Wie definieren Sie denn den Unterschied zwischen Journalist und Redakteur?"

"Keine Ahnung", sagt Herr K.

Er gibt mir meine Unterlagen zurück, die er einen Monat zuvor streng eingefordert hat: Lebenslauf, Zeugnisse, Studienabschlüsse. Ich bin irritiert. "Wir wollten nur mal prüfen", sagt Herr K., der Sachbearbeiter, "ob Sie in der Lage sind, eine Bewerbung zu schreiben." Ich befinde mich in der Abteilung der Agentur, die für Akademiker zuständig ist.

Im Fragebogen der Agentur sollte ich auch einen Umschulungswunsch angeben. Ich habe "Profilerin" eingetragen. Ich gehe nicht ernsthaft davon aus, dass mich die Arbeitsagentur zu einer Kriminalpsychologin umschult. Aber dieser Beruf interessiert mich wirklich, als Journalistin befasse ich mich viel mit den Abgründen der menschlichen Seele. "Was ist denn eine Profilerin?", fragt mich Herr K.

Dann schaut er wieder auf seinen Bildschirm. "In Waiblingen", sagt er, "gibt es nur 11 arbeitslose Redakteure. Da hätten Sie eher eine Chance." Ich atme tief durch: "In Waiblingen." Herr K.: "Genau dort. Denken Sie mal drüber nach. Wenn Sie in Berlin bleiben, haben Sie nur eine Chance: sich selbstständig machen." Dann gibt mir Herr K. einen neuen Termin.

Einen Monat später. Diesmal begrüßt mich Herr K. mit Handschlag und fragt: "Na, wie sieht es aus? Waren Sie erfolgreich?" Meine Antwort wartet er erst gar nicht ab, denn er hat eine Überraschung für mich: einen Besuch bei einer Jobbörse, die im Auftrag der Agentur nach freien Stellen Ausschau hält. "Auch für Akademiker?", frage ich. "Keine Ahnung", sagt Herr K. "Aber das Projekt hat eine Ausschreibung gewonnen."

Das "Projekt" besteht aus drei Mitarbeitern und wird von Frau L. geleitet. "Eigentlich vermitteln wir eher finanztechnische und gewerbliche Berufe. Aber Akademiker machen wir auch", sagt sie. "Als Erstes bauen wir Ihnen mal eine europäische Bewerbung." Sie öffnet in ihrem Computer das "Arbeitsmarkt-Portal" und legt ein Profil für mich an. Sie trägt meinen Namen und noch ein paar andere Daten ein, dann klickt sie verschiedene Buttons an: Lebenslauf, Zeugnisse, Mobilität, Kenntnisse und Fähigkeiten. "Das müssen Sie alles ausfüllen." Unter "Selbsteinschätzung", erklärt sie, dürfe ich viele von den vorgeschrieben Eigenschaften ankreuzen, aber insgesamt nur fünf. Ich überlege, ob ich mir eher Gelassenheit zuschreiben sollte oder Zweckmäßigkeit. Aber auch klare Zielsetzung, Ehrlichkeit oder Mut finde ich passend für jede Bewerbung in jedem Beruf.

Frau L. lässt ihre Maus flitzen: "Wenn Sie hier klicken, ist alles gespeichert. Und wenn Sie da klicken, kommen Sie …" Ich nicke, ich habe verstanden. "Aber das hier muss ich Ihnen noch zeigen: Hier sehen Sie, wie viele Punkte Sie haben." Punkte? "Jetzt haben Sie erst 3 von 100. Es steht ja noch nicht viel zu Ihnen drin. Je mehr Sie über sich ins Portal eintragen, umso mehr Punkte bekommen Sie." Sie strahlt: "Verstehen Sie?" Und schiebt hinterher: "Wenn alles drin ist, haben Sie 90 Punkte. Mehr geht sowieso nicht." "Warum sind dann 100 angegeben?" Sie zuckt mit den Achseln: "Die Software ist so gebaut."

"Und was machen Sie mit meinen Daten?" Frau L. strahlt wieder: "Kaltakquise." "Kaltakquise?" "Ich biete Sie bei den Medien an." Mir rieselt es kalt den Rücken runter. "Oh, nein, tun Sie das nicht", rufe ich: "Das ist total sinnlos." Ich erkläre ihr die Lage auf dem Medienmarkt und auch, warum ich bei ihr sitze. Frau L. sieht mich an, als leide ich an einer schlimmen Krankheit.

Mein Blick fällt auf das Informationsblatt, mit dem das Projekt, ein "beauftragter Dritter". für sich wirbt: "Wir sind erfahrene Arbeitsvermittler mit fundierten Arbeitsmarktkenntnissen und unterstützen Sie gerne in folgenden Bereichen: Analyse Ihres Bewerberprofils, Erstellen von Bewerbungsunterlagen, Vorbereitung auf Vorstellungsgespräche. Weitere Angebote sind: Telefontraining, Motivationstraining, Internetrecherche."

Ein Bewerbertraining konnte ich gerade noch abwenden.

Wieder zu Hause, schaue ich in meine Mailbox. Frau L. hat drei öffentlich ausgeschriebene Stellenangebote an mich weitergeleitet. In der ersten sucht ein Rundfunksender für seinen Besucherdienst "eine freundliche Person, die Besuchergruppen durch unser Haus führt." In der zweiten wirbt ein Düsseldorfer Unternehmen um einen technischen Redakteur für das Erstellen von Bedienungs- und Reparaturanleitungen und des Ersatzteilkatalogs. Das Unternehmen fordert eine "Ausbildung im Maschinenbau als Meister". Die dritte ist überschrieben mit "Türkischer Redakteur gesucht". Sie ist leer.

Demnächst habe ich wieder einen Termin bei Frau L. Und auch einen bei Herrn K. Das Treffen mit Frau L. sage ich ab. Und Herrn K. werde ich fragen, wie ich mich ein zweites Mal selbstständig mache.

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14 Kommentare

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  • N
    Nadin

    Die vermittler bei der ARGE in Hamburg kennen nur ein Wort: 1-EURO-Job. Den kriegen sie intern nämlich unhinterfragt durch. Wenn jemand aber etwas machen will, was nicht in diese Easy-Going-Kategorie liegt, dann fängt die Ratlosigkeit an. Ich habe einen Bekannten, dessen Vorfahren vor 200 oder 300 Jahren aus Frankreich kamen, bei der ARGE wollte ihn die Beraterin zum Immigranten machen, weil sie dann ihn in Maßnahmen hätte stecken können, die normalerweise nicht zur Verfügung stehen.

    Dass Akademiker speziell ausgebildet sind und nicht unbedingt überall und nirgendwo passen, widerspricht leider dem Gesetz, dass besagt, dass jede Arbeit akzeptabel für Menschen ist. Insofern hat die Autorin sogar noch Glück, denn die Vermittler hätten sie auch zum Hamburger-Grillen oder zum Anzeigenverkäufer beim Lokalblatt verdonnern können. Dass zu einer Arbeit ein Wille und eine Motivation gehören, dass ist der ARGE fremd. Die Leute dort sind meist in Lehrgängen auf die Schnelle geschult und habe gerade in Kaltakquise von Betrieben für Arbeitslose so gut wie keine Ahnung. Aber Leute, die wirklich gut Kaltakquise machen können, die verdienen im Vertrieb meist sehr gut. Warum sollten sie auch bei der ARGE aufschlagen?

    Ich denke, dass die ARGE sowieso eine Behörde ohne Qualität ist. Bei Akademikern wird das sehr deutlich, aber bei vielen anderen Arbeitslosen läuft das ähnlich ab: Die werden einfach in den 1-EURO-Job, das Immigrantenprogramm oder der (meist erfolglose) ARGE-Coach geschickt. Gerade beim Thema Weiterbildung stellt sich aber raus, dass viele Wünsche nicht berücksichtig werden können, weil die Mitarbeiter gar nicht wissen, dass sie die Möglichkeit dazu haben. Nicht von ungefähr steht der 1-EURO-Job so hoch im Kurs bei den Vermittlern ...

  • D
    Detektor

    Ich glaube, dass viele Geisteswissenschaftler, die hier ihren Unmut gegen die Agentur für Arbeit richten, sich eigentlich gegen die Arbeitgeber auflehnen müssten.

     

    Schließlich sind diese es, die keine "überqualifizierten" Mitarbeiter haben wollen, wohl in der Angst, dass die in der Regel hervorragend qualifizierten Geisteswissenschaftler eine ernstzunehmende Konkurrenz für die lieben Führungskräfte darstellen könnten und vielleicht nicht so formbar sind wie ein Bürokaufmann etc.

     

    Tipp: Seid bei der Arbeitssuche kreativ, die Agentur kann ggf. mit Weiterbildungen (z.B. SAP) weiterhelfen.

     

    Ein Agenturmitarbeiter.

  • H
    hlag

    Naja, läöstig ist eigentlich nur, dass die irgendwie glauben, mitspielen zu müssen.

     

    Im Ernst: Weder dass ich (als Arbeitgeber), Lust hätte, bei denen nach einem Mitarbeiter zu suchen, noch dass ich jemanden, der von denen geschickt wird, als potentiell interessant betrachte. Erfahrungsgemäß überwiegend Karteileichen...

    Suchen wir doch einfach qualifizierte Stellen und qualifizierte Bewerber dort, wo es welche gibt:

     

    Monster.de, Tageszeitungen o. ä.

     

    Vertsehe sowiso nicht, wie die in ihre online-Arbeitsvermittung 65 Millionen Euros pumpen konnten. Für ein Prozent des Budgets hätten wir denen was funktionierendes gebaut und uns noch raffgierig gefühlt.

     

    Hach ja, das Arbeitsamt...

  • D
    Dango

    Dieselben Erfahrungen habe ich auch gemacht, trotz abgeschlossener Berufsausbildung und mehrjähriger Berufserfahrung vor dem Studium, mehrjähriger Auslandserfahrung, Magister in Germanistik und Anglistik. Wer nicht in eine von der Arbeitsagentur definierte Kategorie passt, hat insofern verloren, als dass einem dort schon mal nicht geholfen werden kann.

    Dass ich dem freundlichen (aber hoffnungslos überforderten) Mitarbeiter noch die Fehler bei der Erstellung eines Musteranschreibens für potentielle Arbeitgeber korrigieren musste, ist besonders pikant.

    Man fühlt sich, auf gut Deutsch, ziemlich veräppelt, wenn man als fertig studierter Geisteswissenschaftler mit Berufserfahrung entweder gar keinen Job kriegt, sich von Praktikum zu Praktikum hangelt, Nachhilfe gibt (aber nicht zuviel, sonst wird Leistung gekürzt), oder erfährt, was bei VW am Band gezahlt wird.

    Geisteswissenschaftler sind - wie oben schon jemand erwähnt hat - auch nach dem Jahr der Geisteswissenschaften (weiss jemand, was oder ob das etwas bewirkt hat?) nicht gefragt. Das Beste ist allerdings, wie man immer belehrend darauf hingewiesen wird, dass man schlicht und ergreifend 'das Falsche' studiert habe, und infolgedessen an der Misere selbst schuld sei.

    Hätte man denn wenigstens BWL mitstudiert, wäre man wenigstens konform genug, überhaupt berücksichtigt zu werden.

    Wenn also jemand nen Job im Saarland weiss (kann hier, familiär bedingt, nicht weg), sagt bitte Bescheid... :)

  • D
    Dummi

    @ chisroph (kriegst mehr feedback als du verdienst) Da hat wohl jemand die Ironie meines Beitrags nicht erkennen können. Bin damals gezwungen gewesen, mich beim Arbeitsamt (heißt anders, ist aber dasselbe) zu melden, wollte aber keinen job. von denen jedenfalls nicht. warum nenne ich mich wohl dummi, christoph? wollte nur darstellen, dass dieses ominöse amt mit leuten wie mir oder lisa überfordert ist. um dich ruhig zu stellen, christoph, ich habe jetzt einen job, der bombenfester als deiner ist, hundertprozent. verrate ich nicht, natürlich. was mir am herzen lag, ist die tatsache, dass in dieser unserer gesellschaft die geisteswissenschaft trotz eines für sie gewidmeten jahres keine rolle spielt. sie ist nicht erforderlich. sie ist unwichtig. wirtschaft - da arbeite ich gerade - ist das einzige, was wert hat. wo du arbeitest, weiß ich nicht, wie auch. was empörend wirkt, ist geringschätzung der geisteswissenschaft. diese geringschätzung legst auch du christoph an den tag. weil du sie als vernachlässigenswerte attitüde betrachtest. mich hat mal jemand gefragt, wozu man denn literaturwissenschaftler benötige - lieber christoph, bitte gib mir eine antwort.

  • J
    jox

    Möglicherweise hat die Autorin in der realen Welt tatsächlich bessere Chancen, sich weiter als Profilerin zu profilieren und zu entwickeln. Immerhin zeigt diese schöne Reportage schon eine Art "Täterprofil" der beteiligten Vermittler. Auch wenn deren Verhalten wohl noch keine Straftat ist - ärgerlich ist es schon.

    Mich ärgert vor allem, dass viele der offenbar fest angestellen Arbeitsamtler das Problem "Arbeitslosigkeit" als reine Verwaltungstätigkeit auffassen und die Arbeitslosen so behandeln als kämen sie von einem anderen Planeten.

    Und mich ärgert, dass man hierzulande noch wie im Mittelalter erwartet, dass jemand nur in dem Beruf arbeiten kann, für den er offiziell & formal qualifiziert wurde.

    Einmal hatte ich selbst allerdings Glück und kam an einen Vermittler, der die Welt des akademischen Präkariats wohl schon aus eigener Erfahrung kannte und derzeit nur in Teilzeit sein Brot im Amte verdiente. Der fragte mich tatsächlich: "...und als was möchten Sie eigentlich arbeiten?"

  • C
    christoph

    @lisa

    Ohgott, Du musstest ihn selbst drauf hinweisen, für welche Jobs Du Dich interessierst?

     

    die Frage die sich mir da aufdrängt: Ist es Aufgabe des Arge-Mitarbeiters, herauszufühlen, nach welchen Jobs sein Gegenüber denn sucht? Die Arge versteht sich als Vermittler, nicht als Berufs-oder Studienberater. Und fragen muss man sich auch, wenn es dann so sauer aufstößt, dass entsprechendes Backroundwissen zu den akademischen Karrieremöglichkeiten fehlt, ob denn Jobvermittler mit Uniabschlüssen gebraucht werden und entsprechend auch bezahlt werden sollen oder ob man nicht von Akademikern entsprechende Zuarbeit erwarten kann, wenns schließlich um die eigene Zukunft geht.

     

    Die listig hochgezogene Augenbraue ob der bildungsmäßigen Überlegenheit sei Dir mal gegönnt, weiter bringt es Dich vermutlich nicht.

  • L
    lisa

    @christoph: "...Leuten wie Dummi, die nach Gefühl und Interesse studieren und dann vom Arge-Mitabeiter erfahren wollen, welchen Job sie denn nun machen sollen bzw. können."

     

    Darf ich fragen, woraus du den Schluss ziehst, dass "Dummi" nach Gefühl und Interesse studiert hat und keine Vorstellung davon hat, was er/sie machen will? Ich kann das aus "Dummi"s Kommentar nicht ableiten. Oder spielst du auf die Suchmaskeneingabe des "Fallmanagers" an? Mir ging es da ähnlich. Musste den "Fallmanager" dann darauf aufmerksam machen, er möge vielleicht mal nach "Lektor/in", "Wissenschaftliche/r Assistent/in", "Übersetzer/in" etc. (alles Jobs, für die ich mit meinem Abschluss/meinen Praktika qualifiziert wäre) schauen anstatt "Anglist/in (Uni)" einzugeben.

  • PV
    Peter v. K.

    @ christoph: Glaubst Du wirklich, dass es solche Leute wie Dummi gibt? Kann ich mir nicht vorstellen...

    Das wäre doch die totale Zeitveschwendung. Direkt beängstigend.

  • C
    christoph

    ich kann Verdruss und Ärger motivierter Leute, die vor den Kopf gestoßen werden, gut verstehen. Liegt aber vielleicht auch ein wenig an Leuten wie Dummi, die nach Gefühl und Interesse studieren und dann vom Arge-Mitabeiter erfahren wollen, welchen Job sie denn nun machen sollen bzw. können. Ab und an muss man sich wohl auch mal selbst kümmern, auch wenn man durch besonders feines Sprachgefühl geadelt ist.

  • D
    Dummi

    Man kann sich da nur anschließen. Vielleicht liest ja jemand vom Arbeitsministerium mit und kommt auf die Idee, die Arbeitsvermittler auf ihre akademische Klientel vorzubereiten. Obwohl es viel besser ist, die Akdemiker auf die sogenannten Agenturen vorzubereiten.

    Wenn man allerdings vorhat, nicht zu arbeiten, ist man als Akademiker bei den Agenturen hervorragend aufgehoben. Der Agent nimmt dort allenthalben an, es gäbe einen Beruf "Finno-Ugrist" oder "Romanist" und gibt das dann treuselig in die Suchmaske ein. Eine fast hysterisch zu nennende Verblüffung schlägt einem da entgegen: "Keine Einträge!" Und man wird entlassen und kann sich wieder auf die Bärenhaut legen.

    Auf Dauer wird das natürlich auch langweilig, weil ein akademischer Geist hungrig auf Neues ist. So will man sich dann neu orientieren - eben auch fachfremd arbeiten, da heißt es: "Keine Chance, sie sind ja ungelernt!" Da bleibt einem schon mal die Spucke weg. Der Begriff allein ist umwerfend für einen Akademiker, der gerade seine Prüfungsphase mit 3 mdl. und 3 schrftl. Prüfungen inkl. Abschlussarbeit hinter sich hat. Er bedeutet natürlich "sie haben keinen erlernten Beruf", was übrigens gar nicht falsch ist, denn die wenigsten akademischen Grade sind ja auf enen bestimmten Beruf zugeschnitten.

    Eben genau darin liegt der Grund für die Unfähigkeit der Arbeitsagenturen, den Akademikern zu helfen: sie konzentrieren sich auf den Arbeitsmarkt der klar definierten Berufsgruppen. Und so denken auch die Agenten. Kein Wunder, dass man angeschaut wird als sei man soeben unbemerkt übergeschnappt, wenn man anmerkt, man könne als Literaturwissenschaftler immer noch einen Doktor machen, wenn man wollte. Doktor? Mit Büchern? Will der ne Buchklinik aufmachen?

    Fazit: einen Job findet ganz bestimmt nicht beim Arbeitsamt - ups - bei der Arbeitsagentur. Amt war irgendwie ehrlicher - da wusste man von vornherein, da sich nichts ergeben würde...

  • CO
    Charly Omega

    Die "Arbeitsagentur" heißt "Arbeitsagentur" weil sie ihren "Kunden" Arbeit macht!

  • L
    lisa

    Ein dringend notwendiger Artikel! "Umgang mit dem Arbeitsamt" sollte Pflichtfach an der Uni werden. Denn wer's nicht selbst erlebt hat, der glaubt's auch nicht. Als Geisteswissenschaftlerin hatte ich mit Arbeitsagentur und ArGe kurz nach meinem Abschluss auch Spaß. Z.B.: "Ihre Prognose sieht schlecht aus, weil sie keine Berufserfahrung haben". Durchgängig 4 Jahre Hilfskraftstelle, Tutorin, Bibliotheksaufsicht und mehrere Praktika zählten da nicht...

     

    Was einem gerade als Akademiker bei diesen Behörden geboten wird, ist an Inkompetenz und Realitätsferne oft nicht mehr zu überbieten. Ich hoffe jedenfalls, dass Sie bald nicht mehr zu dem Verein hin müssen.

     

    Ich selbst habe jetzt übrigens ein Jahr nach meinem Abschluss eine Stelle gefunden.

     

    Im Ausland.

  • H
    Hobbes

    Sie sprechen mir aus der Seele.

     

    :-)

     

    Ehemalig "arbeitssuchender" Geisteswissenschaftler