piwik no script img

Regional-Ableger geplantZoff bei Indymedia

Freiburger AktivistInnen werfen dem linken Mediennetzwerk vor, zu wenig aktiv zu sein - und planen einen regionalen Südwest-Ableger.

Mehr Mut bei der Anprangerung von Neonazis gefordert: Indymedia-Homepage Bild: Screenshot www.indymedia.org

"Don't hate the media - become the media": Was beim G8-Gipfel in Köln 1999 das Gründungsmotto der inzwischen weltumspannenden linken Nachrichtenseite indymedia.org war, beherzigen auch linke Nachrichtenaktivisten aus dem Freiburger Raum. Sie bauen derzeit unter dem Namen "Linksunten" ein regionales indymedia, oder genauer "Independent Media Center" (IMC), für Südwestdeutschland auf. Vom 23. bis 25. Mai gibt es ein Gründungstreffen im Autonomen Zentrum Freiburg.

Was auf den ersten Blick als leichtes Unterfangen wirkt, wird in der schnböden Realität komplizierter - und politisch. Denn auch das "Grassroots"-Projekt indymedia ist nicht so basisdemokratisch, wie es sich der unbedarfte Nutzer vorstellt. oder wie es sich die "Linksunten"-Aktivisten erhoffen. Auch auf Indymedia wird moderiert, entscheiden "Moderatorenkollektive" über prominente Platzierungen auf der Startseite des deutschen Web-Angebots.

Zudem beklagen einige aus der "Linksunten"-Gruppe, das bestehende deutsche Indymedia-Netzwerk sei zu wenig aktiv: Es müsse mehr Mut zeigen, etwa bei der namentlichen Anprangerung von Neonazis. Und schließlich wurde im Frühjahr die Freiburger vom Moderatorenkollektiv ausgeschlossen. Die Gründe dafür sind schwer zu recherchieren, zu vage ist die Gesprächsmöglichkeit mit den Machern des bestehenden "gesamtdeutschen" Indymedia-Netzwerks und mit den Leuten von "Linksunten". Denn kommuniziert wird ausschließlich über Mailinglisten samt Aliasnamen.

Die Freiburger verweisen nun auf die USA, Italien oder Großbritannien, wo es schon seit langem regionale IMCs gibt, während die deutsche Nachrichten derzeit "zentralistisch" organisiert werden. Ein Regionalprojekt in Nordrhein-Westfalen war schon mal gescheitert, "Linksunten" ist ein neuer Anlauf, der diesmal zugleich auch eine starke "Offline"-Anbindung zu den Menschen vor Ort schaffen will.

Gewarnt wird innerhalb der Gruppe aber auch vor den Folgen einer Aufspaltung des deutschen Indymedia-Netzwerks: "Auch Dezentralisierung ist kein Wert an sich; die Gefahr besteht, dass man im Medienrauschen untergeht und eine schon bestehende Infrastruktur dupliziert wird."

MAX HÄGLER

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen

2 Kommentare

 / 
  • TS
    Thomas Seibold

    "Stefan Thieme" spielt also "beleidigte Leberwurst":

     

    http://lists.indymedia.org/pipermail/imc-germany/2008-May/0519-ox.html

  • ST
    Stefan Thieme

    Der Artikel ist leider nicht das, was ich unter seriösen Journalismus verstehe. Der Artikel ergreift in einer internen Streiterei eines Netzwerkes Partei, wobei der Autor selbst zugibt, keinen Einblick in diese Streiterei zu haben. Der zweite Teil besteht aus beleidigte-Leberwurst-spielen.

    Würde denn die taz jede interne Streiterei, in derem Gefolge eine kleine Gruppe gehen müsste, sofort an die Große Glocke hängen und alle Interna nach außen kehren?

    Als regelmässiger User von Indymedia komme ich zum Schluss, daß es bei diesen Streit um etwas anderes geht. Da geht es eher um eine kleine Antifagruppe aus Freiburg (hätte der Autor an der URL für linksunten.indy erkennen können) die bei Indymedia mitmachen wollte, jedoch nicht in der Lage war Konsensentscheidungen mitzutragen. Lieber wurde Zank gesucht.

    Weiter: Wie ist das zum Beispiel mit den Antifa-Outings zu verstehen? Sind damit die sinnlosen Postings "ich habe hier ein Foto von jemanden, der wahrscheinlich ein Nazi ist und seine Telefonnummer auch. Ruft ihn alle an!" gemeint? Die werden doch von den Moderatoren zurecht rausgenommen.

    Weiterer Kritikpunkt am Artikel: der Autor scheint nicht zu verstehen, worum es bei diesen Netzwerken tatsächlich geht. Hoffen wir, daß der nächste Artikel besser wird.