Unter Beobachtung

Wenn man gar keine Risiken mehr eingeht, muss man die Arbeit einstellen.“ So begründete Klaus Allofs, damals noch Manager bei Werder Bremen, die Entscheidung, den niederländischen Nationalspieler Eljero Elia zu verpflichten. Bis Werders neuer Mut zu überraschenden Lösungen belohnt wurde, dauerte es dann aber – bis zum 19. Spieltag. Mit großartigen Dribblings bereitete der 25-Jährige beim 2:0-Sieg gegen Hannover 96 die Treffer von Nils Petersen mit vor.

Als der klassische Flügelstürmer Anfang der Saison von der Ersatzbank bei Juventus Turin für 5,5 Millionen Euro an die Weser wechselte, bedeutete das sportlich zunächst die Abkehr vom alten, zentrum-orientierten Spielsystem. Mit Marko Arnautovic, seinem alten Kumpel von Twente Enschede, sollte Elia im neuen 4-2-3-1-System die Flügelzange bilden. Die Presse begrüßte ihn allerdings eher skeptisch, seit einem missratenen Gastspiel beim HSV vor zwei Jahren trägt Elia den Stempel „Problemprofi“: In Hamburg hatte er sich am Ende einer längeren Verletzungspause tätowieren lassen – eine folgende Entzündung verlängerte seinen Krankenstand. Er selbst fühlte sich von den HSV-Ärzten schlecht behandelt, verärgerte am Ende auch noch die Fans mit lustlosen Auftritten.

So galt er nach Ailton, Diego und Arnautovic als weiterer Klient der – so die Süddeutsche Zeitung – „Erziehungsanstalt namens Werder Bremen“. In der Tat verfügt wohl kein Bundesliga-Klub über mehr Erfahrung bei der Integration in Verruf geratener Spieler als Werder. Wie im wirklichen Leben haben es auch im Fußballgeschäft stigmatisierte junge Menschen schwerer als andere: Elia spielte ja nicht etwa schlechter als Fritz, Petersen oder Prödl. Er kämpfte, arbeitete nach hinten, hatte nach vorn immer wieder gute Aktionen und murrte nicht, wenn er regelmäßig nach 75 Minuten ausgewechselt wurde. Das einzige, was man ihm vorwerfen konnte, war, dass er kein Tor erzielte.

Aber anders als bei Fritz, Petersen und Prödl wurde Trainer Schaaf im Fall Elia früh nach dem Ende seiner Geduld befragt und der erste schlagzeilenkräftige Ausraster des Spielers fast herbeigesehnt. Als der nicht kam, wurden die Geschütze heftiger. „Jetzt hat Elia endlich getroffen – leider nur einen Beton-Klotz“, wurde sein Mini-Crash bei Glatteis betitelt. Elia aber blieb sogar ruhig, als Schaaf ihn ausgerechnet gegen den HSV 90 Minuten auf der Bank schmoren ließ.

Durch seinen überzeugendem Auftritt gegen Hannover 96, bei dem er erstmals für Arnautovic auf dem rechten Flügel spielte, hat Eljero Elia seine Kritiker nun erst mal verstummen lassen. Ob er aber dauerhaft gerecht beurteilt wird?  RLO