Supermärkte machen Milch teurer: Aldi gibt sich großzügig

Aldi und Lidl erhöhen die Preise für Milch um bis zu zehn Cent. Das gilt als Signal für andere Discounter. Die Bauern sind aber skeptisch, ob die Molkereien das auch an sie weitergeben.

Milch wird teurer. Noch sind die Bauern skeptisch, ob das auch bei ihnen ankommt. Bild: ap

BERLIN taz Mit ganzseitigen Anzeigen informierte der Lebensmittel-Discounter Aldi am Dienstag zur Abwechslung mal über Preiserhöhungen - statt wie sonst üblich über Sonderangebote: Der Liter Milch soll sieben Cent mehr kosten. Und dann wirbt die Kette doch wieder für sich: Ihren Lieferanten wolle sie aber zehn Cent zahlen. Das macht eine Spanne von drei Cent. Jutta Weiß vom Bund Deutscher Milchviehhalter (BDM) hofft zwar, dass diese Entwicklung auch langfristig anhält. Sicher ist sie sich aber nicht. "Die Geste ist richtig", sagt sie nur.

Auch in anderer Hinsicht führt die Preiserhöhung bei den Bauern zu Zweifeln: "Wir müssen sehen, wie viel die Molkereien von der Preiserhöhung noch abschöpfen." Zwar verspricht der Verband der Milchindustrie, der die Molkereien vertritt, dass seine Mitglieder den Aufschlag durchreichen werden. "Alles, was die Molkereien an zusätzlichen Erlösen erhalten, geht direkt an die Bauern", sagt Sprecher Michael Brandl. Doch Jutta Weiß bleibt skeptisch. "Die genossenschaftlichen Molkereien haben die ganze Zeit gegen die Bauern gearbeitet", kritisiert sie. "Warum sollte das jetzt anders sein?" Der überwiegende Teil der rund 200 Molkereien in Deutschland ist genossenschaftlich organisiert. Das gibt aber noch nicht jedem Bauern ein klares Mitspracherecht - der Vorstand legt den Preis fest.

Neben Aldi kündigten auch Lidl und Kaufland von der Schwarz-Gruppe, sowie Rewe und Edeka Preiserhöhungen um zehn Cent pro Liter Trinkmilch an. Butter soll bei einigen der Einzelhandelsketten um 20 Cent pro 250 Gramm steigen. Beim Discounter Plus, der mehrheitlich zu Edeka gehört, soll ein Liter Milch sieben Cent mehr kosten. Andere Händler wollen zunächst abwarten, wie sich der Markt entwickelt. Experten werten jedoch gerade die Preiserhöhungen der Discounter Aldi und Lidl als Signal für die ganze Branche. Sollten die Preiserhöhung nicht bei den Bauern ankommen, gebe es einen neuen Lieferstopp - drohen die Bauern bereits jetzt. Innerhalb "sehr kurzer Zeit" ließen sich die Milchbauern wieder mobilisieren, so Weiß.

Allerdings steht ihr Verband jetzt schon unter Beobachtung des Bundeskartellamts. Das hat in der vergangenen Woche Ermittlungen wegen Aufrufs zum Boykott eingeleitet. Derzeit liegt der Fall für eine Stellungnahme bei dem Verband. Darüber hinaus soll es ab Donnerstag erste Gespräche zwischen den Beteiligten des Milchmarktes und dem Kartellamt geben. Dabei wollen sie debattieren, ob und wie der Markt neu geregelt werden kann.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.