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US-Grüne stellen eigene Kandidatin aufBlack Power für Ökos

Die ehemalige demokratische Abgeordnete Cynthia McKinney tritt bei den Präsidentschaftswahlen für die Grünen gegen McCain und Obama an.

Cynthia McKinney erklärt ihre Bewerbung um eine Präsidentschaftskandidatur für die Grünen auf YouTube. Bild: screenshot: youtube

BERLIN taz Weitgehend unbemerkt von der US-amerikanischen und der Weltöffentlichkeit haben am Wochenende die US-amerikanischen Grünen ihre Spitzenkandidatin für die Wahl zur Präsidentschaft im November nominiert. Die ehemalige demokratische Kongressabgeordnete Cynthia McKinney aus Georgia tritt erstmals für die Grüne Partei der USA an. Ihre Vizepräsidentschaftskandidatin ist die 36-jährige Journalistin und Hiphop-Aktivistin Rosa Clemente aus Brooklyn, New York.

Damit stellen die Grünen zwei nichtweiße Frauen als Kandidatinnen - ein Novum. Ihren größten Wahlerfolg auf nationaler Ebene konnte die 1985 gegründete Partei bei den Wahlen im Jahr 2000 feiern, als sie mit Spitzenkandidat Ralph Nader, einem in den USA bekannten und respektierten Verbraucheranwalt und Aktivisten, antraten. 2,7 Prozent der WählerInnen gaben ihm ihre Stimme - und wenn damals auch nur die Hälfte von ihnen stattdessen den Demokraten Al Gore gewählt hätten, so jedenfalls der Vorwurf, den Nader und die Grünen seither nicht mehr loswerden, wäre George W. Bush niemals Präsident geworden.

So war der größte Wahlerfolg auch gleichzeitig die größte Niederlage für die US-Grünen. 2004 trat Nader - genau wie in diesem Jahr - als unabhängiger Kandidat an, und der grüne Kandidat David Cobb konnte nur noch rund 120.000 Stimmen landesweit für sich verbuchen, das waren irrelevante 0,1 Prozent.

Es wäre zumindest erstaunlich, wenn es diesmal mehr werden sollte. Die 53-jährige Cynthia McKinney ist kein politisch unbeschriebenes Blatt. 1992 wurde die schwarze Politikerin erstmals ins US-Repräsentantenhaus gewählt. Bis 2002 konnte sie sich in ihrem überwiegend von AfroamerikanerInnen bewohnten Wahlbezirk in den Vororten Atlantas immer wieder durchsetzen. Doch bei den ersten Wahlen nach den Anschlägen vom 11. September verlor sie die Vorwahlen der Demokraten gegen ihre schwarze Konkurrentin Denise Majette mit glatten 16 Prozentpunkten. Vermutlich, so Beobachter, hatten ihre Positionen zum 11. September McKinney das Vertrauen gekostet - bis heute ist McKinney eine der ganz wenigen US-PolitikerInnen, die sich öffentlich Positionen der sogenannten "9/11-Wahrheitsbewegung" zu eigen machen, jener Theoretiker also, die die US-Regierung selbst als Hintermänner der Anschläge vermuten.

Hätte Majette nicht nach nur einer Wahlperiode erfolglos versucht, für den US-Senat zu kandidieren und damit erneut Platz für Cynthia McKinney gemacht, wäre die Karriere McKinneys bei Georgias Demokraten wohl damals schon zu Ende gewesen - so aber konnte sie schon 2004 ihren Sitz zurückgewinnen. Nachdem sie 2006 aufgrund einer Neufestlegung der Wahlbezirksgrenzen knapp die Vorwahlen verlor und mit der neuen demokratischen Kongressführung unter Nancy Pelosi ohnehin nicht gut zurechtkam, wechselte McKinney Mitte 2007 zu den Grünen und gab im Dezember ihre Präsidentschaftskandidatur bekannt. Mit 313 von 532 Stimmen wurde sie am Samstag beim Parteitag der Grünen in Chicago zur Kandidatin gewählt.

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