die wahrheit: Parlamentsferien
Wenn heiß die Sommersonne brennt, / wenn Ferien sind im Parlament, / beginnt - vermutlich landesweit - / des Volksvertreters Leidenszeit. ...
...
Kaum kann er kurz sein Haus begrüßen,
hat die Pantoffeln an den Füßen,
da legt schon seine Frau Hermine
Anträge ihm auf die Vitrine.
Zur Tagesordnung beispielsweise:
dass man um eins zu Mittag speise.
Auch wird im Plenum um halb acht
das Frühstück auf den Weg gebracht.
Dann jede Menge Sachanträge,
zum Beispiel: Thema Altenpflege:
"Ich hätte gerne Mutter hier,
Betreuungsgeld käm dann von dir."
Auch muss er jetzt die ekelhaften
Gesetzesvorlagen verkraften:
Reformen im Gesundheitswesen.
"Dein Plenumswanst reicht schon zum Tresen.
Pro Tag will ich zwei Liter Schweiß
und einen Energieausweis."
Und eh sie ihm ein Bier hinstellt:
"Erst mal zehn Euro Praxisgeld!"
Und auch Beschlüsse gibt es schon:
"Du bist doch für den Mindestlohn.
Das Haushaltsgeld musst du ergänzen.
Ich hab da neue Untergrenzen."
Dann noch das Gleichstellungsgesetz.
"Statt dass nur ich zum Rewe wetz,
machst du das. Auch zur Post, zur Bank.
Zu Fuß. Na klar, auch das macht schlank.
Willst du dich gegen all das wehren,
dann müsste das ein Ausschuss klären.
Mit Mutter. Die ist meinungsfrei.
Du wärst natürlich nicht dabei."
Diese Beschluss- und Antragslage
Gibts jetzt die nächsten vierzig Tage.
Kein Wunder dass der Volksvertreter,
wenn es dann wieder losgeht später,
beantragt, vorlegt und beschließt,
was seiner Frau den Tag vermiest.
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