Arbeitskampf ohne Folgen: Verdi streikt - Lufthansa fliegt

Einen Streik in der Urlaubszeit ist keine schlechte Idee, um seinen Forderungen Nachdruck zu verleihen. Aber dann muss er auch funktionieren.

... und ab in die Ferien - trotz Streik. Bild: dpa

BERLIN taz Trotz des Ausstandes der Lufthansa-Beschäftigten blieb am Montag das befürchtete Chaos auf den Flughäfen aus. "Alle Flüge konnten problemlos durchgeführt werden", sagte am Montagnachmittag Lufthansa-Sprecherin Amelie Lorenz. Es seien keine Flüge gestrichen worden.

Nach Angaben der Gewerkschaft Ver.di beteiligten sich zwar mehr als 4.000 Beschäftigte an dem Streik, trotzdem hatte die Airline genügend Möglichkeiten, die personellen Lücken so auszugleichen, dass die Passagiere nichts davon bemerkten.

Um den Ausfall zu kompensieren, seien Beschäftigte aus ihren freien Tagen zurückgeholt worden. Zudem habe die Lufthansa beispielsweise Techniker von anderen Fluggesellschaften beauftragt, Wartungsarbeiten vorzunehmen, sagte Hans Sterr, der Sprecher von Laut den Ver.di Bayern, der taz. Es seien Techniker von Air Berlin eingesetzt worden. Teilweise habe man Flugzeuge auch auf ausländischen Flughäfen gewartet. Der unbefristete Ausstand beim Boden- und Servicepersonal könnte sich aber in den nächsten Tagen auswirken, wenn die Wartungsintervalle der Flugzeuge abliefen und immer mehr Maschinen inspiziert werden müssten.

Ein großer Teil der technischen Arbeiten wird bei der Lufthansa in Hamburg durchgeführt, dort sollen auch vergleichsweise viele Beschäftigte bei Ver.di organisiert sein. Am Dienstag sind auch die Lufthansa-Techniker in Berlin-Tegel und Berlin-Schönefeld zum Streik aufgerufen. Ver.di selbst gibt keine Zahlen zum gewerkschaftlichen Organisationsgrad des Lufthansa-Personals heraus.

"Aus taktischen Gründen", wie Lorenz sagte, wollte die Lufthansa am Montag nicht konkret erklären, welche Gegenmaßnahmen sie zum Streik ergriffen hatte.

Ein Teil des Bodenpersonals ist in einem Berufsverband namens Vereinigung Boden (VB) organisiert; das Kabinenpersonal wird zum größeren Teil von der Unabhängige Organisation Flugbegleiter (UFO) vertreten. Beide Organisationen beteiligten sich nicht am Streik. In einem Flugblatt rief Ver.di die "Streikunwilligen" dazu auf, keine "Streikbrechertätigkeiten" zu machen, also nicht etwa Stationsfremde anzulernen oder aber mit dem Ausweis die Gatetüren für "Streikbrecher" zu öffnen.

Ver.di fordert für die rund 50.000 Lufthansa-Beschäftigten am Boden und in der Kabine 9,8 Prozent mehr Geld für ein Jahr. Die Lufthansa hat 7,7 Prozent für 21 Monate angeboten und vorgeschlagen, den Konflikt mit einem Schlichtungsverfahren zu lösen. Eine Stewardess im ersten Berufsjahr verdient bei der Lufthansa inklusive Zuschläge rund 1.660 Euro brutto.

Ver.di-Verhandlungsführer Erhard Ott bestätigte am Montag, dass die Zahl der bisher ausgefallenen Flüge noch relativ gering sei. "Der Notfallplan der Lufthansa kostet das Unternehmen aber richtig viel Geld" sagte Ott. "Catering bei der Konkurrenz einzukaufen oder das Fluggerät in anderen Werften warten zu lassen, ist richtig teuer." Seine Gewerkschaft sei dazu bereit, die Verhandlungen wiederaufzunehmen, wenn seitens der Lufthansa klare Signale in diese Richtung kämen. Lufthansa-Sprecher Klaus Walther erklärte, Ver.di habe "den Verhandlungstisch verlassen. Wir sind dialogbereit."

Wie unterschiedlich die Kampfkraft der Beschäftigten in der Luftfahrt ist, zeigt sich im Vergleich mit dem Pilotenstreik in der vorigen Woche. Dabei ließen die Flugkapitäne bei den Lufthansa-Töchtern Eurowings und Cityline für 36 Stunden die Arbeit ruhen. Insgesamt fielen 900 Flüge aus. Die Piloten werden durch die Vereinigung Cockpit vertreten und forderten eine Annäherung ihres Lohnniveaus an das der Flugkapitäne der Muttergesellschaft.

Reisende können sich an die Lufthansa-Hotline (08 00) 8 50 60 70) wenden.

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