Mr. Fix-it aus Singapur jettet um die Welt

WETTPATE Die Ermittler kennen einen der Bosse unter den Wettbetrügern. Sie haben ihm Zeit gelassen, Beweise zu vernichten

BERLIN taz | Es gibt ihn, den großen Wettpaten, der von Asien aus Spiele in mehr als 50 Ländern manipulieren lässt. Dan Tan, heißt der Mann aus Singapur, der von Beobachtern der Wettszene längst Mr. Fix-it genannt wird. Bei den Ermittlungen zu den Manipulationsfällen in Finnland, Ungarn und Italien stieß die Polizei schnell auf seinen Namen. Auch die Gebrüder Sapina, die Wettbetrüger aus Berlin, deren Namen für die großen deutschen Wettbetrugsfälle stehen, standen in Kontakt zu Dan Tan. Sein Name findet sich auch in den Akten von Interpol. Doch einen Haftbefehl haben die Behörden in Singapur nie erlassen.

Der britische Journalist Declan Hill hat dafür kein Verständnis. Er beschäftigt sich seit Jahren mit Wettbetrug und hat das Buch „Sichere Siege“ geschrieben, das 2008 auch in Deutschland für Aufsehen gesorgt hat. Hill glaubt, dass viel gewonnen wäre, wenn Dan Tan endlich aus dem Verkehr gezogen würde und seine Computer beschlagnahmt und ausgewertet werden würden. Erst dann könnte man von einem Erfolg im Kampf gegen den Wettbetrug im Fußball sprechen. Alles sei ermittelt. In den Ermittlungsakten der zuständigen italienischen Staatsanwaltschaft in Cremona findet sich sein Name und seine Telefonnummer. In den Akten ist festgehalten, wo er sich rumtreibt und was er treibt. Und obwohl die Polizei in Singapur versichert, eng mit den Behörden in Europa zusammenarbeiten zu wollen, unternimmt sie nichts gegen Dan Tan. „Sie haben ihm Monate gegeben, in denen er alle Beweismittel zerstören kann“, sagt Hill.

Dabei sollten die Behörden froh sein, dass sie inzwischen überhaupt einen Namen haben. Lange war immer nur von Beziehungen der europäischen Wettschieber nach Asien die Rede gewesen, bis im Februar 2011 der Singapurer Kelong King Wilson Raj Perumal in Finnland festgenommen wurde, nachdem er einen gefälschten Pass vorgezeigt hatte. Als er in Haft zu singen begann und über seine Beziehungen zu einem Wettsyndikat auf dem Balkan berichtete, fiel auch der Name Dan Tan. Mittlerweile wissen die Ermittler, wie der Mann als Globetrotter durch die Welt reiste, oft nur ein paar Stunden in einer Stadt blieb, um zu einem Treffen mit einem weiteren Mittelsmann zu jetten. Der Pate in dieser Schiebergeschichte ist weiter unterwegs.ANDREAS RÜTTENAUER