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Ein Kunstwerk spaltet BozenDer Frosch des Anstosses

Südtirol leistete sich in Bozen ein neues Museum für Gegenwartskunst und auch gleich den dazu gehörigen Skandal. Gestritten wird um Martin Kippenbergers Frosch am Kreuz.

Ein Frosch verhöhnt die Christenheit: Martin Kippenbergers Kunstwerk. Bild: dpa

Ein knallgrüner Frosch auf einem schlichten Holzkreuz, er ist leicht untersetzt, Hüftspeck zeigt sich, wo sonst das Lendentuch des Gekreuzigten zu sehen ist, auch sein Gesichtsausdruck hebt sich deutlich ab von dem des leidenden Erlösers, er streckt dem Betrachter seine breite Froschzunge entgegen, und sein giftiges Grün ist so glänzend und glatt, dass er auch als Spielzeug durchgehen könnte.

Dieser Frosch, den Martin Kippenberger Anfang der 90er-Jahre schuf, hing während der Eröffnungsfeier des Museions, des neuen Kunstmuseums in Bozen, noch vollkommen unbelangt und harmlos irgendwo im Eingangsbereich dieses neuen architektonischen Großkunstwerks.

Noch konnten die Sektkorken fliegen, noch konnte man feiern und beeindruckt sein von einer wirklich großen und umfangreichen Sammlung zeitgenössischer Kunst. Noch konnten sich all jene freuen, die sich in Südtirol über jedes Stück unabhängiger Kunstszene jenseits der Heimatfolklore und Touristenkultur begeistern; und noch konnten sich auch die Politiker siegreich wähnen, repräsentiert dieses Haus doch den Anspruch auf Maßstäbe, die über die Grenzen einer autonom regierten Provinz hinausreichen.

Wer geahnt hätte, was der nächste Tag bringen würde, der hätte sie allesamt aufgefordert, noch heftiger und noch länger zu feiern, oder am besten gar nicht mehr damit aufzuhören. Die Zett, Sonntagszeitung der Tageszeitung Dolomiten, lanciert den Skandal: Der Frosch am Kreuz verspotte und verhöhne die gesamte christlich-abendländische Kultur und Tradition. Der Landeshauptmann Luis Durnwalder lenkt ein und verspricht, das Kunstwerk sofort abzuhängen, wenn sich Menschen in ihren religiösen Gefühlen verletzt fühlen. Damit brüskiert er nicht nur die Direktorin, Corinne Diserens, sondern auch den zur Wahrung der Unabhängigkeit des Museions gegründeten Stiftungsrat. Der ist zunächst irritiert, redet das Ganze klein und hofft ansonsten, dass alles bald ein Ende haben möge.

Doch einer aufgehetzten Gruppe ist besser selbstbewusst entgegenzutreten als mit Beschwichtigung und mildem Verständnis. Ein kurzer Blick auf die Seiten der Leserbriefe genügt, um zu bemerken, auf welchem Hasspegel die sich inzwischen eingeschossen hat. "Ans Kreuz mit den Künstlern!", gehört lange nicht zum Ärgsten. Köpfe müssen rollen, mindestens. Tatsächlich erstaunt die Wucht, mit der sich ein nahezu biblischer Zorn hier Bahn bricht, ein Zorn, der an den zürnenden Gott des Alten Testaments erinnert, rachsüchtig und böse.

Wer bis dahin noch dachte, die paar Verzückten, die sich täglich im Büßerhemd vor dem Museion einfinden, werden sich wieder beruhigen, sieht sich getäuscht. Die mögen zwar eine Minderheit darstellen, doch gehört es zum Wesen religiös Beleidigter, kräftig und immer im Namen einer großen Gesamtheit auszuholen. Auch die Schützen marschieren auf in Tracht und Lederhose und fordern, den Frosch abzuhängen. Als Verstärker dient ihnen die Presse der Athesia-Verlagsgruppe, die absolutes Zeitungsmonopol besitzt und sich in Sachen Kirche, Sitte und Moral als weisungsbeauftragt betrachtet. Im Ton zeigt sich die der Bild-Zeitung ähnliche Mischung aus moralischer Empörung, Spott und hämischer Belustigung. Als "Die Froschkönigin" wurde auf ganzer Titelseite der Zett die Direktorin des Museions abgebildet, zwischen den gefalteten Händen ein Kreuz.

Das Land blüht vor Gegensätzen, etwas, das inzwischen viele, die nach Südtirol kommen, besonders reizt und interessiert. Die Grenzlandsituation, die Mehrsprachigkeit und Vermischung von italienischer und alpenländischer Kultur, die Gleichzeitigkeit früherer und neuer Welten. Einem alten, der katholischen Kirche verpflichteten Wertesystem steht eine wohlhabende, moderne Zivilgesellschaft gegenüber, die endlich woanders stehen will, als nur in der Kirche. Man könnte es dem Frosch danken, dass sich an ihm alles einmal mächtig entzündet.

"Eine Krise kann, wenn man bereit ist, durch sie hindurchzugehen, zu einer Klärung beitragen", findet Corinne Diserens, die nicht einsieht, warum der Streit mit allen Mitteln beendet, notfalls unterdrückt werden müsse. Es gibt einige andere, die konkretes Interesse daran haben, den Skandal am Leben zu erhalten, allerdings aus anderen Gründen. Es ist Wahlkampf, im September wird gewählt, der Frosch stand von Anfang an im Kreuzfeuer politischer Machtinteressen. Und hier finden sich auch die bizarrsten Auswüchse. "Nicht jede Gehirnblähung eines Künstlers ist zwangsläufig als Kunst zu bewerten", findet Andreas Pöder, Parteivorsitzender der rechten "Union für Südtirol". Eva Klotz, Vorsitzende der kürzlich gegründeten "Freiheit für Süd-Tirol", sieht in den regierenden Politikern nicht mehr den nötigen Schutz von Tradition und Kultur gewährleistet.

Dass, wie vom Teufel gerufen, auch noch der Papst zu Besuch kommt, hat sich Franz Pahl, Vorsitzender des Regionalrats, zunutze gemacht. Der hat vor dem Museion sein Zelt aufgeschlagen und ist in Hungerstreik getreten. Eine bizarre Verdrehung politischer Methoden, war doch der Hungerstreik bisher das Mittel der Ohnmächtigen, nicht derjenigen, die an der Macht sind. "Es gibt viele Dinge, die eine Beleidigung darstellen", äußert sich dazu Catherine David, "warum ist niemand wegen der Not und des Hungers in der Welt beleidigt?"

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24 Kommentare

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  • JS
    Juliane Stribrny

    @ "Gott":

     

    Ganz so einfach ist es nicht. Sicherlich trägt der Staat einen großen Teil der Kosten, die Kirchensteuern sind daran jedoch auch maßgeblich beteiligt (mit ca. 20%).

    Man darf dabei immerhin nicht vergessen, dass z.B. kirchl. Schulen bei gleichem Finanzaufwand meistens deutlich besser ausgestattet sind und ein ungleich höheres Bildungsniveau als jene in staatl. Trägerschaft haben.

    Bei Krankenhäusern und Kindergärten verhält es sich ebenso.

    Daneben haben die Kirchen ja nicht nur einen Auftrag zur Carritas, sondern auch einen Auftrag zur Weitergabe und Vermittlung ihres kulturellen Erbes, der ja besonders im Bereich der Musik und bildenden Kunst immens ist.

  • S
    Stefan

    AN ALLE DIE HIER ÜBERS WESENTLICHE DISKUTIEREN WOLLEN:

    Dieses Werk von Martin Kippenberger, der übrigens deutscher war (geb. 1953 in Dortmund), stellt einen ans Kreuz genagelten Frosch dar, der in einer Hand einen Krug Bier hält, und in der anderen ein Ei. Diese Arbeit von Kippenberger ist laut Museumsdirektion, die schon länger eine sehr gute und seriöse Arbeit macht, und einen Lichtblick in unserem nicht so belichteten Land darstellt (ich bin selbst Bozner), ein SELBSTBILDNIS (!) des Künstlers in einer Lebensphase tiefster Krise. Keine Hohnskulptur auf das Christentum. Der Bierkrug ist dabei als ein Zeichen seines vom Alkoholkonsum gemarterten Lebens zu verstehen.

    Ich finde kein toleranter und aufgeklärter Christ kann sich ernsthaft von diesem Kunstwerk provoziert fühlen!

    Ich finde den Artikel, den Herr Obexer hier geschrieben hat äußerst treffend und sogar sehr milde! Es währe nämlich weit mehr Kritik angebracht, gar Hohn und Spott für all jene die dieses Werk dazu benutzen um Wählerstimmen für die anstehenden Landtagswahlen zu sammeln, um wie gewohnt ihre viel zu hoch bezahlten Politikergehälter zu beziehen (einfacher Landtagspolitiker: ca. 6500€/M, netto versteht sich!!!) Dabei wird der nicht so gebildeten, älteren ländlichen Bevölkerung klargemacht, dass diese Werk nur dazu dient, ihre Gefühle zu verletzen!

    Mann muss sich dabei einen Lokalpolitiker vorstellen (Franz Pahl sein Name) der vor dem Museum sein Zelt aufschlägt und einen Hungerstreik initiiert!

    WIE TIEF SIND WIR GESUNKEN IN SÜDTIROL?

    im Übrigen hat die Stiftung und die Museumsdirektion sich erst kürzlich dazu entschlossen das Werk hängen zu lassen, trotz aller Proteste!

  • R
    Ricky

    Ich bin Christ und empfinde dies nicht als Provokation. Christus wurde ja nicht als Einziger ans Kreuz genagelt. Also, ich weiß nicht wen der Autor mit diesem Bildnis meinte, und so wie ich mitbekommen habe, kann man ihn ja auch nicht mehr befragen, aber deshalb gleich seinen Glaubensstandpunkt hier zu diskutieren... Mir ist doch scheiß egal, ob den Atheisten nur das Nichts erwartet ?! Das Kreuz ist ein, ich betone ein christliches Symbol, dass die Opferbereitschaft von Jesus in voller Konsequenz zeigt. Nicht mehr, nicht weniger..... Wenn nun jemand die Symbolik für etwas anderes gebraucht, dann soll er halt...

  • G
    Gott

    @Lars:

    Es ist zwar korrekt, dass die Kirchen viele Wohlfahrtsunternehmen betreiben, jedoch werden diese nicht von der Kirchensteuer bezahlt.

     

    Diese Wohlfahrtsunternehmen werden durch normale Steuermittel finanziert an denen sich jeder beteiligt, ob in der Kirche oder nicht.

     

    Die Kirchensteuer selbst fließt alleine der Kirche zu, welche diese zu 80% für Verwaltungs- und Personalkosten (Priester...) verwendet. Das Argument mit der Kirchensteuer die Wohlfahrt zu unterstützen ist also auch falsch.

  • AT
    Andreas Thomsen

    Ist diese Skulptur nicht eine Verherrlichung der Tierquälerei aus der puren Lust an der Provokation, und somit eine Beleidigung der Tierschützer?

  • A
    Adrian

    @Robs

     

    Auch ich warte jetzt genüßlich darauf, wie die taz auf die nächste Verhöhnung des Islams durch Karikaturen, Theaterstücke o. ä. reagiert. Insbesondere bin ich gespannt darauf, ob sie Muslime, die sich dann aufregen werden, ebenfalls derart abwertend darstellen wird. Mit dem Artikel habt ihr echt mal Maßstäbe gesetzt.

  • F
    felix

    @ Carlo:

     

    Ich habe KEINESWEGS Missionierung betrieben und, obwohl ich manche von Lars Überzeugungen teile, seine Stellungnahme sogar relativiert.

     

    Atheismus als Religion zu bezeichnen ist Widersinnig. Er kann als Glaube bezeichnet werden, ja. Aber wir alle glauben so einiges und einiges nicht.

     

    Außerdem hat Toleranz nichts mit Religion zu tun, wenn dann mit Glaube.

     

    Und nochmal: Aufklärung ist NICHT gleich Atheismus

    Und Dogmatismen oft Teil von Religion

     

    Diese Diskussion hier zu einem pro contra Religionsdisput zu machen ist unproduktiv.

     

    Es geht doch um Freiheit, Kunst, Geschmack und vor allem Toleranz und vielleicht auch noch Werte.

    Aber nicht zuerst Religion, oder?

  • FK
    freie Kunst

    Wieso Kunst? Das ist doch keine Kunst. Ein Frosch ans Kreuz hängen, ist doch nun wirklich altbacken. Oder ist das Kunstwerk schon 25 Jahre alt?

    Und was soll das Kunstwerk ausdrücken? Ich denke es soll um die Verhöhnung der Christen gehen.

    Aber das ist öde und nicht wirklich neu.

    Neu wäre mal den Dalai Lama zu verhönen und da schlechte Witze drüber zu machen. Aber das scheint sich keine zu trauen.

    Denn es geht ja nicht um Religionskritik, sondern um verunglimpfung der Christen.

  • C
    Carlo

    Kommentare wie die von Freidenker, Felix und Lars zeigen: Atheismus ist letztlich auch eine Form von Religion.

     

    Gerade der Beitrag von Lars unterscheidet sich in nichts von einer christlichen Predigt und Freidenker & Felix sehen sich offenbar als die Missionare des atheistischen Glaubens.

     

    Die Bezeichnung als "Freidenker" scheint im Übrigen etwas widersprüchlich, wenn man unterstellt, dass Lars' Beobachtung, dass die Zahl der Christen schneller schmelze als die Polkappen, richtig ist. Denn Freidenker zeichnen sich in der Regel nicht dadurch aus, dass sie der Mehrheit angehören.

  • R
    Robs

    Ich bin sehr gespannt, wie die taz bei der nächsten Verhöhnung des Islam, z. B. durch Mohammed-Karikaturen o. ä., reagieren wird.

     

    Wird die taz auch dann so eindeutig für Meinungs- und Kunstfreiheit Partei nehmen? Der Artikel über den gekreuzigten Frosch setzt insoweit Maßstäbe und wird bis dahin sicherlich vielen in Erinnerung bleiben.

  • F
    Freidenker

    Also ehrlich die sinnfreien geistigen Ergüsse des Herr Ratzinger, dem irdischen Stellvertreter eines Phantasiewesens, sind doch Realsatire vom Feinsten. Dem alten Schwätzer kann doch der gekreuzigte Frosch niemals das Wasser reichen.

     

    Es ist immer wieder amüsant zu sehen, dass religiöse Scharlatane jeglicher Couleur stets Respekt und Toleranz für ihre Sache einfordern und Andersdenkende im nächsten Moment mit intoleranten Äußerungen angreifen, was sie in ihrem Wahn überhaupt nicht zu bemerken scheinen.

  • F
    felix

    @ mit den Christen kann man es ja machen..

     

    Leider sind es oft die selben Leute, die einerseits uneingeschränkte Meinungsfreiheit fordern in Anbetracht der (angeblichen) Schmähung von Symbolen anderer Religionen als der eigenen und im Falle einer (natürlich offensichtlichen) Beleidigung der eigenen Religionssymbole eine infame Verletzung religiöser Gefühle sehen oder mindestens einen üblen Verfall von Werten und Moral, der so oder so sofort empfindlich zu ahnden sei.

    Wie nennt man das noch: Bigott !!!

     

    Kunst soll irgendetwas auslösen. Gegenwartskunst dies am Besten dokumentieren. Beste Wahl mit Kippenbergers Frosch, würde ich sagen.

     

    Religion ist Privatangelegenheit in Deutschland und bitte auch so zu behandeln!

    Wer von den christlich empörten Hysterikern wäre denn überhaupt in ein Museum für Gegenwartskunst gegangen, bitte?

     

    Religion als Fluch, Virus o.ä. zu bezeichnen und zu behandeln wird ihr nicht gerecht!

    Nur ist Religion NICHT die einzige Quelle von Moral oder das einzig humanistische Wertesystem, sondern historisch gern mal das Gegenteil gewesen.

     

    Aufklärung heißt nicht automatisch Atheismus.

     

    ..auch wenn ich es bin.

  • AH
    Andreas Hitzel

    Liebe Taz,

     

    ich halte es für menschlich sehr problematisch unter dem Deckmantel der Kunst andere Leute bewusst zu verletzen. Kein Mensch kann mir ernsthaft erzählen, dass der "Künstler" dieses Werk mit dem Anspruch emotionaler oder interlektueller Ästhetik geschaffen hat. Es existiert nur zum provozieren, wozu die Kunst nur als Deckmantel und falschen Vorwand dient.

    Das alles wirft ein schlechtes Licht auf den Charakter des "Künstlers" und auf die Absichten des Autors, der dieses Verhalten noch zu unterstützen sucht.

    Von einem "linken" Blatt wie der TAZ hätte ich eigentlich eine etwas intelligentere und kritischere Auseinandersetzung erwartet, aber diese Maßstäbe sind scheinbar hier nicht angebracht. Mit dem steigenden Leserschwund der TAZ und dem damit verbundenen Abrutschen in die Bedeutungslosigkeit ist es scheinbar notwendig Argumente und Intelligenz durch Polemik und Provokation zu ersetzen. Augenscheinlich sind Null-Toleranz Hardcore-Atheisten (siehe seitenlange Missionsarbeit von Lars) der Maßstab für das Niveau und Clientel der neuen TAZ. Schade, liebe TAZ! Das war mein für die nahe Zukunft letzer Artikel, den ich von Dir gelesen habe.

     

    Liebe Grüße

     

    Andreas

  • J
    Jojo

    vielleicht kann man daneben noch nen Frosch hängen, der auf den Koran scheißt

     

    und dann noch einen Atheisten, der von einem Frosch auf die Tora genagelt wird und dem ein anderer Frosch dabei ins Gesicht onaniert

     

    Liebe taz-Redaktion, würde mich sehr wundern, wenn ihr diesen Kommentar nicht frei gebt, angesichts der Häme der Autorin für die spießigen Christen. Wenn schon, muss doch jeder jeden beleidigen dürfen, oder? Ganz im Ernst, das Kunstwerk würde so doch erst komplett. Vielleicht liest der Künstler sogar diesen Kommentar und kann die o.g. Vorschläge künstlerisch umsetzen.

  • L
    Lars

    Religion darf - Nein - muss verspottet werden.

     

    Da entzünden sich die christlichen Köpfe an einem gekreuzigten Frosch wie Streichhölzer an der Reibefläche. Weshalb ausgerechnet an diesem kleinen Werk, welches jeder Mensch, der sich seines Glaubens sicher ist auch einfach links liegen lassen könnte. Und warum fragt man sich, erhitzen sich die Gemüter derart?

     

    Genau weil Religion ausgedient hat, weil es ein veraltetes, und mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit falsches Erklärungsmuster ist. Und weil, selbst der letzte Sinn der Religion, ein einheitliches, vernünftiges Wertesystem zu schaffen sich langsam aber sicher überholt hat.

     

    Sie wären zu bedauern, die Prediger, Priester und Gläubigen, die sich insbrünstig ihrem Gott zuwenden, denn ihre Zahl schwindet schneller als die Polkappen im heissen Sommerwind - auch und gerade unter denen die sich selbst noch als gläubig bezeichnen. Wie soll man sich, zum Beispiel als Christ, auch noch selbst ernst nehmen, wenn man sich entsetzlich naiv vorkommt, behauptete man, die Bibel sei tatsächlich von einem- ich korrigiere - dem Gott in die Federn einiger weniger Erleuchteter geflossen. Das Schriftstück in sich selbst ein solches Musterbeispiel an Geschichtsverfälschung durch Hörensagen, daß man, kritisiert man es, darauf verwiesen wird es nicht zu wörtlich zu nehmen und den Sinn hinter der Geschichte zu suchen. Was in Anbetracht der widersprüchlichkeit verschiedener Passagen nicht immer leicht fällt.

     

    Ja, nicht nur das grundlegende Werk wird von gestandenen Christen nicht mehr ernst genommen, auch der Glaube an den einen gemeinsamen Gott verwässert sich innerhalb der Glaubensgemeinschaft. Das der Papst der

    Stellvertreter Gottes auf Erden ist verstehen selbst gestandene Katholiken nicht mehr so und andere bauen sich gleich ihre eigene Interpretation des einen großen Gottes zusammen. Von den Kirchen als Institution sagt sich der Rest der sich selbst als "Christen" bezeichnenden Menschen auch in immer größeren Horden los.

     

    Ja, die Kirchen, einstmals die Verkünder eines unfehlbaren, göttlichen Wortes. Aus oben erwähnten Gründen fällt es ihnen verstärkt schwer diesen Gott als Rechtfertigung ihrer Existenz zu verwenden und so versteifen sie sich darauf eine Funktion als Hüter der Moral und, vor allem, Wohlfahrtsunternehmen zu erfüllen.

     

    Als Hüter der Moral fallen sie immer weniger auf, gründen sich Gesetze und Regeln des gemeinsamen Zusammenlebens doch schon seit langer Zeit auf eher sehr weltlichen Anschauungen. Kant fällt dabei vielleicht zuerst ein, liest man das Grundgesetz kann man nicht umher ihn darin zu finden. Desweiteren kann man dazwischen Menschenrechte finden die sich auch eher aus Dingen wie Revolutionen gründen als auf ein fragwürdiges überliefertes Geschichtsbuch. Wobei das Geschichtsbuch sich dann auch eher dadurch auszeichnet, daß es anderen "Geschichtsbüchern" anderer Kulturkreise widerspricht.

     

    Bleibt die Wohlfahrt, die von vielen Menschen als erster Grund genannt wird, warum sie denn noch Kirchensteuer zahlen, obwohl sie weder glauben noch die Kirchen mögen. Ja, wir müssen gestehen, daß die Kirchen viele Wohlfahrtsunternehmen, Krankenhäuser und Altenheime betreiben. Man könnte andererseits auch überlegen, daß Wohlfahrt viel effizienter betrieben werden könnte, wenn nicht nebenbei ein gigantischer Jesus-Werbeverein finanziert werden müsste. Ausserdem könnte man Fachkräfte in den Wohlfahrtunternehmen dann vielleicht auch nach Qualifikation und nicht nach Religion aussuchen.

     

    Alles in allem sieht es so aus, als wenn die Religionen an sich einen verbitterten Kampf gegen ihren eigenen Untergang führen. Und das muss nicht schlecht sein. Ich halte es an dieser Stelle besonders mit einem Schriftsteller Douglas Adams:

    "Früher war Gott eine Erklärung für vieles. Heute bedarf Gott aber selbst einer ganzen Menge Erklärungen".

    Wir, als Menschheit haben mittlerweile so viel von der Welt gesehen, daß wir keine unerklärliche Übermacht mehr brauchen. Es braucht keinen Gott mehr um einzusehen, daß Mord schlecht ist. Heutzutage ist die Menschheit überein gekommen, daß Mord schlecht ist und einige Leute finden diese Aussage dann auch in alten Geschichtsbüchern von denen behauptet wird, sie enthalten das Wort Gottes, was dann wiederum die Existenz eines Gottes zeigt. Ein interessanter, aber seltsam sinnloser Trugschluß, ist man doch auch ohne Gott zu dieser sinnvollen Aussage gelangt.

     

    Schaffte man Gott ab, würde man nicht nur das Verbot des Mordens behalten können, sonder würde auch eine ganze Menge Anlässe und Begründungen für Kriege verlieren. Nicht zuletzt aktuelle Ereignisse und Diskussionen um Terroristen und präventive oder bestrafende kriegerische Interventionen werden immer wieder und gerne mit dem Verweis auf Religionen begründet. Natürlich existieren diese Überzeugungen in einigen Hitzköpfen und einige Verirrte sind sicher, daß es der richtige Weg ist sich selbst zusammen mit einigen (vermutlich) Andersgläubigen aus dem Leben zu bomben. Andere Verirrte äussern lieber, daß der Künstler, der einen Holzfrosch geschnitzt hat aufgehängt oder geköpft gehört.

     

    Mal ehrlich, wenn es einen Unterschied zwischen den Frosch-Hitzköpfen und den oft erwähnten Für-Jungfrauen-Bombern gibt, dann den, daß letztere für ihre Überzeugung zumindest noch ihr eigenes Leben hingeben. Das soll weder die eine, noch die andere Seite jetzt in irgendeiner Weise in einem besseren Licht erscheinen lassen, sonder im Gegenteil demonstrieren wie ähnlich vernagelt beide Seiten sind.

     

    Da ist es dann deutlich besser darauf hinzuarbeiten, diesen ganzen Religions-Mist komplett über Bord zu werfen. Das religiöse Brett, egal welcher Schreibweise für Gott es sich bedient, gehört vom Kopf gerissen. Satire, auch künstlerische, ist da sicher ein probates Mittel wo vernünftige Gespräche offensichtlich versagen. Freundliche Hinweise auf die verschiedenen positiven Tätigkeiten der verschiedenen religiösen Organisationen hindern eher, treiben sie doch nur rechtfertigend neue Nägel in das Brett und befestigen den wackelnden Balken so nur wieder.

     

    Nein, Religion gehört verlacht! In Anbetracht der tiefen Verwurzelung in unserer Geschichte muss ein klarer und auch teilweise schmerzhafter Schnitt vollzogen werden. Lachen hilft diesen gesellschaftlichen Schmerz zu überwinden.

     

    Der erste Witz könnte sein, daß der genagelte Frosch vielleicht nicht einmal dazu gedacht war die Christen zu beleidigen. Aber wenn sich die Hitzköpfe diesen Schuh selbst anziehen, warum sie aufhalten?

  • I
    Innozenz

    Ist diesen religiösen Fanatikern noch irgendwie zu helfen? Man fragt sich was da als nächstes kommt... Gibt es demnächst Terroranschläge auf Museen oder müssen wir mit der Verbrennung von Künstlern rechnen?

  • K
    KaterKarlo

    Meine Güte das hätte Kippenberger gefreut. Kunst die noch wirklich Provoziert, gut vieleicht nur ein paar Hinterwäldler, aber immerhin!

  • S
    Sebastian

    Klar, mit Christen kann man`s ja machen. Verhöhung? Ist es nicht, und wenn es das wäre, wäre es auch nicht schlimm, schließlich ist Religion böse.

     

    Sicherlich wären die Reaktionen genauso, wenn öffentlich muslimische Symbole verhöhnt würden, was? Nein, das wäre natürlich etwas anderes, das ginge gar nicht, das wäre intolerant, wenn nicht schlimmeres...

  • B
    Beast666

    Daß die Idee vom gekreuzigten Frosch immernoch Leute vom Hocker reißt...

     

    Das hat doch Aleister Crowley schon vor einigen Jahrzehnten praktiziert...wohl eher auch mit ewinem humoristischen Ansatz (allerdings mit einem echten Frosch).

  • BM
    Ben Marl

    Eigentlich ja!... Allerdings verstehe ich nicht, warum als Antwort auf ein solch bizarres Verhalten dass ganze nachgeäfft wird, in dem ein Frosch ans Kreuz genagelt wird. Übrigens ein religiöses Ritual des Aleister Crowley, um das Neue Aeon einzuleiten. Genaus soch ein Zinnober und damit völlig überflüssig! Schade um die Zeitungsspalte!

  • R
    Rummel

    das ist wieder das typische Verhalten von religionsgestörten Menschen. Man sollte den Frosch einfach als das ansehn was er ist, nämlich ein Kunstwerk und keine absichtliche Verhöhnung. Aber das sehen diese Religionsfanatiker, wo von es leider noch zu viele gibt, einfach nicht ein. Ein bisschen Toleranz täte denen ganz gut.

  • G
    Gott

    Ich hoffe, sie lassen den Frosch hängen. Konservative Religionsanhänger haben lange genug bestimmt, was man denken und über was man Scherze machen darf... Jetzt wo immer weniger Menschen der Kirche folgen schreien sie natürlich um so lauter um noch auf sich aufmerksam zu machen, rofl.

  • DD
    Durch die Pubertät zum Erfolg

    Martin Kippenberger selbst wäre sicherlich hocherfreut. Und er würde sich mit Vergnügen in die Ecke stellen und ein bisschen schämen, so er denn noch lebte.

  • G
    Gegenpapst

    Ich verstehe nicht, wraum sich überhaupt irgendso eine Religion ein nacktes Männlein auf ein Folterinstrument genagelt in die Hütte hängt. Reinstes S/M. Was sollen die armen Kleinen denken? Da ist mir so ein ans Kreuz genagelter Frosch doch viel lieber.