Grundsteinlegung bei RWE: Kanzlerin adelt Kohlekraftwerke
Angela Merkel legt zusammen mit dem RWE-Chef in Hamm den Grundstein für ein neues Kohlekraftwerk. Umweltschützer ärgern sich: Klimaziele seien so nicht zu erreichen.
HAMM taz Während ihre Kritiker vor einem Klimafrevel warnen, strahlt Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) Harmonie aus: In entspannter Atmosphäre legte sie am Freitag den Grundstein des neuen RWE-Kohlekraftwerks im westfälischen Hamm. Mit Schnapspinnchen und Maurerkelle in der Hand wollte sie den Gästen vermitteln: Kein Grund zur Sorge. "In einer aufgeheizten Situation möchte ich die Modernisierung von Kohlekraftwerken unterstützen", sagte Merkel. Wer Kraftwerks-Neubauten verhindere, der gefährde nur Arbeitsplätze, Versorgungssicherheit und niedrige Strompreise in Deutschland.
Und RWE-Chef Jürgen Großmann sprach von "Green Coal", made in Germany. Schließlich würde das neue Kraftwerk die Kohle hocheffizient verbrennen und so im Vergleich zu älteren Anlagen jährlich 2,5 Millionen Tonnen weniger Kohlendioxid (CO2) ausstoßen.
Man kann das auch anders sehen: Für die neue Kapazität von 1.640 Megawatt sollen gerade mal knapp über 300 Megawatt bei alten Anlagen wegfallen. So steigen nach Berechnung des Umweltverbands BUND die jährlichen Emissionen durch den Neubau - um saftige 7 Millionen Tonnen. Auch an anderen Standorten soll beim Ausstoß draufgesattelt werden. "Kanzlerin Merkel zelebriert den Bau neuer CO2-Dreckschleudern, mit denen Deutschlands Klimaschutzziele unerreichbar werden", kritisierte der stellvertretende BUND-Vorsitzende Klaus Brunsmeier. Allein die in Deutschland laut BUND geplanten rund 30 Kohlekraftwerke würden bis zum Jahr 2050 etwa 180 Millionen Tonnen CO2 jährlich emittieren. Dabei dürften es dann nur noch 85 Millionen Tonnen sein, legt man die von vielen Experten geforderten 80 Prozent CO2-Minderung zugrunde.
Wie viele der Kraftwerksvorhaben tatsächlich umgesetzt werden, ist allerdings unklar. Darüber wird vor allem die Neugestaltung des europäischen Emissionshandels für die nächste Periode ab 2013 entscheiden, die in der EU bis Ende des Jahres beendet werden soll.
"Wir brauchen auch ab 2013 eine kostenfreie Zertifikatszuteilung für unsere Kraftwerke", forderte RWE-Chef Großmann. Darüber hatte sich Bundeswirtschaftsminister Michael Glos (CSU) bereits einen Streit mit seinem Kabinettskollegen Sigmar Gabriel (SPD) geliefert. Doch in Hamm wollte Regierungschefin Merkel solche Konflikte vergessen. Sie lobte die Investition von RWE und erntete Standing Ovations.
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