Stadtmagazine: Wer in die "Zitty" will, muss blechen oder "tippen"

Veranstalter sollen künftig zahlen, wenn ihre Termine in den großen Stadtmagazinen stehen soll - oder sie von Hand selbst eingeben. Die Kulturschaffenden wollen das nicht einfach hinnehmen.

Wer hier drin stehen will, soll künftig zahlen. Bild: Banalities/Creative Commons BY 2.0 US

Es ist, als hätte es die vergangenen acht Monate nicht gegeben. Wenn Kulturveranstalter dieser Tage - wie nach der Sommerpause üblich - ihr Programm an die Veranstaltungsmagazine tip und zitty faxen oder mailen, bekommen sie einen höflichen Standardbrief zurück. Der Absender: die cinemarketing GmbH, die sich unter anderem für die beiden Magazine um die Erfassung der Veranstaltungsdaten kümmert. Der Inhalt: Wer in Zukunft seine Veranstaltungen an die Magazine melden will, soll dafür zahlen - oder die Daten selbst in eine Datenbank eingeben.

"Es ist fast wie im vergangenen Winter", sagt Antje Grabenhorst, Pressesprecherin der Spielstätte F40, ein Zusammenschluss vom English Theater und dem Theater Thikwa. Damals hatten die beiden Stadtmagazine ähnliche Briefe verschickt. Die Begründung lautete: Die Daten würden künftig von der cinemarketing GmbH erfasst, die dafür Gebühren berechne. Die mit dem Dienstleister ausgehandelten Beträge seien so niedrig, dass niemand benachteiligt werde, schrieben tip und zitty damals. Vor allem die Bühnen wehrten sich geschlossen gegen die Forderung - die daraufhin schnell vom Tisch war.

Der Unterschied: Jetzt scheint es der Firma ernst zu sein. In dem Schreiben, das der taz vorliegt, nennt die cinemarketing GmbH zwar kein konkretes Datum für den Beginn der Kostenpflicht. Geschäftsführer Manfred Bittmann spricht jedoch von September. Zwischen 30 und 120 Euro sollen jährlich anfallen - je nach Zahl der Veranstaltungen. "Die Zeit seit dem vergangenen Dezember war nur eine Schonfrist", erklärt Dirk Teuber, Programmchef des tip. "Jetzt werden Nägel mit Köpfen gemacht."

Betroffen sind vor allem die kleinen Non-profit-Veranstalter, in deren Budget kein Geld für Werbung eingeplant ist. "Dazu kommt, dass den kleinen Veranstaltern oft die nötige technische Infrastruktur oder ein Mitarbeiter mit entsprechenden Kenntnissen fehlt, um die Daten selbst einzugeben", kritisiert Andreas Köhn, Landesgeschäftsführer der Deutschen-Journalisten-Union in Ver.di die Pläne. Er befürchtet zudem bei den Stadtmagazinen einen Stellenabbau durch die Hintertür: Wenn die Veranstalter es sich nicht mehr leisten können, ihre Daten an die Verlage zu liefern, nehme die Qualität der Hefte ab. Das führe zu einer abnehmenden Käuferzahl und wiederum zu sinkenden Einnahmen. Entlassungen wären dann die logische Folge.

Die Veranstalter reagieren bislang mit einer Strategie, die sich schon letzten Winter bewährt hat: Programmhinweise nur unter der Bedingung mitzuteilen, dass sie dafür nichts zahlen werden. Manche nutzen auch direkte Kontakte zu Redakteuren, um die Gebühr zu umgehen. Einig sind sich die Betroffenen, dass sie gemeinsam die Gebühren boykottieren wollen. Offen darüber zu sprechen, traut sich kaum jemand. Bereits nach den Protesten im Winter habe es Einschüchterungsversuche gegeben.

"Die Gebühren werden wieder abgewendet werden", ist sich Grabenhorst von F40 sicher. Cinemarketing-Geschäftsführer Bittmann sieht das anders. Er wertet die über 1.000 Veranstalter, die jetzt schon ihre Daten selbst eingeben würden, als Erfolg. Wie viele Veranstalter es insgesamt in Berlin gibt, vermag aber auch er nicht zu schätzen. Alleine die Adressliste von zitty kennt rund 15.000 Veranstaltungsorte - darunter fallen allerdings auch solche, die kein Programm anbieten.

Tip-Programmchef Dirk Teuber gibt sich schließlich diplomatisch: Wenn zu viele der kleinen Veranstalter die neue Regelung ablehnen würden, müssten die Verlage von tip und zitty neu entscheiden. Schließlich sei es deren Aufgabe "die Berliner Kulturlandschaft widerzuspiegeln".

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