Pro 50-plus-1-Regel: Deutscher Fußball bleibt unverkäuflich

Reiche Scheichs kaufen sich Fußballvereine und beeinflussen die Hierarchie. In Deutschland ist eine vollständige Übernahme nicht möglich.

Fußballklubs unter sich: Investoren dürfen nicht übernehmen Bild: dpa

Der Fußball boomt. Die Zuschauer strömen in die Stadien der Bundesliga und feiern eine Art Dauerparty. Die Umsätze der Klubs steigen. Fußball ist ein gutes Geschäft. Sponsoren finanzieren das Spiel. Sie wollen mitstrahlen im Licht der Liga. In anderen Ländern kaufen sich Mäzene ganze Klubs. Auch hierzulande träumen immer mehr Vereinsbosse vom großen Geld, würden ihre ureigenen Klubs gerne feilbieten auf dem freien Markt, würden sich kaufen lassen für den sportlichen Erfolg. Doch sie dürfen nicht. Gut so.

Der Fußballmarkt in Deutschland ist reglementiert. Die Profiklubs, längst alle in Kapitalgesellschaften umgewandelt, dürfen sich nicht an Investoren verscherbeln. Für einen reichen russischen Spinner, einen geltungssüchtigen saudischen Scheich ist es nicht möglich, sich einen Verein wie Hannover 96 unter den Nagel zu reißen und ihn zur ganz großen Nummer im Weltfußball zu machen. Was aber auch verhindert wird: der vollständige Absturz eines Klubs, an dem ein Investor oder Mäzen seinen Spaß verloren hat. Mit der 50-plus-1-Regel sorgt die Deutsche Fußball-Liga dafür, dass Kontinuität herrscht auf den Kickermarkt. Sie sorgt dafür, dass Marken erhalten bleiben, die sich über Jahrzehnte entwickelt haben. Sie sorgt dafür, dass ein Klub nicht zugrunde geht, weil ein Vereinsboss in der Wahnvorstellung, mal eben so Deutscher Meister werden zu können, jeden geschäftlichen Realitätssinn verliert.

Schon jetzt ist es für einen Verein schwer zu überleben, wenn sich ein dominanter Sponsor zurückzieht. Windige Anlageberater wollten vor nicht allzu langer Zeit Tennis Borussia Berlin von der Zweiten Liga in die Champions League führen. Davon hat sich der Klub bis heute nicht erholt. Bei der TSG 1899 Hoffenheim versucht man alles, um das Geld des Milliardärs Dietmar Hopp so anzulegen, dass der Klub überlebensfähig ist, wenn es den Mäzen einmal nicht mehr gibt. Mit der 50-plus-1-Regel ist sichergestellt, dass sich im Verein Kräfte durchsetzen können, die stop sagen, wenn sich eine Fehlentwicklung andeutet.

Sie ist Teil eines Regelungssystems, das das Überleben des Fußballs, so wie er sich heute präsentiert, so wie er heute gefeiert wird, gewährleistet. Wer das freie Spiel der Marktkräfte einfordert, der stellt auch das Lizensierungsverfahren infrage. Die Auflagen zum sinnvollen Haushalten haben schon so manche Pleite in der Liga verhindert. Nur weil das Geschäft reglementiert ist, ist der Fußball in Deutschland so quicklebendig.

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