Kommentar Anschlag in Pakistan: Pakistans 11. September

Der Anschlag dürfte eine große Signalwirkung haben. Die Botschaft, dass die Fanatiker eine Gefahr für alle Menschen in Pakistan sind, könnte nun bei der Mehrheit ankommen sein.

Der verheerende Anschlag vom Samstagabend sollte eine gewaltige Machtdemonstration der islamistischen Fanatiker sein. Doch sie riskieren damit, vor allem sich selbst zu schaden. Immer mehr Pakistaner dürften sich nun hinter den Kampf der Regierung gegen die Islamisten stellen.

Zwar kann kaum jemand in Pakistan etwas mit den fanatischen Ideen der selbst ernannten Gotteskrieger anfangen. Studien legen sogar nahe, dass selbst die Paschtunen entlang der Grenze zu Afghanistan mit ihrer streng konservativen Stammeskultur mit überwältigender Mehrheit gegen die relativ junge Bewegung des politisch-religiösen Fanatismus eingestellt sind.

Dennoch lehnten viele Pakistaner bislang den Krieg ihrer Armee gegen die Extremisten im Nordwesten des Landes ab. Die Fanatiker seien kein pakistanisches Problem, hieß es und: die USA hätten den Konflikt mit ihrem "Krieg gegen den Terror" über die Grenzen Afghanistans ins eigene Land getragen. Nicht wenige sahen in dem Vorgehen der Regierungsarmee gegen die Fanatiker einen Krieg gegen Glaubensbrüder.

Doch die Bilder des Flammeninfernos im Herzen Islamabads dürften eine ungeheure Signalwirkung haben. Denn der Anschlag traf Pakistan im Zentrum seiner Macht. Das nun völlig zerstörte Marriott-Hotel liegt nur wenige hundert Meter von allen wichtigen Regierungsgebäuden entfernt. Alle Fernsehsender des Landes übertrugen das Grauen live in Pakistans Wohnzimmer. Es waren Aufnahmen von blutüberströmten Verletzten, von massiver Zerstörung. Jeder Schwenk in Richtung der Straße zeigte in Stücke gerissene Menschen. Der Anschlag war Pakistans 11. September.

Der neue Präsident des Landes Asif Ali Zardari versucht bereits seit Wochen zu vermitteln: Die Regierung kämpft nicht für die USA; Islamabad bekämpft die Fanatiker, weil sie eine Gefahr für alle Menschen in Pakistan sind. Diese Botschaft könnte nun endlich bei der Mehrheit der Menschen ankommen - wenn nicht die USA erneut durch einseitige Militäroperationen auf pakistanischem Gebiet alles zunichte machen und wieder etliche Menschen gegen sich und die Regierung in Islamabad aufbringen.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.