Verbraucher zahlen zu viel: Die undurchsichtige Riester-Rente

Für Riester-Verträge zahlen viele Verbraucher zu hohe Nebenkosten. Aus Unwissenheit. Doch die Bundesregierung will an der Beratung durch Banken nichts ändern.

Die Banken empfehlen die Riester-Rente, die ihnen selbst am meisten bringt. Bild: dpa

BERLIN taz Fast zwölf Millionen Bundesbürger haben einen Riester-Vertrag abgeschlossen, der aus Steuermitteln gefördert wird. Oftmals jedoch handelt es sich dabei um Verträge mit hohen Nebenkosten und Provisionen, die ihnen von ihrer Hausbank aus deren Eigeninteresse empfohlen wurden. "Die Leute schließen den Vertrag beim Berater der Bank ihres Vertrauens ab", sagt Finanzexperte Niels Nauhauser von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. "Die günstigen Produkte werden schlicht nicht empfohlen."

Es dränge sich der Verdacht auf, dass die staatlichen Zulagen "nichts anderes als eine milliardenschwere Subvention für Banken, Versicherer und Fondsgesellschaften darstellen", heißt es auch in einer kleinen Anfrage der Linken im Bundestag, die der taz vorliegt. Die Fraktion forderte eine bessere Vergleichbarkeit des Kosten-Nutzen-Verhältnisses für die Riester-Rente, die inzwischen 1,4 Milliarden Euro allein an öffentlich bezahlten Zulagen verschlingt. Die Bundesregierung erklärte in ihrer Antwort, den Verbrauchern stünden "eine Vielzahl von Publikationen als Entscheidungshilfe zur Verfügung, besonders auch die Veröffentlichungen von Finanztest".

Jedoch haben viele Bürger weder Zeit, Geld noch Nerven, in ihrer abendlichen Freizeit einschlägige Ratgeberzeitschriften zu durchforsten und sich dann die geeignete Bank auszusuchen oder den Vertrag per Internet abzuschließen.

"An die 90 Prozent der Bürger" hätten keinen günstigen Vertrag entsprechend den Finanztest-Empfehlungen, sagt Nauhauser. Riester-Renten gibt es etwa als Banksparplan, als Versicherung oder als fondsgebundene Versicherung. Dabei schlagen Abschlussgebühren, Verwaltungskosten und Provisionen unterschiedlich zu Buche. Auch Zinserträge und Kursgewinne sind für Verbraucher schwer zu berechnen und zu vergleichen.

"Die Bundesregierung unterstellt immer noch, dass die Bankangestellten Berater seien. Sie sind jedoch Verkäufer, die versuchen, mit ihren Produkten möglichst hohe Provisionen zu erzielen", so Nauhauser. Die Verbraucherzentrale Baden-Württemberg hat Beispiele von fondsgebundenen Rentenversicherungen errechnet, wo die Kosten für die Geldanlage die staatlichen Zulagen mehr als aufzehren. Banksparpläne, wo Zinserträge und Kontoführungsgebühren klar ausweisbar sind, werden von den Verbraucherschützern als "Riester-Rente" hingegen in der Regel empfohlen.

Die Geldanlage zu wechseln, wird Verbrauchern durch dann anfallende hohe Verluste fast unmöglich gemacht. Die Verbraucherzentrale Baden-Württemberg fordert eine Begrenzung dieser "Wechselkosten" und ein Verbot von Provisionen für Geldanlagen der Riester-Rente. Doch dann müssten unter Umständen Beratungshonorare gezahlt werden. Gerade für Anleger von geringeren Beiträgen könne eine Honorarbasierung zu "höheren Kosten" führen, hieß es in der Antwort der Bundesregierung auf die kleine Anfrage.

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