Riesen-Reederei auf Kurs

FUSION Der angedachte Zusammenschluss der Hamburger Reedereien Hapag Lloyd und Hamburg Süd zum weltweit viertgrößten Player rückt näher

■ Hapag-Lloyd ist mit rund 150 eigenen und gemieteten Schiffen, 6.900 Mitarbeitern und einem Jahresumsatz von 6,1 Milliarden Euro das größere der beiden Unternehmen.

■ Hamburg Süd kommt mit 107 Schiffen und 4.500 Mitarbeitern auf 4,7 Milliarden Euro Umsatz.

■ Zum Bielefelder Oetker-Konzern gehört Hamburg Süd, Hapag-Lloyd ist mehrheitlich im Besitz Hamburgs und des Logistikunternehmers Klaus-Michael Kühne.

■ Der neue Reederei-Riese könnte fast eine Milliarde Container im Jahr transportieren.

Die mögliche Fusion der Reedereien Hapag-Lloyd und Hamburg Süd wird immer konkreter. Hapag-Lloyd-Chef Michael Behrendt betonte am Dienstagabend am Rande des CDU-Wirtschaftsrates zwar etwas sybillinisch: „Große Player haben immer Platzvorteile. Größe macht hier schon was aus.“ Doch für Expertenohren war das bereits eine Vorfestlegung.

Seit Ende des vergangenen Jahres sondieren die beiden größten deutschen Reedereien die Vorteile einer Fusion. Sie stehen unter Druck, weil zu viele neue Schiffe auf dem Markt sind und die Überkapazitäten für niedrige Frachtraten sorgen – kostensenkende Synergien sind gefragt. Ob es die durch eine Fusion gäbe, so Behrendt im Radiosender NDR 90,3, „prüfen wir in diesen Tagen und Wochen sehr gewissenhaft und gründlich“. Dass der Zeitplan vorsieht, die Fusionsentscheidung noch vor der Sommerpause zu treffen, will Behrendt aber weder bestätigen noch dementieren.

Ein Zusammenschluss der beiden Unternehmen ist seit Jahren im Gespräch. Gemeinsam würden sie die viertgrößte Reederei weltweit bilden: hinter Maersk (Dänemark), MSC (Schweiz) und CMA CGM (Frankreich). Rund 11.400 Mitarbeiter hätte die neue deutsche Großreederei – die meisten arbeiten an den Stammsitzen in Hamburg.

Auch die Frachtwege beider Partner würden sich ergänzen: Während Hapag-Lloyd vor allem Schifffahrtsrouten in Ost-West-Richtung zwischen Europa, Asien und Amerika bedient, ist Hamburg-Süd eher auf den Nord-Süd-Strecken aktiv.

Klar ist bereits: Nach einem möglichen Zusammenschluss soll das gemeinsame Unternehmen von einer Doppelspitze gelenkt werden. Der bisherige Hapag-Lloyd-Chef Michael Behrendt (61) und Hamburg-Süd-Kollege Ottmar Gast (60) sollen gleichberechtigt an der Spitze des neuen Konzerns stehen. Behrendt könnte internen Planungen zufolge nach rund zwei Jahren den Vorsitz des Aufsichtsrats übernehmen, den derzeit der ehemalige Lufthansa-Chef Jürgen Weber (71) innehat.

Die Fusion wird vielfach begrüßt: Von Hapag-Lloyd-Miteigner Klaus-Michael Kühne genauso wie vom Hamburger Senat. Die Stadt habe „großes Interesse“, ein fusioniertes Unternehmen am „Standort Hamburg zu sichern“, bekundet Finanzsenator Peter Tschentscher (SPD).

Auch Ver.di begrüßt die Gespräche. Es gebe die Chance, dass ein Zusammenschluss die Wettbewerbsfähigkeit stärke und einen Beitrag zur Standortsicherung leiste.  MARCO CARINI