„Ein bisschen bizarr“

VORTRAG Projekt „Cuba aqui“ startet mit Gespräch über das Verhältnis zwischen Kuba und Europa

■ 66, Künstler und Mitglied der Kultur-Agentur „pro-tisk“. Mitorganisator des Kunst- und Kulturprojekts „Cuba aqui“.

taz: Herr Rothermel, Sie zeigen Kunst aus Kuba. Ist Fidel Castro der Schirmherr dieser Veranstaltung?

Tilman Rothermel: Nee, Fidel Castro eigentlich weniger. Unser Schirmherr ist Jens Böhrnsen. Wir wollten den kubanischen Botschafter aus Berlin mit ins Boot holen, aber der wollte vorher genau das Programm überprüfen.

Warum, wollte er die Ausstellung vorher zensieren? Ein deutscher Botschafter würde auch wissen wollen, worum es geht. Bei uns ist aber alles sehr spontan. Dennoch kommt der Botschafter mit dem Kulturattaché für einen kurzen Besuch vorbei und wird die Ausstellung im Instituto Cervantes mit eröffnen.

Sie zeigen bis zum 22. März in verschiedenen Galerien Kunst aus Kuba – aus welchem Anlass?

Ich hatte im letzten Jahr eine Ausstellung in Santiago de Cuba und habe zahlreiche Menschen, insbesondere Künstler kennengelernt. Sie haben mich unterstützt und waren immer sehr freundlich, das wollte ich ihnen zurückgeben und realisiere nun diese Ausstellung in Bremen.

Was zeichnet kubanische Kunst aus?

Sie hat mit unserem hiesigen Kunstmarkt nichts zu tun. Sie ist von einer sehr surrealen Ansicht und einer intuitiven Religiosität bestimmt. Die Kubaner behaupten, sie seien Kommunisten, sind aber gleichzeitig doch noch sehr mit ihrer eigentlichen Religion verbunden. Die Mischung ist unwahrscheinlich spannend.

Wird die Politik Kubas thematisiert?

Wir sind keine Promoter für Fidel Castros Ideen. Man stellt sich Kuba immer anders vor, aber es ist politisch viel menschlicher, als man denkt: kraftvoll, lebensfroh und ein bisschen bizarr. Das zeigt unsere Ausstellung. Der Fotograf Waldo Regueiferos, der auch persönlich hier in Bremen anwesend ist, zeigt Bilder vom Hurricane Sandy, der über Santiago fegte. Wir wollten halt nicht nur Karnevalsbilder zeigen, sondern auch die Schattenseiten beleuchten.INTERVIEW: KIM NEUBAUER

12.30 Uhr, Europa-Punkt-Bremen, Bürgerschaft