Wikipedia wieder da: Schuld und Sühne

Tagelang ließ er die Wikipedia-Seite sperren, jetzt bereut er: Lutz Heilmann sagt, er habe einfach zu kurz gedacht.

Gibt sich reumütig: Wikipedia-Nörgler Lutz Heilmann. Bild: dpa

Dass es ein Eigentor war, Menschen den Zugang zur größten freien Wissensdatenbank zu sperren, hat er begriffen - Lutz Heilmann, Bundestagsabgeordneter der Linken, räumt gegenüber der taz ein: "Ich habe zu kurz gedacht und die Folgen nicht überschaut."

Per einstweilige Verfügung des Landgerichts Lübeck vom Donnerstag hatte Heilmann erreicht, dass die deutsche Startseite der Online-Enzyklopädie Wikipedia das gesamte Wochenende über gesperrt war. Seine Aktion wurde aber heftig angegriffen, das Echo war einhellig: Es sei ein kläglicher Versuch, Zensur auszuüben. Diese Reaktionen führten dazu, dass die einstweilige Verfügung von Heilmann zurückgezogen wurde.

Warum er diesen fragwürdigen Weg wählte? "Seit ich im Bundestag bin, bin ich es gewohnt, dass in meinem Wikipedia-Eintrag auch immer wieder Falsches über mich steht", sagt Heilmann, "Aber ich habe immer darauf vertraut, dass sich das alles irgendwann beruhigt."

Doch als in den zurückliegenden Wochen erneut Veränderungen vorgenommen worden seien, die nicht gestimmt hätten, habe er auch einmal ein deutliches Signal setzen wollen.

"Ich hatte mich mit der Bitte an wikimedia gewandt, entsprechende Inhalte zu korrigieren. Die jedoch erklärten sich nicht zuständig, verwiesen an die Foundation in den USA. Da fühlte ich mich erst einmal ein wenig hilflos, war resigniert." Daraufhin habe er immer noch gehofft, dass andere die falschen Behauptungen über ihn korrigieren würden. "Denn selbst will ich nicht Hand an meinen Wikipedia-Eintrag anlegen, um zu schreiben, was ich alles Gute tue. Das wäre doch gleich eine Schlagzeile."

Unter anderem sei in dem Wikipedia-Artikel behauptet worden, dass der ehemalige Mitarbeiter des DDR-Ministeriums für Staatsicherheit (Stasi) seine komplette Akte nicht zugänglich mache: "Das ist falsch", sagt Heilmann, "Sie ist einsehbar, einige haben davon auch schon Gebrauch gemacht." Außerdem wolle er nicht zulassen, dass man seine berufliche Qualifikation als "Diplom-Juristen" in Zweifel ziehe. "Trotzdem: "So würde ich es nicht wieder machen."

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