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Archiv-Artikel

JOSEF WINKLER ÜBER WORTKLAUBEREIICH MÖCHTE NICHT IN EINER WELT LEBEN, IN DER FUSSBALLSPIELE NICHT MEHR VERSCHOBEN WERDEN DÜRFEN! Verschoben ist nicht verhoben

DIE FÜNFTAGEVORSCHAU | KOLUMNE@TAZ.DE

Freitag Jürn Kruse Fernsehen

Montag Barbara Dribbusch Später

Dienstag Deniz Yücel Besser

Mittwoch Matthias Lohre Männer

Donnerstag Ambros Waibel Blicke

Haben Sie’s gehört? Mindestens 380 Fußballspiele weltweit sollen in den letzten Jahren verschoben worden sein. Meine Güte, was da an Wartezeit kumuliert! Wenn das durchschnittlich nur zwei Stunden pro Spiel waren, dann sind’s schon 760 Stunden, fast ein Monat! Klar, immer noch besser als der von unserem sauer verdienten boarischen Geld „gebaute“ bzw. versaubeutelte Berliner Flughafen … Ja, okay, schlechter Gäg. Aber AUCH immer noch besser als der Berliner Flughafen.

Aber es geht mir tatsächlich nicht ganz in den Kopf, warum a) jedes Mal, wenn wieder Fußballwettskandal ist, in den Presseerklärungsschreibstuben und Redaktionen dieses an sich ja tadellose, aber gerade in diesem Bedeutungszusammenhang Missverständnisse – und eben schlechte Gägs – geradezu herausfordernde Verb „verschieben“ ausgegraben wird. Und warum b) den sich so anbietenden Gäg dann aber keiner macht. Wo man sich doch denken würde: Wenn organisierte Kriminalität nichts Schlimmeres anrichtet, als dass hier und da ein Fußballspiel verschoben wird, dann wart ich gern die paar Minuten … Gut, aber wahrscheinlich war der Gäg schon in der „Heute Show“ mit Oliver Welke und ich hab’s nicht gesehen, aus guten Gründen (z. B. Oliver Welke).

Sie sagen: An Oliver Welke rummosern, aber Maybrit Illner mit dem Kubicki, das kann er glotzen? Ja, aber auch nur, um in dieser aufregenden Sexismus-Debatte mal auf den neuesten bzw. mittelalten Stand zu kommen. Der natürlich auch bei Illner nicht darin bestand, dass die Anwesenden sich nach einer Minute an dem vernünftigen Konsens getroffen hätten, dass Männer sich einfach mal etwas zusammenreißen und weniger Scheiß reden könnten. Nein, vielmehr wurde nun von den Herren in der Runde unter Aufbringung erheblichen argumentatorischen Gewichts und kein Jota Boden drangebend dargelegt, warum Männer zu jedem Zeitpunkt genau diesen Scheiß daherreden dürfen MÜSSEN: Weil nämlich sonst das uralte prickelnde „Spiel der Geschlechter“ in Gefahr ist (Kernsatz: Ich möchte nicht in einer Welt leben, in der ein Mann einer Frau nicht mehr sagen darf, dass sie geile Möpse hat).

Kubicki (dessen Geschlecht ich übrigens bitte NIE beim Spiel beobachten möchte, danke) und so ein Promi-Anwalt sahen sich bald verbündet mit der in der Runde als Macholiebchen gecasteten und sich ostentativ sexualisiert am Tisch räkelnden Sophia Thomalla (Kernsatz: Ich möchte nicht in einer Welt leben, in der mir ein Mann nicht mehr sagen darf, dass ich geile Möpse habe) und machten sich den Rest der Sendung lustig bis verächtlich über die zwei ernsthaft-leidenschaftlichen, sprich: klemmig-überspannten – und dazu doof frisierten! – Sexismusgegnerinnen am Tisch: Claudia Roth und so eine Gewerkschafterin.

Frauen müssten halt in ihrem Selbstbewusstsein gestärkt werden, empfahl am Ende der Promi-Anwalt; Männer im Anstand zu stärken scheidet offenbar aus. „Sagen Sie mir, warum ich mein Verhalten ändern sollte“, blaffte Kubicki ins Schlussgeplapper hinein, „sagen Sie mir das mal!“ Und das führte im Fall Kubicki jetzt wirklich zu weit.