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Archiv-Artikel

Ciao, Funkloch!

MULTICULT 2.0 Der Internet-Nachfolger von Radio Multikulti hofft wieder auf eine UKW-Frequenz

Pünktlich zum ersten Geburtstag hat Radio multicult 2.0 in der Marheineke-Markthalle in Kreuzberg ein neues Zuhause gefunden. Dort bekommt der Online-Nachfolgesender des eingestellten RBB-Radios Multikulti im nächsten Jahr ein gläsernes Studio. Und nicht nur die Räume sind frisch: Neue Sendeformate wurden entwickelt, und die Chancen auf eine künftige UKW-Frequenz stehen gut.

Als „Fenster zur Welt“ stellte Brigitta Gabrin, die Geschäftsführerin des Senders, am Donnerstag die neuen Räume in der ersten Etage der Markthalle vor. Sie dankte überschwänglich den anwesendenden PolitikerInnen für die Unterstützung seit der Abschaltung von Multikulti Ende 2008. Gekommen waren etwa Sozialsenatorin Carola Bluhm (Linke), die medienpolitische Sprecherin der Linken, Gabrielle Hiller, und Günter Piening, der Integrationsbeauftragte des Senats. Im April soll das Studio – bisher noch ein Raum ohne Fensterfront – fertig sein.

Ungefähr dann könnte multicult 2.0 auch wieder im Radio zu hören sein. Am Mittwoch hat die Medienanstalt Berlin-Brandenburg (MABB) zwei freie Frequenzen 88,4 und 90,7 MHZ ausgeschrieben, die jedoch nur zusammen ganz Berlin abdecken. Verschiedene Sender werden sich den Programmplatz teilen müssen, denn Alex-Radio, früher der Offene Kanal, und das gerade entstehende Ausbildungsradio der MABB stehen als Nutzer bereits fest. Bewerben können sich nichtkommerzielle Programme sowie öffentlich-rechtliche oder private Sender, die werbefreie Formate ausprobieren wollen.

Auch das Projekt Herbstradio hätte die Frequenzen gern, ebenso der Ohrfunk, ein Sender für Sehbehinderte, verrät Ingeborg Zahrnt, Justiziarin der MABB. Sie versichert: „Wenn es bei drei Bewerbern bleibt, werden alle mit im Boot sein.“ Doch noch ist die Bewerberzahl unklar, die Frist läuft Mitte Februar ab.

„Wir hoffen auf die Primetime morgens und abends“, sagte Gabrin von multicult 2.0. Für zehn Stunden tägliche Sendezeit wollen sich die RadiomacherInnen bewerben – mit neuem Konzept: Rein fremdsprachliche Sendungen wie bei Multikulti werde es nicht mehr geben. „Wer früher zur falschen Zeit einschaltete und kein Albanisch sprach, hatte Pech“, sagt Gabrin. Eine neue Software soll nun ermöglich, dass der Internet-Livestream gleichzeitig in verschiedenen Sprachen gehört werden kann. Über UKW sollen nur zweisprachige Sendungen laufen.

Neues Studio, neues Format und vielleicht eine neue Frequenz, fehlt nur noch Geld. Die MABB übernimmt zwar einen Teil der Gebühren, aber für die Übermittlung und Lizenzgebühren müssen die Sender selbst aufkommen. Für eine Sendezeit von 10 Stunden täglich fallen etwa 50.000 Euro pro Jahr an. Der neue Stiftungsverein muss nun Sponsoren suchen. KATHLEEN FIETZ