Vor Gerichtsurteil über Fußballeragentur: Die Gaunerkinder

Was Luciano Moggi und seine Amici im italienischen Fußball vormachten, haben deren Sprösslinge vollendet.

Für ihn sind sechs Jahre Haft gefordert: Luciano Moggi. Bild: dpa

ROM taz Der Ball mag ruhen, doch Justizia darf sich keine Pause gönnen. Die Dame hat in Fußballitalien viel zu tun. Sie muss sich mit Doping und Bilanzfälschung, Spielmanipulationen und unlauteren Transfergeschäften auseinandersetzen. Ihre Weihnachtspause fällt daher kurz aus. Noch bevor die Kicker wieder dem Ball hinterherjagen, steuert die strafrechtliche Beurteilung des Rasenzirkus einem Höhepunkt entgegen. Für den heutigen Nachmittag ist die Urteilsverkündung gegen Luciano und Alessandro Moggi, Davide Lippi und drei weitere Angestellte der Spielervermittlungsagentur GEA World in Rom angekündigt. Sie sollen einerseits Spieler gezwungen haben, sich von ihnen vertreten zu lassen, andererseits durch die Masse der von ihnen vertretenen Akteure der obersten beiden Ligen - zirka elf Prozent der Spieler sowie sechs Trainer - in den Vereinen selbst Einfluss auf Aufstellung und Transfers genommen haben.

Für Luciano Moggi, den Exmanager von Juventus Turin, der auch im Zentrum des Bestechungsskandals steht, sind in Rom sechs Jahre Haft gefordert. Für Filius Alessandro steht eine Gefängnisstrafe von fünf Jahren im Raum, während Davide Lippi, Sohn des aktuellen Nationaltrainers der Azzurri, mit 16 Monaten Haft rechnen muss. Entscheidend für die Urteilsfindung wird sein, ob die Richter der Interpretation der Staatsanwälte folgen und die GEA für eine Vereinigung zur Beherrschung des Fußballs halten oder nur für eine recht erfolgreiche Spielervermarktungsagentur mit raubeinigen Methoden.

Bedrohungen von Spielern, das Ausbooten von konkurrierenden Agenten und Absprachen zur Preistreiberei sind in den 18 Monaten, die der Prozess bislang gedauert hat, bekannt geworden. Sichtbar geworden ist auch das hässliche Antlitz der Fußball-Gewaltigen. Bezeichnend war die Drohung, die Luciano Moggi noch im Flur des Gerichtsgebäudes dem früheren Roma-Manager Franco Baldini an den Kopf geworfen hatte. "Du Stück Sch…" hatte Big Luciano getönt und dem heutigen Manager des englischen Fußballverbandes ein böses Ende prophezeit. Baldini hatte vor Gericht darüber Auskunft gegeben, wie die GEA versucht hatte, bei AS Rom Fuß zu fassen und wie sie den Fußballverein von Messina in den Ruin getrieben hatte.

Pikant ist die Genese der GEA. Söhne und Töchter von Fußballpäpsten und Finanzjongleuren hatten sich 2001 mit Unterstützung ihrer Eltern ein Spielzeug zur Belustigung und Bereicherung geschaffen. Der Sohn des Juve-Managers Moggi und der Filius des Trainergurus Lippi hatten sich mit der Tochter des Bankiers Geronzi, dem Sohn des Parmalat-Bankrotteurs und einstigem Besitzer des AC Parma Tanzi sowie dem Spross des früheren Eigners von Lazio Rom Cragnotti - der den Lebensmittelriesen Cirio kaputt gewirtschaftet hatte - zusammengetan. Bankier Geronzi hatte sich mit den Mitteln seines Instituts in die defizitären Vereine Lazio und AS Rom eingekauft und bei einem Betrug zwischen Parmalat und Cirio mitgewirkt. Staatsanwalt Luca Palamara hatte bereits das sogenannte "Bilanzdoping" von Vereinen der Serie A untersucht und war so auf die Machenschaften der Junior-Riege in der GEA aufmerksam geworden.

Für Luciano Moggi hält das neue Jahr ein paar heiße Derbys bereit. Zwei Wochen nach der Urteilsverkündung im GEA-Prozess beginnt in Neapel der echte Moggi-Prozess, der sich mit den Spielmanipulationen auseinandersetzt. Die vom Staat besoldeten Fußballfunktionäre, die sich Moggi dienstbar gezeigt hatten, müssen sich ab dem 12. Januar vor dem Finanzgericht Corte dei Conti verantworten. Ihnen wird eine Schädigung des Images des italienischen Staates vorgeworfen.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.