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Israels Regierung entsetztVatikan vergleicht Gazastreifen mit KZ

Der Menschenrechtsbeauftragte des Vatikan hat den Gazastreifen mit einem Konzentrationslager verglichen. Israel wirft ihm vor, Propaganda für die Terrororganisation Hamas zu machen.

Fragwürdige Aussage: Vatikan-Menschenrechtsbeauftragter Renato Martino. Bild: dpa

ROM dpa Der Menschenrechtsbeauftragte des Vatikan hat den Gazastreifen mit einem Konzentrationslager verglichen. "Schauen wir uns die Lebensbedingungen im Gazastreifen einmal an: Das ähnelt immer mehr einem riesigen Konzentrationslager", sagte Kurienkardinal Renato Martino wörtlich in einem Interview mit der Online-Zeitung "Il Sussidiario". Wie italienische Medien am Donnerstag berichteten, verurteilte er vor allem den "Egoismus auf beiden Seiten" und den Mangel an "Gespür für die Menschenwürde" als Hauptursache für den Konflikt im Heiligen Land.

Die Kritik eines Sprechers des israelischen Verteidigungsministeriums, Propaganda für Hamas zu machen, wies Martino zurück. "Es geht mir nicht darum, Hamas zu verteidigen, aber das, was geschieht ist furchtbar und menschenunwürdig", sagte der Kardinal der römischen Tageszeitung "La Repubblica". Beide Seiten hätten sich Vorwürfe zu machen, "aber was soll man sagen angesichts all der ermordeten Kinder und zerbombter Schulen, obwohl man im Besitz einer Technik ist, die in der Lage wäre, eine Ameise auf dem Boden zu identifizieren", sagte Martino.

Papst Benedikt XVI. hatte die Konfliktparteien im Nahen Osten wiederholt zu einem Ende des Blutvergießens und zum Dialog aufgerufen. Das Oberhaupt der katholischen Kirche plant in diesem Jahr eine Reise in die Region. Ein genauer Termin steht aber nach Angaben des Vatikans noch nicht fest.

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37 Kommentare

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  • F
    Füsch

    Ach, noch was: Wozu sollen diese ganzen Ghetto-Vergleiche eigentlich gut sein, ausser, zu diffamieren und zu vergleichen und damit zu relativieren? Ist mir einfach nicht klar. Finde es auch zum Kotzen, weil völlig unnötig.

     

    Die palästinensischen Gebiete haben eher was von Reservaten, und die gibt es in Australien und den USA auch, nur schon viel länger. Und mit dem Unterschied, dass die Indianer und Aborogines keine Raketen abfeuern.

     

    Was wäre dann eigentlich??

  • F
    Füsch

    @Denninger: Danke für die Kindergartenabqualifizierung. Ich warte noch auf Dein politisches Programm- Momentan höre ich da nur "weiter so, räuchert das Pack aus". Okay, und weiter?

    Ich erwarte gespannt Deine Alternative, nachdem Du sie von mir eingefordert hast. Erzähl mir was von Israel in 30 Jahren.

  • A
    anke

    Der Gaza-Streifen ist definitiv kein Konzentrationslager. Weder hat die israelische Regierung (wie seinerzeit die spanische Kolonialmacht auf Kuba, die den Begriff erstmals verwendete) irgend jemanden dazu aufgefordert, sich dort einzufinden, wenn er nicht als Feind behandelt und umgebracht werden will, noch werden in Gaza Kriegsgefangene interniert, wie von den USA 1900 auf Mindanao). Es werden auch nicht massenhaft Frauen und Kinder zum Sterben in den Gazastreifen geschickt, wie vom britischen General Kitchener während des Burenkrieges. Und schon gar nicht werden die Bewohner von Gaza als Arbeitssklaven missbraucht und anschließend bzw. sofort massenhaft und gezielt vernichtet, wie die KZ-Opfer der Nazidiktatur. Wer also nicht bestrebt ist, dem ohnehin arg dehnbaren Begriff Konzentrationslager noch eine zusätzliche, nie gehabte Bedeutung zu verleihen, der sollte ihn im Zusammenhang mit dem Gaza-Streifen vorerst nicht verwenden. Auch dann nicht, wenn er sich wirklich hilflos fühlt und keinerlei Hintergedanken hegt. Es sei denn, er liebt die anschließend anstehende Selbstkasteiung.

  • W
    willi

    Es ist unglaublich wie gelogen wird. Natürlich auch auf bei den Seiten.....aber ich finde man kann den paar extremen Palästinensern ihren Extremismus nicht mehr vorwerfen.

     

    Wer sich unter solchen Lebensbedingungen nicht wehrt, ist bescheuert, und nicht friedfertig.

     

    Wer lässt sich Jahrelang einsperren und beschießen? Wer lässt sich aushungern?

     

    Und die billigen Lügen Israel müsste sich verteidigen.

     

    Dieser Konflikt ist organisiert von israelisch-jüdischer Seite. Er soll nicht enden.

    Israel braucht keinen Frieden, wieso denn? Was würde es ihnen bringen?

     

    Es ist eine perverse Situation wenn 400 Siedler (in Hebron) das Leben von 200 000 Menschen bestimmen.

     

    Man darf über Israel nicht einfach so reden......warum dieser Konflikt. Vielleicht weil die zionistische Bewegung millionen Menschen vertrieben hat? Das ein oder andere Massaker kann man diesen jüdischen Extremisten nicht vorwerfen. nicht in Deutschland.

     

    Aber es reicht:

     

    Ich habe nichts mit dem Holocaust zu tun. Aber ich bin schon immer gegen rechte Spinner aufgestanden.

    Und diesen jüdischen Rechtsextremismus (der Araber- und Islamhass) der jüdisch-israelischen Bevölkerung toleriere ich nicht mehr.

     

    In wünsche dem palästinensischen Widerstand viel Erfolg!

  • A
    Alex

    Bildungsmassnahme Völkermord.

     

    Die Argumentation mancher Forenteilnehmer ist wirklich beeindruckend: aus der Erfahrung der Juden, im 2. WK völlig wehrlos der rassistisch motivierten Ausrottung ausgeliefert gewesen zu sein, soll der israelische Staat - seit dem Tag seiner Gründung permanent mehr oder weniger ernsten politisch-religiös motivierten Vernichtungsversuchen ausgesetzt - gefälligst Zurückhaltung, ja regelrecht Pazifismus als Lehre ziehen. Soviel Nächstenliebe und Toleranz erwartet die deutsche Linke noch nicht mal vom Dalai Lama in seiner Position als Bodhisattva des Mitgefühls.

     

    Keine Frage: die Rücksichtslosigkeit des israelischen Militärs ist inakzeptabel und die ganze Kampange an sich ein sinnloses Morden ohne die geringste Aussicht auf den gewünschten Erfolg.

    Jedoch inwiefern der millionenfache Mord an den Juden Europas dem Staat Israel die Verpflichtung auferlegt, der Terrorisierung seiner Bevölkerung einfach zuzusehen, erschließt sich mir nicht.

     

    Dieser gehässige Aufruf: "Warum wollt ihr aus dem Völkermord an euch nicht lernen, still zu halten?" ist an polemischer Heimtücke kaum zu überbieten.

    Der Herr Kirchenvertreter mag in gewissen Punkten recht haben und vielleicht ist eine provokante Aussage auch nötig, um ein bisschen Druck auf die Diplomatie auszuüben. Als Menschrechtssprecher der mächtigsten religiösen Organisation der Welt, welche die Shoa mindestens passiv, teilweise sogar aktiv begleitet hat, sollte man seine Worte jedoch mit Bedacht wählen.

  • L
    Ludwig

    Oh, wie da wieder gegeifert wird, ausgelegt wird, verdreht wird!

    Kritik an Israel und deren Wahlvolk (haben die Regierung eingesetzt!) = Judenhaß?

    Also ganz klar und deutlich: Die israelische Soldateska hält sich einen Staat. Sie hat diesen Staat unter Kontrolle, nicht umgekehrt. Alle bisherigen Vereinbarungen (Oslo, Camp David u.s.w.) sind sytematisch torpediert worden. Im gesamten Westjordanland und im Gazastreifen haben faschistoide Siedler das Sagen und drangsalieren die einheimische Palästinenserbevölkerung. Land wird fortwährend enteignet und Grenzen mißachtet. Die Weltöffentlichkeit wird von Anfang an (siehe Bildung des Staates Israel) ignoriert und ein Volk zum Exodus gezwungen. Die Kriege wurden bezahlt von unserem großen Bruder. Die Palästinenser sind die Opfer, und jede Form von Selbstverteidigung ist gerechtfertigt. Es ist völlig schnurz, ob die Täter nun orthodoxe Juden, emigrierte Russen, vergnatzte Franzosen jüdischen Glaubens oder anderweitig aus aller Welt rekrutierte "Neubürger" des Staates Israel sind. Wer mir Judenhaß konstruiert, will einzig und allein den glasklaren Fakten ausweichen und damit die Faktenlage unter den Teppich kehren.

    Für mich ist ein getöteter Israeli genauso viel wert (nicht mehr!) wie ein getöteter Palästinenser. Es ist für mich unerheblich, ob derjenige einziges Kind einer Familie ist oder z.B. das zehnte Kind.

  • J
    jakob

    Denninger, ich hab da mal ne frage. Weiter unten hast du, gerichtet an einen anderen user, das folgende geschrieben:

     

    "Deine offene Sympathie für die Angriffe auf die israelische Zivilbevölkerung, gepaart mit agitativen Vorwürfen gegen Israel allgemein zeigt mir klar Deinen Hass auf Juden allgemein, sehr schlecht kaschiert als "Antizionismus"."

     

    Mich verwirren zwei dinge und ich hoffe, du kannst mir helfen.

    Erstens: In dem beitrag, auf den du dich da bezogen hast, steht gar nichts von sympathie für die angriffe, antizionismus oder vorwürfen "gegen israel allgemein".

    Und zweitens: Selbst wenn das so wäre, ist mir immer noch schleierhaft, wie man daraus einen "hass auf juden allgemein" ableiten kann. Ich wäre mit derartigen vorwürfen vorsichtiger. Man wird so schnell als leicht verrückter, polternder antideutscher abgestempelt, der seine meinung für gesetz hält...

  • BH
    Ben Hur

    ...sagt der Verteter einer Organisation, die dazu neigt, Waffen zu segnen!

  • V
    vic

    Recht hat er, der Kardinal.

  • R
    rouvier

    lieber danieldüsentrieb.

    die feststellung, dass die shoah bisher etwas völlig einmaliges gewesen ist, steht nicht zur diskussion. doch klar ist, dass viele menschen diesen satz gedankenlos aussprechen- ohne ihn in seiner bedeutung nachzuvollziehen. das neue kommt in verbindung des totalitären staates...

     

    doch gerade dadurch - durch das erste mal - ist ein exempel statuiert, was die bedingung der möglichkeit eines neuen administrativen massenmordes, wahrscheinlicher macht, als es noch beispiellos war.

  • C
    Christophe

    Meine Meinung zu dieser Sache ist schon ganz treffend von Denninger vertreten worden - Gaza=KZ, das ist absurd!. Ein paar Anmerkungen noch zu den hier anwesenden Israel-trägt-die-volle-Schuld Anhängern:

     

    Zivilisationsbruch ist für mich vor allem, wenn man jungen Menschen mit pseuodoreligiösen Argumenten einredet, sie helfen ihrem Land, in dem sie sich einen Sprengstoffgürtel umschnallen und in einem Café oder Bus voller Zivilisten (gezielt auf Zivilisten!) in die Luft sprengen.

     

    insbesondere @Füsch:

    Es ist schon seltsam, wenn die UN oder auch die EU zivile Einrichtungen wie Schulen und Krankenhäuser für die Palästinenser finanziert, während manche Palästinenser (Hamas) ihre Energie und ihr Geld lieber in Qassams, AK47s, RPGs und Sprengstoffgürtel stecken. Und Deiner Meinung nach sollen sich die, die mit diesen Waffen beschossen werden, auch noch an dieser Finanzierung beteiligen, anstatt den Beschuss zu stoppen?

     

    Last but not least:

    Schöne Ironie, dass sich der Vatikan und der polternde Möchtegernsozialist Chavez in Bezug auf den Holocaustvergleich mal einig sind.

     

    Salaam und Shalom

  • MN
    May Name

    besonders dämlich war auch wieder einmal der wortbeitrag der kandesbunzlerin mangela erkel.

     

    und wenn tausendmal die hamas schuld ist/wäre, dennoch ist schon erkennbar was für verbrecher in diesem krieg agieren... "bis zum bitteren ende"

    wo soll das sein ? der tod aller?!

     

    übrigens, aus wasser und mehl und decken und heizung kann auch die hamas keine raketen bauen...

     

    ach wären doch mehr menschen wie der herr barenboim mit seinem orchester...

  • D
    Denninger

    Ich glaube nicht, dass Dein Programm sinnvoll ist.

    Eine Palaverdiplomatie a la "Kindergarten:nunhabteuchdochendlichwiederlieb" unter gleichzeitiger massiver wirtschaftlicher Unterstützung einer Seite mag bei sich gegenseitig anerkennenden Gegnern möglich sein.

    Was aber, wenn eine Seite (hier Hamas im Süden, Hisbollah im Norden und deren Förderer Iran im Osten) der anderen Seite das Existenzrecht aberkennt und sich deren Vernichtung auf die Fahnen und ins Programm geschrieben hat?

    Da funktioniert Dein heile-Welt-Traum einfach nicht. Gegen diese Fanatiker kommt niemand mit rationeller Politik oder westlicher Diplomatie an.

    Denn eines wird immer übersehen. Die Angriffe auf die israelische Zivilbevölkerung sind nicht Ausdruck der Wehrlosigkeit, sondern erkärtes Ziel der Hamas.

  • A
    Anonymous

    Man könnte eher sagen, die Moral der Kirche ähnelt wieder (immer noch?) dem aus der von ihr angesprochenen Zeit.

     

    Hinter dem steht kalte, logische Kalkulation, orientiert an den Interessen des Stuhls. Und die basieren wie schon früher als auch heute, immer noch, auf dem Profit aus Hypes wie diesen um den Gazastreifen. Wie schon unter Hitler zieht auch hier die Kirche schön mit, mit dem bürgerlichen Lager, mit der verblendeten Sicht auf Gaza, die sie nun weiter entfacht, auf der Jagd nach Symphatisanten. Das ist schlicht und einfach feig.

    Feig wie auch damals, als sie munter mit dem Mob hetzte.

     

    Den Palästinensern geschweige der Hamas hier die Rolle der Juden zuzusprechen ist Geschichtsrevisionismus erster Güte, und zeigt, wie wenig die Welt aus dem letzten Jahrhundert gelernt hat.

     

    Man mag über diesen Krieg denken wie man will. Aber dieser absurde Vergleich zeigt schlicht und einfach das die Kirche als Moralische Instanz ausgedient hat, schon seit langem.

  • KW
    Klaus - Westberlin

    Ich schäme mich für die deutsche Regierung, die einseitig Partei für den israelischen Aggressor bezieht.

  • HN
    Herr Naphta

    @ Denninger:

     

    Wie wäre es denn z.B. damit, dass sich Israel aus den besetzten Gebieten zurückzieht, d.h. nach dem Abzug aus Gaza der Westbank, wie dies mehrere UNO-Resolutionen verlangen? Oder wie wäre es mit dem Abbau der Grenzanlagen in der Westbank, mit denen tief in palästinensisches Gebiet eingedrungen und in Form von Beton Tatsachen geschaffen werden und die auch durch ein Rechtsgutachten des Internationalen Gerichtshofs als rechtswidrig erachtet wurden? Oder dem Akzeptieren der Hamas als einen gleichberechtigten Gesprächspartner?

     

    Ich habe Verständnis für das israelische Sicherheitsbedürfnis, jedoch tut Israel u.a. mit den oben genannten Umständen alles, um eine friedliche Lösung zu verhindern. Der Abzug aus der Westband oder der Abbau der Grenzbefestigungen ist nicht verhandelbar sondern eine einseitig den Israelis obliegende Pflicht. Es kann nicht einerseits Verhandlungen mit der demokratisch gewählten Hamas ablehnen und andererseits rechtswidrige Zustände aufrecht erhalten.

     

    Im Hinblick auf den aktuellen israelischen Angriff wären 2 Grenzen zu beachten.

    1. Verhältnismäßigkeit

    Nach internationalem Recht muss die Selbstverteidigung verhältnismäßig sein. Von Mitte 2003 bis Mitte 2008 starben 15 Isrealis durch Kassambeschuss. Die aktuellen Zahlen getöteter Palästinenser ist demgegenüber unverhältnismäßig hoch.

    2. Verbot des Beschusses ziviler Ziele

    Betrachtet man die Zerstörung eines Großteils der zivilen administrativen Infrastruktur, zudem den Beschuss eines UN-Gebäudes, eines Hilfskonvois, dreier Krankenhäuser, dann ist offensichtlich, dass auch diese rechtliche Grenze von im Rahmen des Israelischen Angriffs gering geachtet wird.

  • V
    vico

    Mich wundert es das dieser vergleich mit den Warschauer Ghetto so lange gebraucht hat

    um geäußert zu werden, Die Umzingelung durch hohe Mauern und Stacheldraht,...

    die Wasserrationierungspolitik...die würdelose Behandlung durch die israelische Armeeangehörige,..und andere täglichen Schikanen, zwischendurch einfallende „Gefängnis-Wächter die, die Ordnung zusammenprügeln wollen.Was muss man noch tun um der Welt zu sagen das man ein Volk dezimieren will und seine eigene Geschichte vergessen hat.

  • BB
    Bernd Beermann

    Wenn's nur gegen die Juden geht, dann klatschen die Leute sogar 'nem Vatikanvertreter Beifall. Und morgen ist alles wieder vergessen, und der Vatikan schlimmer als die Nazis.

  • F
    Füsch

    Konkrete Frage, konkrete Antwort:

     

    Die Militärintervention, besonders die Bombardierungen, stoppen, die UN bei ihren Aufgaben unterstützen (statt sie und die eigenen Truppen zu zerbomben. den Aufbau von Infastruktur in allen palästinensichen Gebieten zuzulassen oder sogar selbst zu steuern - oder, ganz kurz und sehr in die Zukunft gedacht: Den Aufbau eines palästinensichen Staatsgebietes aktiv (!) zu betreiben. Und warum etwas scheinbar so paradoxes tun? Weil es gegen den erklärten politischen Willen Israels kein Palästina geben kann und wird, und weil andererseits Palästina nur ein ungeliebter Nachbar in einem Kalten Grenzkrieg sein würde. Und warum sollte Israel das tun? Weil nur so ein Frieden, der keine ewige Waffenruhe wäre, denkbar ist.

    Und wie? Es müssen Gespräche mit den politischen Vertetern geben, die die Palästinenser eben vertreten. Und da dies in einem Gebilde ohne wirkliche Regierung wie dem Gaza-Streifen die Hams ist, so sind es eben die - so, wie die Fatah es auch geworden ist. Als Vermittler für solche Gespräche bietet sich im Moment ja die halbe Welt an.

    Die Alternative wäre das, was wir jetzt erleben: Ein Immer-mehr-des-Gleichen seit über 30 Jahren. Mit der Technik des "In-Die-Steinzeit-Bombens" hat bisher noch jede Nation verloren, wenn es gegen die militärische Taktik des Guerillakrieges und des Terrors ging. Die Liste muss hier nicht aufgeführt werden. Israel wird es da nicht anders ergehen.

     

    Und weil offenbar niemand um die Positionierung in diesem Konflikt herum kommt, will ich nicht hinter dem Berg halten: Ich bin pro-israelisch eingestellt, und das ist auch genau der Grund, weswegen ich diese Form der Konfliktlösung (vorsichtig ausgesrückt) für komplett falsch halte, da Israel dabei - mindestens moralisch - den kürzeren zieht und sich auf Dauer schwächt.

     

    Und wozu, schlußendlich, historisch (fragwürdige) Vergleiche ziehen? Wenn das so weiter geht, dann wird "Gaza-Streifen" selber zu einem geflügelten Wort, einem Symbol, dass in späteren Zeiten zu Vergleichen für unhaltbare Situationen herangezogen wird. So wie "Indianerreservat", "Ghetto" (Ursprünglich italienisch), "Waterloo", "Seveso", "Tschernobyl".

  • D
    danieldüsentrieb

    Es kann doch wohl wirklich nicht wahr sein, dass es nach wie vor Menschen gibt, die es nicht verstanden haben und wahrscheinlich niemals verstehen werden, dass so etwas wie die Shoah absolut einmalig ist und mit großer Wahrscheinlichkeit auch einmalig bleiben wird. Wer, wenn es um kritik am Vorgehen bei "Auseinandersetzungen", egal in welcher Form geht, Vergleiche zur Shoah anstellt, verharmlost diese in einem unerträglichen Maße.

  • M
    messiah

    @Leo: Auschwitz also doch nur eine "Besserungsanstalt" für Juden? zum Kotzen, was heute schon wieder alles salonfähig ist!

  • D
    Denninger

    @Füsch:

    Ok, das israelische Vorgehen in diesem Konflikt ist für Dich falsch. Das ist Deine Ansicht und die respektiere ich auch.

    Aber welches Vorgehen wäre für Dich richtig?

  • F
    Füsch

    Also bitte, dann also unmissverständlich:

     

    Das Vorgehen der Regierung des Staates Israel in diesem Konflikt ist militärisch und humanitär grundfalsch und auch durch das Selbstverteidigungsargument nur schwer verständlich.

     

    Geht das so?

  • D
    Denninger

    Ach Leo,

    Du solltest Dich erst einmal informieren was der Begriff Konzentrationslager bedeutet.

    Tolle Idee mit der ethnischen Aufteilung, funktioniert aber offenbar nicht (1948,1967,1974).

  • R
    Rolf

    So weit ICH mich erinnere, wurden in den KZs der Nazis alleine 6 Millionen Juden "vernichtet".

     

    In Gaza hingegen wächst die Bevölkerung so schnell wie sonst nirgendwo auf der Erde. Eigenartiges KZ kann ich da nur sagen!

  • A
    Anarchist

    Ursache des Nahostkonflikts ist nicht der "Zionismus" oder ein "arabischer Antisemitismus", sondern die Shoa, die systematische Vernichtung von als Juden kategorisierten Menschen unter grausamsten Bedingungen.

    Für mich als Linken in Deutschland ergeben sich daraus zwei Schlussfolgerungen.

    Erstens, dass ich nicht unter dem Vorwand "neutral" zu sein in einem "komplizierten Konflikt" schweige, wenn hunderte unschuldige Menschen sterben und keinen Zugang zu Wasser und medizinischer Versorgung haben.

    Und zweitens, dass ich nicht zulasse, dass Menschen dieses Vorgehen mit der Shoa vergleichen, die etwas unvorstellbares und unvergleichbares darstellt.

  • TS
    Thorsten Stedtfeld

    Ich muß beiden Parteien, die hier den Artikel kommentieren, irgendwo recht geben. Auf der einen Seite kann man das Warschauer Ghetto nicht mit Gaza vergleichen, aber auf der anderen Seite ist es naheliegend, daß man sich fragt, warum Israel, nicht die Juden (denn Israel ist nicht gleich Juden!!!!), aus den schrecklichen Ereignisse der Vergangenheit etwas mitgenommen hat und hierbei beziehe ich mich nicht alleine auf die Flucht in der Nazi-Zeit ! Denn keiner hat das Recht jemanden so zu bekämpfen, auch wenn man selbst angegriffen wird ! Da in meinen Augen die Verhältnissmäßigkeit überhaupt nicht stimmt !

     

    Mal eine provokante Frage an alle:

     

    Was hat Israel, was andere nicht haben, um sich so viel erlauben zu können ? Geschichtlich gehört das Land nicht wirklich Israel, wenn doch, dann gehört z.B. den Kurden ebenso Land zugesprochen, leider interessiert dies keinen....warum ?! Ist für mich nichts anderes !

  • L
    leo

    Stimmt. Auch wen ich ansonsten gegenüber Veröffentlichungen aus dem Vatikan meistens kritisch gegenüberstehe, muss ich ihnen diesmal - leider - voll Recht geben. Die Gaza-Region ist de facto ein großes Konzentrationslager. Daran sind gewiss die Israelis mit, aber ganz sicher nicht allein schuld. Die Weltöffentlichkeit hat seit Jahrzehnten nichts Effektives dagegen getan.

    Ich habe kürzlich Steinmeier vorgeschlagen, sich dafür einzusetzen, dass die ganzen Palästina-Region vom Libanon ab Israel bis zum Suez-Kanal unter UNO-Hoheit gestellt wird mit einer sinnvollen regionalen Aufteilung der Volksgruppen. Mal sehen, wie Obama, den ich als Pragmatiker einschätze, die Sache anpackt. Von einem Bush konnte man da ja leider schon seit Jahren nichts Vernünftiges erwarten. Da fehlte es ihm an Intelligenz.

  • D
    Denninger

    @Ludwig:

    Toll, wie Du einfach so Täter und Opfer in Dritten Reich vertauscht und den Bewohnern, nicht der Regierung Israels falsche Schlüsse daraus unterstellst.

    Meiner Ansicht nach gab und gibt es vor allem eine Lehre aus der Shoa:

    Letzten Endes ist jede Gruppe auf sich allein gestellt und muss sich gegen eine Bedrohung von außen selbst verteidigen können.

    Wo war denn die "Weltöffentlichkeit" im zweiten Weltkrieg? Kein Staat hat auf Grund des Holocaust dem Deutschen Reich den Krieg erklärt.

    Wo war denn die "Weltöffentlichkeit", als Raketen aus dem Gazastreifen zu nach Israel abgefeuert wurden? Gab es denn Demos gegen den Terror der Hamas?

    Der Staat Israel hat wie jeder Staat die Aufgabe, seine Bevölkerung zu schützen. Über die Ausführung kann und soll sogar diskutiert werden, nicht jedoch über die Erfüllungspflicht selbst.

    Der Gazastreifen ist kein Sammellager zum Abtransport in Vernichtungslager wie das Warschauer Ghetto es war. Diese Unterstellung, und die lese ich aus Deinem Kommentar heraus, ist beleidigend.

    Wenn jemand Analogien in den jeweiligen Versorgungslagen sehen will, so sollte er/sie sich bewusst sein, dass die Zustände im Warschauer Ghetto jahrelang vorherrschten und auf eine Vernichtung der Eingesperrten abzielten.

    Dies ist im Gazastreifen nicht der Fall.

    Deine offene Sympathie für die Angriffe auf die israelische Zivilbevölkerung, gepaart mit agitativen Vorwürfen gegen Israel allgemein zeigt mir klar Deinen Hass auf Juden allgemein, sehr schlecht kaschiert als "Antizionismus".

    Und dieser Hass ist wirklich widerlich.

  • H
    Honk

    @Ludwig: die Juden wurden in Europa "drangsaliert" - hübscher Euphemismus. Und dann werfen Sie den Juden noch vor, sie hätten aus der Nazi-Barbarei nichts gelernt. Auschwitz als pädagogische Einrichtung?

     

    @Friedrich Kniffka: alle Politiker schauen weg? Ich habe eher den Eindruch, dass jeder Poltiker seinen unqualifizierten Senf dazu abgibt. Und woher wissen Sie, dass die meisten Opfer unbeteiligte Zivilisten sind? Das behauptet nicht einmal die Hamas.

     

    @ alle plus Kirchenmann: wer den Gazastreifen mit dem Warschauer Ghetto oder einem Konzentrationslager vergleicht hat entweder von der europäischen Geschichte keine Ahnung oder möchte die Israelis als die Nazis von heute diffamieren. Letzteres ist nicht nur grottenfalsch, sondern unverschämt bis widerlich.

    Warum können Sie nicht das militärische Vorgehen der Israelischen Armee kritisieren (ich persönlich habe Verständnis dafür), ohne in diese Nazivergleichskiste zu greifen?

  • H
    Hatim

    Ich hoffe dass, dieser Mann bei seiner Meinung bleibt. Die Erfahrung hat bewiesen, dass man für solche Äußerungen nach wenigen Tagen sich entschuldigt.

  • FK
    Friedrich Kniffka

    Ich bin ebenfalls ganz genau der gleichen Ansicht, wie sie hier meine Vorredner schon geäußert haben. Auch ich sehe einen Vergleich zum Warschauer Ghetto, und der ehrwürdige Kirchenvater hat vollkommen Recht, wenn er diesen Vergleich anstellt! Ich verstehe es einfach nicht, dass alle Politiker wegschauen, während Israel Gaza und seine armen Einwohner dem Erdboden gleich macht. Dem Morden und dem Töten der israelischen Armee - Hamas hin, Hamas her! - muss so schnell wie möglich Einhalt geboten werden. Die meisten Opfer der grausamen Bombardements sind keine Hamasanhänger sondern unbeteiligte Zivilsten, bestehend aus Kindern, alten Frauen und alten Männern, die mit der politischen Angelegenheit überhaupt nichts zu tun haben. Ich war bereits einmal auf einer längeren Reise in Israel und muss leider sagen, dass man mit der arabischen Bevölkerung erheblich sachlicher, ruhiger, besser und anständiger reden kann. Bei Gesprächen mit den Israelis hingegen schlägt einem nur blinder Hass und eine unbeschreibliche Wut entgegen, sobald man auf die Rede von Arabern und Palästinensern zu sprechen kommt. Und dieser blinde Hass zieht sich durch sämtliche Bevölkerungsgruppen, vom einfachen Bauern und Arbeiter bis hin zum Hochschulprofessor.Ich denke, auch die Israelis müssten mal wieder auf den Boden der Tatsachen zurückkommen, dass man auf diese Art und Weise keine Probleme beseitigen kann so dass die Kämpfe endlich ein Ende nehmen und Verhandlungen zu den Gegenparteien - auch zur Hamas! - aufgenommen werden. Nur durch friedliche Verhandlungen und Übereinkommen unter der strengen Aufsicht der Uno können schliesslich zu einem Ende des Massenabschlachtens im Gazastreifen führen.

  • B
    birdboy

    In diesem sehr deutschen Selbstbefindlichkeitsdiskurs namens Nahost-Diskussion würden offenabr einige DiskutandInnen sogar dem Vatikan zustimmen, nur um sich auf der Seite der Rechthabenden zu postieren. Leute, das geht auch anders!!!

  • ZW
    Zahra Wiesman

    Ihren Kommentar hier eingeben

    Es freut mich, dass es wenigstens noch einige Menschen gibt, denen menschliches Leid nicht absolut egal ist und die Israels mehr als menschenverachtendes Vorgehen auch beim Namen nennen: Gaza ist ein einziges riesiges Konzentrationslager,und wer einmal dort war und sich das Elend der Bewohner und das arrogante ( noch mild formuliert!) Gebahren der israelischen Soldaten mal vor Ort mit angeschaut hat, der wird nicht mehr so leicht schweigen. Ich finde es auch unverantwortlich von deutscher politischer Seite die Augen vor diesen Massakern zu verschliessen. Deutschland und Europa insgesamt haben durch ihre Geschichte nicht nur Verantwortung was Israel betrifft (auch wenn Israel und einige seiner Sympathisanten uns das glauben lassen wollen), sondern auch was die Palestinenser betrifft, die die unschuldigen Opfer dieser grauenhaften Geschichte sind, und nun diejenigen sind, die eine grauenhafte Gegenwart er-leben. Wir schauen weg und in ein paar jahrzehnten werden wir wieder sagen, dass wir doch nichts gewusst haben...

  • W
    weaver

    Meine Ansichten stimmen nicht sonderlich oft mit denen des Vatikan überein. Hier allerdings muss ich dem Kirchenvertreter Recht geben.

  • RS
    Robert Schneider

    Endlich hat auch mal ein "Kirchenmann" den Mut die Dinge beim Namen zu nennen. Sicherlich, der Vergleich ist übertrieben und auch einseitig und doch macht er deutlich, worum es geht.

     

    Es sind allzuoft die wenigen radikalen, die an der politischen Spitze über den Tod vieler ziviler entscheiden.

    Wer es in Kauf nimmt, bzw. den Auftrag gibt das Kinder und Menschen, die eigentlich nur friedlich leben wollen , getötet werden, muß sich nicht wundern mit den Nazis über einen Kamm geschert zu werden.

     

    Die Führungseiten beider Gruppierungen müssen sich vorwerfen lassen "verblendet" und eben egoistisch zu handeln.

     

    Es ist ein Rückfall in die STeinzeit.

    Der allzu dünne Eis-Mantel der Zivilisation ist mal wieder "brüchig" geworden.

  • L
    Ludwig

    Der Vatikansprecher hat recht.

    Für mich sind die Analogien zum Warschauer Ghetto ziemlich offensichtlich. Ich hätte ja gedacht, dass Bewohner eines Staates, der viele drangsalierte Juden aus Europa als Gründer hat, etwas andere Lehren zieht aus der Nazi-Barbarei.

    Was wir aber seit Jahrzehnten sehen, ist fortgesetzter Landraub, Apartheid und Stangulation eines gesamten Volkes.

    Jede Verzweiflungstat relativiert sich in ihrer Schuld gegen diese systematischen Verbrechen.