Die Agrarministerin auf der Grünen Woche: Frau Aigner wagt sich ins Bioland

Vor ihrem ersten Eröffnungsrundgang auf der "Grünen Woche" gab es Streit über den Besuch in der Bio-Halle. Aber die Agrarministerin hält tapfer durch.

"Die Bio-Branche ist ihr wurscht": Frau Aigner auf der Grünen Woche in Berlin. Bild: rtr

Ilse Aigners Weg in die Biohalle der Agrarmesse "Grüne Woche" ist weit: Drei Stunden hetzt die neue Bundesministerin für Landwirtschaft von einem Stand zum nächsten. Es riecht immer wieder intensiv nach Käse - und Aigner muss immer wieder probieren. Jedes Mal geht ein Blitzlichtgewitter auf die CSU-Politikerin nieder. So ist das Tradition beim Eröffnungsrundgang auf der Berliner Ausstellung, und so war es auch am Freitag.

Doch das ist kein Problem für Aigner. Wenn ihr Aussteller Champagner aus Frankreich, Bier aus Bayern oder Aquavit aus Norwegen in die Hand drücken, führt sie das Glas an die Lippen, aber trinkt so gut wie nichts - auf dem Foto sieht das trotzdem gut aus.

Erst gegen Ende kommt Aigner in die Bio-Halle. Ursprünglich sei der Abstecher gar nicht vorgesehen gewesen, sagt Thomas Dosch, der den größten Ökobauernverband Bioland leitet. Biofreunde und -feinde im Ministerium hätten sich über die Frage einen Kampf geliefert. Am Mittwoch erklärte Dosch deshalb sogar: "Bei Frau Aigner weiß ich noch gar nicht, ob sie überhaupt weiß, dass es Bio gibt. Die Branche ist ihr wurscht." Wenige Minuten von der Halle entfernt sagt Aigner nun der taz über die Planung: "Da muss irgendwas schiefgegangen sein."

Die Lösung entbehrt nicht einer gewissen Komik: Aigner geht nur zum Stand ihres Ministeriums, nicht etwa zu einem der Branchenorganisationen. Auf ihrem eigenen Stand musste sie sich von Dosch und Kollegen willkommen heißen lassen.

Mit einem Lächeln geht Aigner darüber hinweg und beteuert ihre "Verbundenheit" mit den Ökos. "Alles Gute", sagt sie und dabei hebt sie die Stimme, als ob sie schon gehen wollte, aber da greift Felix Prinz zu Löwenstein zum Mikrofon, der Chef des Branchendachverbandes BÖLW. "Die Unterstützung des Staates für den Biolandbau ist gut, weil eben nicht nur derjenige, der Ökoprodukte kauft, etwas davon hat, sondern die Allgemeinheit", erklärt er der Ministerin. Die Umwelt profitiert, und deshalb soll der Bund zum Beispiel mehr für die Forschung im Biolandbau ausgeben. Aigner lächelt weiter. "Bio hat seinen Platz. Der Verbraucher entscheidet", sagt sie. Von mehr Geld für die Förderung von Bio kein Wort.

Also schenken ihr die Biolobbyisten erst einmal eine ökologisch angebaute Minzepflanze und halten ihr Becherchen mit Biomilch hin. Sie trinkt: "Schmeckt", lobt die Ministerin.

Dann versucht es Bioland-Präsident Dosch noch einmal: "Sie haben gestern viel von Exportstrategie und Wettbewerb gesprochen." Aber auch regionale Landwirtschaft in Bioqualität sei eine Form, sich dem Wettbewerb zu stellen. Dosch lobt sogar Aigners Vorgänger und Parteivorsitzenden. "Wir haben sehr gut mit Herrn Seehofer zusammengearbeitet." Ihm sei es zu verdanken, dass das Bundesprogramm Ökolandbau verlängert wurde. Es soll Bio etwa durch Beratung von potenziellen Erzeugern weiter verbreiten. "Und nachdem Sie ja gesagt haben, dass Sie in seiner Tradition weiterarbeiten, sind wir ganz optimistisch, dass es eine Superpartnerschaft gibt", sagt Dosch.

Frau Aigner fällt da nur noch ein "Ja, ja!" ein.

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