Neue Prognose für Deutschland: 47 Prozent Ökostrom bis 2020 möglich

Branche der erneuerbaren Energien erhöht ihre Prognose deutlich. Mit richtigen Rahmenbedingungen seien neue Kohlekraftwerke oder längere Atomlaufzeiten unnötig.

Solarzellen werden für die Stromproduktion deutlich wichtiger als heute. Bild: ap

Fast die Hälfte des in Deutschland verbrauchten Stroms kann schon im Jahr 2020 aus erneuerbaren Energiequellen stammen: Mit dieser neuen Prognose, die der Bundesverband Erneuerbare Energie (BEE) am Donnerstag in Berlin vorstellte, werden die Erwartungen der Branche deutlich nach oben korrigiert. "Energie aus Wind, Biomasse, Wasser, Sonne und Geothermie wird 2020 das prägende Element unserer Stromversorgung sein", kommentierte BEE-Präsident Dietmar Schütz das Ergebnis.

Während der Verband bisher einen Anteil der Erneuerbaren von 35 Prozent für machbar hielt, geht er nun von 47 Prozent aus. "Und das ist noch konservativ gerechnet", sagte Schütz. Damit würde sich ihr Anteil, der 2008 bei 15 Prozent lag, in den nächsten elf Jahren mehr als verdreifachen. Die Bundesregierung geht in ihren Szenarien für 2020 bisher von 30 Prozent aus.

Die wichtigste Rolle wird dem BEE zufolge weiterhin die Windenergie spielen. Obwohl sich der geplante Bau von Anlagen auf hoher See weiter verzögert, werde sich ihre Leistung mehr als verdoppeln und rund ein Viertel des deutschen Stroms liefern. Der Ausbau werde überwiegend an Land stattfinden, teils an neuen Standorten, teils durch den Ersatz alter Anlagen durch leistungsfähigere. Einen deutlichen Ausbau gibt es bei der Photovoltaik: Solarzellen sollen ihre Leistung bis 2020 verzehnfachen und 7 Prozent des Stroms liefern.

Die Vereinigung der deutschen Elektrizitätswerke, in dem die konventionellen Betreiber organisiert sind, konnte die Prognose am Donnerstag noch nicht bewerten. In der Vergangenheit hatte der Verband wegen der "schwankenden Produktion" vor einem einseitigen Vertrauen auf regenerative Energie gewarnt.

Der Befürchtung, dass durch einen größeren Anteil erneuerbarer Energie die Versorgungssicherheit gefährdet werde, wies BEE-Experte Ralf Bischoff als unbegründet zurück. "Auch an einem windstillen Winterabend mit maximalem Verbrauch gibt es kein Problem." Erstens stehe ein Teil der Öko-Energie auch dann zur Verfügung, nämlich jene aus Biomasse und Wasserkraft, die zusammen 12 Prozent des Stroms liefern. Zudem könne zehn Prozent der Spitzenlast mittlerweile gespeichert werden. Den Rest müssten konventionelle Kraftwerke beisteuern.

Das Szenario geht davon aus, dass die Atomkraftwerke bis 2020 wie geplant fast komplett abgeschaltet werden. Trotzdem sei weder ein erhöhter Gasimport noch ein Neubau von Kohlekraftwerken über die bereits im Bau befindlichen hinaus erforderlich, betonte Schütz. Sonderregelungen für Kohle oder ein Verschieben des Atomausstiegs seien unnötig und behinderten den Ausbau der Erneuerbaren.

Die Kosten des Ausbaus sollen dabei überschaubar bleiben. Die Vergütung aus dem Erneuerbare-Energien-Gesetz, die auf alle Stromkunden umgelegt wird, steigt bis 2013 auf 5,3 Milliarden Euro an, sinkt dann bis 2020 aber wieder auf 2,4 Milliarden Euro. Grund ist neben sinkenden Vergütungen, dass Ökostrom zunehmend auch ohne Förderung konkurrenzfähig werde.

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