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Geiselfreilassungen in KolumbienUribe entlässt Vermittler

Kolumbiens Präsident Uribe glaubt, die Geiselfreilassungen dienten der FARC als Propaganda. Deshalb hat er der Humanitären Begleitgruppe das Mandat gekündigt - zum Schaden der Geiseln.

Präsident Uribe präsentiert die jüngst freigelassenen FARC-Geiseln - drei Polizisten und ein Soldat - der Öffentlichkeit. Bild: dpa

BUENOS AIRES taz Kolumbiens Staatspräsident Álvaro Uribe hat der so genannten Humanitären Begleitgruppe für die Freilassung der FARC-Geiseln das Vermittlungsmadat zur Fortsetzung der Mission entzogen. Zu den Mitgliedern der Gruppe gehörte unter anderem auch darunter auch Senatorin Piedad Córdoba. Uribes Begründung: Die Freilassungsaktion würde zu Propagandazwecken für eine terroristische Organisation missbraucht. Lediglich die Vertreter vom Roten Kreuz haben nach dem Willen von Uribe noch die Erlaubnis die Mission zu Ende zu führen.

Damit hat sich die Situation der Geiseln, die sich noch in den Händen der Guerillaorganisation FARC befinden, nach Meinung lokaler Medien verschlechtert. Für Montagmorgen ist die Freilassung des früheren Gouverneurs der Provinz Meta, Alan Jara vorgesehen. Am Dienstag oder Mittwoch soll dann als letzter der ehemalige Parlamentsabgeordnete Sigifredo López freikommen. Jara wurde im Jahr 2001 entführt, López im Jahr 2002.

Am Sonntag waren vier Geiseln von der FARC freigelassen worden. Die Rebellen übergaben drei Polizisten und einen Soldaten im südkolumbianischen Urwald einer Delegation aus Vertretern des Internationalen Komitees des Roten Kreuz, der Senatorin Piedad Córdoba und einigen Journalisten. Die vier Männer waren 2007 von der FARC verschleppt worden.

Die Aktion zur Freilassung der Geiseln hatte sich am Sonntag immer wieder verzögert, was Anlass zu Spekulationen gab. Der die Freilassungsdelegation begleitende Journalist Jorge Enrique Botero sprach gegenüber dem Fernsehsender Telesur von Manövern der kolumbianischen Luftwaffe, die die Aktion an den Rand des Abbruchs brachten. Kolumbiens Verteidigungsminister Juan Manuel Santos hat zuvor zugesagt, alle militärischen Aktionen in den Gebieten, in denen die Übergaben stattfinden, für 24 Stunden auszusetzen. Kolumbiens Staatspräsident Álvaro Uribe bestätigte jedoch die Flüge, diese seien jedoch in ausreichender Höhe erfolgt.

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6 Kommentare

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  • UH
    Udo Henn

    Lieber Herr Mueller, eine Leserbriefkolumne ist zwar kein Diskussionsforum, dennoch ein weiterer kurzer Kommentar. Was Frau Merkel betrifft, so war sie letztes Jahr immerhin in Kolumbien und hat sicher ihre Berater, die die entsprechenden Informationen ermitteln.

    Einen Teil der Verdienste von Uribe haben Sie ja aufgezaehlt; wenn Sie die wirtschaftliche Aufwaertsentwicklung als Geschaeftsgelegenheit fuer die Oberschicht ansehen, so ist das Ihre Interpretation, ich sehe es eher als Chance fuer mehr Beschaeftigung und mehr Wohlstand fuer alle Kolumbianer.

    An den Wahlmotiven der Kolumbianer herumzumaekeln, finde ich nicht sehr demokratisch von Ihnen. Einzelne Faelle von Stimmenkauf haben jedenfalls nicht den Wahlausgang beeinflusst.

    Da die Farc die Aussoehnung nicht wollen, ist die Fortsetzung ihrer militaerischen Bekaempfung mit Hilfe der USA der einzig erfolgversprechende Weg zum Frieden, den wir alle solidarisch unterstuetzen sollten.

  • MM
    Mike Müller

    Herr Udo Henn: Wenn Frau Merkel das bemerkt muss es ja stimmen, die lebt ja schon Jahre lang in Kolumbien.:-)

    Ein grosser Teil der 70% Kolumbianer die Uribe Wählen kommen aus den Städten und freuen sich das sie sicherer durchs land fahren können. Ein weitere grosser Teil wählt Uribe weil sie unter Druck gesetzt werden, Stimmenkauf, von Paras den Unternehmern usw. Das ist nun mal Fakt(glauben sie mir ich kennen Kolumbien gut) Sein Kampf gegen die Farc ist ein versuch alles beim Alten zu lassen um gute Geschäfte zu machen. Den Kreisen der Oberschicht hat er den Ausverkauf der Wirtschaft und gute geschäfte Gesichert. Der Breite Masse der Städte hat er die Sicherheit auf den Strassen gegeben. Das landliche Gebiet ist für Ihn ein selbstbedienungsladen und um seine Ziele durchzusetzten sind anschuldigungen ev. FARC Verbindungen sehr hilfreich. Wie sie ja sicher wissen kommt das einem Todesurteil gleich in Kol. gleich. So kann er seine Macht sichern hatte die Unterstützung der USA, warum soll er da was ändern? Mit Uribe gibt es keinen Frieden in Kol.. Traurig

  • UH
    Udo Henn

    Lieber archimedes, Sie wollen wohl doch nicht im Ernst fast 70% der Kolumbianer als "ahnungslos" oder faschistisch bezeichnen. Und die Regierung Uribe schuechtert niemanden ein, foltert niemanden und entfuehrt niemanden, sondern engagiert sich fuer Frieden und Menschenrechte. Das hat auch Frau Merkel inzwischen festgestellt. Waren Sie schon mal in Kolumbien? Sie sollten sich mal objektiv informieren, sonst bleibt die Ahnunglosigkeit auf Ihrer Seite.

  • A
    archimedes

    @ Udo Henn: Einschüchterungen Morddrohungen und andere Repressionsmaßnahmen bis hin zu Morddrohungen, Entführungen und Folter, gegen Zehntausende Menschen, die überhaupt nicht zur Farc oder einer ähnlichen Gruppe gehören - oft werden sie näml. von beiden Seiten gezwungen, sich für eine Seite zu entscheiden. Dazu sagen Sie, "das einzige", was man dieser Regierung (und die vorhergehenden meinen wir beide sicher ebenfalls) vorwerfen könne, wäre ... [u.s.w.]?

     

    Sind Sie wirklich so bodenlos ahnungslos (wozu übrigens sogar manche Kolumbianer selbst gehören, v.a. die Wählerinnen & Wähler von Uribes Partei - einige wählen sie allerdings weniger aus Ahnungslosigkeit, als aus faschistischen Einstellungen heraus - und diese Leute würden auch Franco in Spanien heute bejubeln, Pinochet in Chile u.s.w. und die oben genannten Dinge gegen angebliche "Linke" begrüßen, weil nur "eigene" Leute für sie als Menschen zählen - daher dürfen sie nach dieser Logik auch in menschenunwürdiger Armut existieren).

  • UH
    Udo Henn

    Durch die Freilassung von 6 von insgesamt ca. 700 Geiseln, also nicht einmal 1%, versuchen die Farc, propagandistisch fuer sich Kapital zu schlagen. Gleichzeitig bringen sie weiterhin bei ihren Anschlaegen unschuldige Zivilisten um.

    Mit Alan Jara wurde ein Querulant freigelassen, der sich noch am Tag sener Rueckkehr abfaellig ueber die Regierung ausserte. Unfrieden saeen gehoert also auch zur Freilassungsstrategie der Farc.

    Das einzige, was man in diesem Zusammenhang der kolumbianischen Regierung vorwerfen kann, ist, dass sie diese Terroristen nicht entschlossen genug bekaempft hat.

  • A
    archimedes

    Am letzten Samstag Nachmittag war Kolumbiens sogenannter Präsident Uribe im Kanzler(innen)amt in Berlin zu Gast, mit militärischen "Ehren" empfangen u.s.w.

     

    Wie mir ein Freund berichtet hat, fand dort zugleich aus diesem Anlass mehrere Stunden eine nicht übersehbare Mahnwache von Amnesty International statt (Infos zur Arbeit von a.i. zu Kolumbien unter: http://www.amnesty-kolumbien.de ).

     

    Kann es sein, dass ich in der taz bis heute dazu nicht einen einzigen Artikel finde?

     

    Es ist mir nun schon einige Male aufgefallen, dass über wirklich kaum übersehbare Aktionen von a.i, die soweit mir aus zuverlässigen Quellen bekannt ist, in Berlin stattfanden, von der taz so gut wie nichts berichtet wurde.

     

    Liegt das nun daran, dass irgendwelche bescheuerten Typen bei a.i. die taz nicht informieren???? Oder hat die taz etwas gegen a.i.???? Beides wäre ungeheuerlich.

    Gibt es eine andere plausible Erklärung?

    Bitte mitteilen, ich wüsste sie wirklich gerne.