Gentech-Anbau vor allem in Ostdeutschland: Saison für Gentech-Protest beginnt

Aktivisten planen, wie sie Gentechnik auf dem Acker verhindern - zum Beispiel durch Klagegemeinschaften von Imkern

Gentech-Proteste: Landwirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU) soll gegen den Anbau von gentechnisch veränderten Pflanzen angehen. Bild: dpa

EBERSWALDE/BERLIN taz In diesem Jahr soll auf 3.568 Hektar Acker gentechnisch veränderter Mais angebaut werden. Das ist zu sehen auf einer Karte mit Anbaugebieten, die die Umweltorganisation Greenpeace jetzt ins Internet gestellt hat. Genmais macht nach Angaben der Umweltschützer 0,17 Prozent der gesamten Mais-Anbaufläche in Deutschland aus - im Vergleich zum Vorjahr ist das ein Rückgang.

Für die 120 Kritiker der Gentechnik, die sich am Wochenende im brandenburgischen Eberswalde zur "Bundesweiten Tagung der gentechnikfreien Regionen und Aktiven" trafen, ist das noch immer zu viel. Doch viele Bauern schrecken vor Gentechnik zurück. Und der Widerstand wächst.

"Noch vor zehn Jahren waren wir eine der wenigen Organisationen, die zu Gentechnik gearbeitet haben", sagt Ulrike Brendel, Gentechnikexpertin bei Greenpeace, "heute sind wir eine von vielen." Die Aktiven seien vor Ort gut verankert, würden Verantwortliche in Gemeinden oder Landkreisen gut kennen. Das soll auch in diesem Jahr helfen.

Ralf Bilke vom BUND in Nordrhein-Westfalen setzt auf vielfältige Strategien. In Deutschland gebe es unterschiedliche landwirtschaftliche Strukturen - kleinbäuerliche im Süden und Südwesten, industrielle im Osten. "Da kann man Aktionen nicht einfach übertragen", sagt Bilke. Er fordert etwa Klagegemeinschaften mit Imkern, um sie gegen die Gentechnikindustrie zu unterstützen.

Auch "honigbienenfreie Zonen" seien denkbar, findet Bilke. Imker würden dann einen weiten Umkreis eines Feldes mit gentechnisch veränderten Pflanzen boykottieren - und so auch etwa angrenzende Obstbauern treffen, deren Blüten nicht mehr bestäubt würden. Der Imker Jürgen Binder vom Verein "Gentechnikfreies Europa" organisiert für September ein dreitägiges Treffen, auf dem Bürgermeister und Landräte über das Thema Gentechnik informiert werden sollen. "Wir wollen rechtlich bindend gentechnikfreie Regionen erreichen", sagt Binder.

Achim Schultheiß von der Initiative "Gendreck-weg" findet Feldbefreiungen am effektivsten - und hofft auf viele Teilnehmer dieses Jahr. Er berät Aktivisten, denen Klagen wegen Sachbeschädigung drohen oder anhängen. Die meisten Angeklagten sind "Ersttäter", meint er - "es sind also nicht immer nur dieselben, die aktiv werden". Für Feldbefreier kommt vor allem der Osten Deutschlands infrage. Fast 49 Prozent der angemeldeten Genmaisflächen liegen 2009 in Brandenburg, gefolgt von Sachsen mit gut 27 Prozent und Mecklenburg-Vorpommern mit rund 16 Prozent. Auf www.greenpeace.de/gen-mais-karte kann jedes einzelne Anbaugebiet angeklickt werden, es ist mit Flurstück und genauer Größe aufgelistet. Grundlage der Karte ist das Standortregister des Bundesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL). Deutsche Bauern müssen den Anbau von Genmais drei Monate vor Aussaat der Behörde melden. Doch die Genauigkeit hat Grenzen. Greenpeace meint, viele Bauern gäben ihre Anbaugebiete verspätet, falsch oder gar nicht an. (hol, ssp)

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