Kinderschutz per Gesetz: Familien unter der Lupe

Viele Eltern arabischer Herkunft verpassen die Früherkennungsuntersuchungen ihrer Kinder. Das Kinderschutzgesetz soll das ändern. Doch noch will die SPD nachbessern.

Gleich nach der Geburt stehen die ersten Untersuchungen an. Die nehmen viele Eltern noch wahr. Doch bei den späteren Tests werden vor allem sozial Schwache nachlässig. Bild: AP

Vor allem Eltern nichtdeutscher Herkunft versäumen die Früherkennungsuntersuchungen ihrer Kinder. Das geht aus den jetzt ausgewerteten Gesundheitstests zur Einschulung 2007 hervor. Während im Schnitt 82 Prozent der Kinder deutscher Herkunft an allen Untersuchungen in den ersten Lebensjahren teilgenommen hatten, machten lediglich 52 Prozent der Kinder arabischer Herkunft die sogenannten U1 bis U8 vollständig mit. Bei den osteuropäischen Kindern waren es 61 Prozent. Die Zahl der Arztbesuche hängt laut den Ergebnissen auch vom sozialen Status ab. Im eher armen Bezirk Mitte lag der Anteil derer, die zu allen Untersuchungen erschienen, mit 64 Prozent am niedrigsten, im wohlhabenden Steglitz-Zehlendorf mit 85 Prozent am höchsten.

"Wir wollen, dass möglichst alle Eltern die Früherkennungsuntersuchungen für ihre Kinder vollständig wahrnehmen", teilte Gesundheitssenatorin Katrin Lompscher (Linke) am Montag mit. Sie verwies auf das neue Kinderschutzgesetz, das der Senat im Dezember auf den Weg gebracht hatte. Erscheinen die Eltern zu den vorgesehenen Früherkennungsuntersuchungen des Kindes zwischen dem dritten Monat und dem vierten Lebensjahr (U4 bis U8), soll der Arzt das einer zentralen Stelle bei der Charité mitteilen. Wer die Tests versäumt, erhält eine schriftliche Einladung und später Besuch vom Gesundheitsamt. So will der Senat möglichen Kindesmisshandlungen oder Vernachlässigung frühzeitig auf die Spur kommen. 24 neue Stellen sollen in den Gesundheits- und Jugendämtern der Bezirke geschaffen werden, dem Land entstehen dabei Kosten von 1,18 Millionen Euro jährlich.

Der Rat der Bürgermeister hat das neue Gesetz bereits durchgewunken, nun muss sich das Abgeordnetenhaus mit dem Regelwerk befassen. Aus Sicht der SPD-Fraktion gebe es noch Änderungsbedarf, sagte die gesundheitspolitische Sprecherin, Stefanie Winde, der taz. "Wir wollen das Gesetz erweitern." In welcher Form, wollte sie nicht verraten. Wolfgang Albers, der gesundheitspolitische Sprecher der Linken, sagte: "Wir müssen auch klären, inwieweit datenschutzrechtliche Bedenken bestehen." Vor der Sommerpause soll das Gesetz verabschiedet werden.ANTJE LANG-LENDORFF

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.