Alba verliert: Von Siegermentalität ist wenig zu spüren

Alba verliert gegen Bamberg und bleibt Tabellenzweiter. Es ist die erste Heimniederlage der Saison. Trainer und Management vermissen Härte und Durchsetzungsfähigkeit.

Normalerweise hätte Steffen Hamann den gut 1.000 mitgereisten Bamberger Fans nach Spielende zugejubelt. Fast seine gesamte Karriere hat der Aufbauspieler für die Brose Baskets Bamberg gespielt. Und jene Bamberger fügten am Sonnabend den Basketballern von Alba Berlin mit 72:62 (36:34) die erste Heimniederlage in dieser Bundesligasaison bei.

Doch Steffen Hamann jubelte nicht - er verließ die Halle wie die meisten der 11.200 Zuschauer in der Arena am Ostbahnhof mit gesenktem Kopf. Denn seit dieser Saison ist der 27-Jährige kein Bamberger mehr, sondern spielt für Alba. "Die Niederlage schmerzt mich natürlich noch ein wenig", gestand er. Ausgerechnet das dreizehnte Heimspiel wurde Alba zum Verhängnis. "Das ist jetzt ein neues Gefühl, an das wir uns definitiv nicht gewöhnen wollen", sagte Teammanager Henning Harnisch. Die erste Heimniederlage bedeutete auch, dass die vorzeitige Sicherung eines Play-off-Platzes aufgeschoben werden muss.

Von Anfang hatten die Berliner nicht ins Spiel gefunden und liefen stetig einem Rückstand hinterher. Nur einmal lag Alba vorn - im dritten Viertel mit einem Punkt. Allerdings nur für Sekunden, und auch Steffen Hamann konnte dem Spiel seinen Stempel nicht aufdrücken. Lediglich drei Punkte und einen Assist konnte der Franke in Berliner Diensten beisteuern. Nicht nur, die gesamte Mannschaft fand keinen Rhythmus und hinterließ bei den Verantwortlichen ratlose Gesichter. "Wir haben definitiv nicht alles abgerufen", sagt Henning Harnisch. Vielleicht lag es am härteren Training der letzten Woche. In sechs Wochen beginnen die Play-offs und dann muss die Mannschaft fit sein. Als Dämpfer zur rechten Zeit will Geschäftsführer Marco Baldi die Niederlage aber nicht sehen: "Wir brauchen keinen Dämpfer, das Bewusstsein ist absolut da. Wir dürfen auf keinen Fall unsere Siegermentalität verlieren, denn die hat uns in der Vergangenheit immer ausgezeichnet." Wichtig ist für ihn, dass Alba, egal wie es steht, sein System durchspielt. "Gegen Bamberg haben wir uns aus unserem Konzept herausbringen lassen", sagte er. Die Folge waren schlechte Wurfpositionen, schlechtes Rebounden und eine schwache Wurfquote jenseits der Drei-Punkte-Linie. Es machte sich besonders das Fehlen von Rashad Wright bemerkbar, der sich in den letzten Wochen vor seiner Verletzung in guter Form befand. Normalerweise teilt sich der US-Amerikaner zusammen mit Steffen Hamann die Position als Aufbauspieler. Jetzt muss der deutsche Nationalspieler die Aufgabe alleine bewältigen.

Auf einer anderen Position hingegen konnte Abhilfe geschaffen werden. Für den langzeitverletzten Center und Kapitän Patrick Femerling überzeugte der nachträglich verpflichtete Blagota Sekulic bisher. Auch gegen Bamberg war er mit 19 Punkten erfolgreichster Alba-Akteur.

An der Tabellenspitze thront nach der Alba-Niederlage Oldenburg. Sechs Spiele stehen noch aus - für Alba die Chance, zurück an die Spitze zu finden und sich damit die beste Ausgangsposition für die Play-Offs zu sichern. Doch nicht nur die Berliner und die Niedersachsen sind heiße Titelkandidaten. Nach der Bamberger Leistung vom Sonnabend ist auch mit ihnen wieder zu rechnen. Ein Wiedersehen in den Play-Offs ist nicht ausgeschlossen. Da hätte sicherlich auch Steffen Hamann nichts dagegen. Er könnte für die zwei erlittenen Saisonniederlagen Revanche nehmen - und ohne die Sorge, verspottet zu werden, mit seinen Bamberger Freunden beisammensitzen. Er ist ja jetzt schließlich ein Berliner. NICOLAS SOWA

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