Kuba fehlt Geld: Überlebenshilfe aus dem Norden

Die Kassen in Havanna sind leer. Die Finanzkrise verdüstert auch die Aussicht auf Kredite. Viele Hoffnungen auf Erholung stützen sich auf den großen Nachbarn USA.

Auch die Flagge hängt durch... Bild: dpa

HAMBURG taz Am vergangenen Wochenende präsentierte Kubas Minister für Außenhandel und Auslandsinvestitionen die neuesten Zahlen über das riesige Loch, welches in der kubanischen Außenhandelsbilanz klafft. So entfielen im ersten Viertel 2009 satte 80 Prozent des Außenhandels auf die Importe. "Das muss uns Sorgen machen", gab der Minister gegenüber der Parteizeitung Granma zu. Es sei beschämend, so der Minister, wenn wir importieren, obwohl wir wissen, dass es möglich sei, das Gleiche in Kuba in der gewünschten Qualität herzustellen.

Klare Worte des Ministers, der seit Anfang März im Amt ist, und nur zu gut weiß, wie schlecht es um die Zahlungsfähigkeit der Insel bestellt ist. Selbst die Auslandsinvestoren müssen auf ihr Geld warten, wie das Beispiel von Sherritt International zeigt. Das kanadische Bergbau- und Erdölunternehmen wurde über Monate von der Regierung für die Förderung von Erdgas und Erdöl nicht bezahlt und auch die vertraglich vereinbarten Zahlungen für die Produktion von Strom gingen nicht auf den Konten des Konzerns ein.

Mit 162 Millionen US-Dollar steht die Regierung in Havanna bei Sherritt International in der Kreide. Über fünf Jahre sollen diese Schulden nun abgestottert werden. Die Regierung in Havanna ist ausgesprochen klamm - sowohl japanische Exportkredite als auch Altschulden in Deutschland sind in den letzten Monaten zumindest zeitweise nicht bedient worden. Und ein weiterer kanadischer Investor, die Pebercan Inc., hat nach Zahlungsausfällen den Kooperationsvertrag mit dem kubanischen Erdölunternehmen Cupet aufgelöst.

Der Ökonom Omar Everleny von der Universität Havanna befürchtet, dass die knappen Devisenreserven noch knapper werden: "Aufgrund der internationalen Finanzkrise bekommen wir selbst keine kurzfristigen Kredite mehr." Mit Krediten zu Zinssätzen von 20 Prozent und mehr hatte sich Kuba in der Vergangenheit immer wieder über Wasser gehalten. Die wirtschaftliche Situation ist nach den drei Wirbelstürmen, die im letzten Jahr über die Insel zogen, und den Auswirkungen der internationalen Finanzkrise dramatisch, urteilt Everleny. "Nun bekommen wir die internationale Krise nicht nur im Bergbau, sondern auch im Tourismus zu spüren. Die Zahl der Besucher ist rückläufig", sagt er.

Tourismus und Nickelbergbau sind die zwei wichtigsten Säulen der kubanischen Wirtschaft, und seitdem die Stahlindustrie nicht mehr auf Hochtouren läuft, will kaum jemand Nickel zur Veredelung haben. Entsprechend niedrig sind die Weltmarktpreise. Auch im Agrarsektor ist die Situation schwierig - das Produktionsniveau ist in den vergangenen Jahren kontinuierlich gesunken, parallel dazu sind die Importe aus den USA stetig gestiegen. Auch ein Grund, weshalb der unabhängige Ökonom und Journalist Oscar Espinosa Chepe von der "Rückkehr der Abhängigkeit von den USA" spricht. Die USA liefern der Insel längst das Gros der Lebensmittel, seit Bill Clinton nach dem Hurrikan "Michelle" 2001 hierfür eine Ausnahme des Handelsembargos durchsetzte.

Viele Hoffnungen in Kuba stützen sich auch heute auf die USA. Ökonomen wie Everleny hoffen darauf, dass der Anstieg des Geldtransfers und der Familienreisen zusätzliche Devisen in die Kassen bringen könnte.

Und in Havanna bereitet man sich mittlerweile auch auf die US-Touristen vor. Die Kapazitäten der Flughäfen sollen erweitert werden, denn sollten die Reisebeschränkungen auch für US-Bürger fallen - entsprechende Anträge liegen im Repräsentantenhaus vor -, dann könnten schon im ersten Jahr 1,5 Millionen US-Amerikaner nach Havanna, Varadero und Co. jetten. Das prognostizieren zumindest US-Studien, die auch in Kuba gelesen werden.

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