Aufruhr beim Studentenverband: Studentenvertreterin, die nicht studiert

Eine der Bundessprecherinnen des fzs wurde von ihrer Hochschule und ihrem Asta rausgeworfen - vor einem Jahr. Im Dachverband fzs macht sie trotzdem weiter.

Hat kein Problem damit, sich von Ex-Studentin Gadow vertreten zu lassen: der fzs. Bild: screenshot fzs.de

BERLIN taz | Der "freie zusammenschluss der studierendenschaften", kurz fzs, ist der größte nationale Studentenverband. Stolz wirbt er mit der hohen Zahl an Studierenden, für die er steht. "Mit rund 80 Mitgliedshochschulen vertritt der fzs eine Million Studierende in der Bundesrepublik", brüstet sich der fzs. Doch ausgerechnet in seinem nur vierköpfigen Vorstand hat das PR-trächtige Repräsentationsmodell nun eine empfindliche Lücke bekommen. Die Studentensprecherin Anja Gadow, zuständig für den Bolognaprozeß und Frauenpolitik, ist keine Studentin mehr.

"Studienfach: Pharma und Chemietechnik", heißt es bei ihr, aber das stimmt nicht. Die Technische Fachhochschule Berlin (TFH) hat sie exmatrikuliert - und zwar bereits im März 2008. Ihre Heimat-Studentenvertretung ist darüber schwer empört. "Es ist eine Sauerei zu behaupten, 'Ich vertrete die Studierenden der TFH', ohne wirklich zu studieren", sagt der Vorsitzende des TFH-Studentenparlaments Marco Grenz.

Als der Allgemeine Studentenausschuss der Fachhochschule jetzt Wind davon bekam, dass Anja Gadow nicht mehr studiert, zogen die Studentensprecher sofort die Reißleine. Sie entließen ihre ehemalige Mitstreiterin, sie strichen ihr die Aufwandsentschädigung von monatlich 150 Euro und dachten mit einem Anwalt sogar darüber nach, ob man das unberechtigt überwiesene Geld zurückfordern könne. "Durch das Fehlen ihres Studentenstatus hätte Anja Gadow sich im April 2008 gar nicht zur Wiederwahl stellen dürfen", gibt der Asta kleinlaut in einer Erklärung zu. "Anja selbst muss Konsequenzen ziehen", heißt es in dem Papier, um "die Studierendenschaft in ihrer ernsthaften und glaubwürdigen Arbeit zu schützen".

Aber solche Konsequenzen wird es nicht geben. Am Montag dieser Woche trudelte eine Delegation des "freien zusammenschluss der studierendenschaften" bei der Berliner TFH ein. Sie verklickerten den peniblen Asta-Kollegen, dass der fzs das nicht so eng sieht. Laut Satzung des nationalen Verbandes müsse ein Studentenvertreter des fzs kein Student sein. In der fzs-Satzung steht zwar, "Vorstandsmitglieder müssen das erklärte Vertrauen einer StudentInnenschaft genießen".

Aber es reicht, so sagt es fzs-Sprecher Florian Keller der taz, "wenn das irgendeine StudentInnenschaft ist - und Anja genießt das Vertrauen von mindestens zehn Studentenvertretungen in Deutschland." Auch eine andere Sprecherin des fzs, Sarina Schäfer, sieht kein Problem. "Anja macht gut Arbeit", sagte sie der taz, "sie steht ständig in engem Kontakt mit Studierenden." Da sei es kein Problem, dass sie derzeit keine Studentin ist. "Die Sache ist für uns erledigt - auch weil sie bald wieder ein Studium beginnt."

Anja Gadow selbst konnte am Freitag zur Sache nichts beitragen. Sie vertritt den fzs gerade auf einem Studentenkongress in Rumänien. Die Kollegen der TFH Berlin haben mit solchen Reisen spezielle Erfahrungen gemacht. Vor zwei Jahren, als der fzs in einer schweren Krise war, fuhr Anja Gadow zu einem Treffen, erzählt Marco Grenz, "um den Austritt der TFH aus dem fzs zu überbringen." Allerdings kam es dann ganz anders. Sie lernte den fzs kennen, bewarb sich dort - und trat aus der TFH aus.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.