Von Nokia Siemens geliefert: Deutsche Technik für Irans Zensur
Mit einer Filtermethode namens DPI scannen Irans Behörden das Internet nach kritischen Botschaften. Die Technik wurde – zumindest zum Teil – von Nokia Siemens geliefert.
WASHINGTON afp | Der Verband der US-Computerbranche hat sich besorgt über Berichte geäußert, dass die iranische Führung Technik aus Deutschland und anderen Ländern zur Überwachung von Regierungskritikern nutzt. "Das Internet kann ein Mittel sein, um die politische Kommunikation und Beteiligung in einer Demokratie zu fördern", erklärte der Chef des Branchenverbands CCIA, Ed Black, am Montag (Ortszeit).
Das Internet biete Regierungen aber auch die Möglichkeit, "den Zugang zu Informationen zu kontrollieren, ihre Bürger auszuspionieren und politische Gegner aufzuspüren". Die Berichte über derartigen Missbrauch im Iran mit Hilfe von Technologien aus dem Westen seien "besorgniserregend", erklärte Black.
Der Verbandschef nannte den Iran als ein weiteres Beispiel dafür, dass bestimmte Technologien wie die Filtermethode DPI ("deep packet inspection") eingeschränkt werden müssten. Die DPI-Technologie ermöglicht es Netzwerkbetreibern oder Regierungen, Daten im Internet zu öffnen und in wenigen Sekunden und damit unauffällig zu durchsuchen.
Das Wall Street Journal hatte am Montag berichtet, die iranischen Behörden überwachten und sammelten anscheinend Informationen mit DPI-Technik, die zumindest teilweise von dem deutsch-finnischen Gemeinschaftsunternehmen Nokia Siemens mitgeliefert worden sei. Unternehmenssprecher Ben Roome sagte der Zeitung, die Überwachungstechnik sei Teil eines größeren Vertrags mit dem Iran. Sie werde beim Verkauf von Kommunikationsnetzwerken automatisch mitgeliefert.
Regierungskritiker im Iran hatten nutzen das Internet, um zu kommunizieren. In sozialen Netzwerken wie Twitter und Facebook verabreden sie Protestveranstaltungen, auf Video-Seiten wie YouTube veröffentlichen sie Aufnahmen von Demonstrationen und dem gewalttätigen Vorgehen der Sicherheitskräfte gegen Demonstranten.
Leser*innenkommentare
Stefan Zuber
Gast
Klarstellung zu o.g. Bericht über Nokia Siemens Networks:
Die Darstellung, Nokia Siemens Networks (NSN) hätte Technologie zur Überwachung des Internets und zur Zensur im Iran geliefert, ist falsch. NSN hat im Iran zwei Mobilfunknetze errichtet, die es, nach der Ausweisung vieler Reporter, der iranischen Bevölkerung ermöglichen, untereinander und mit der Außenwelt nach wie vor zu kommunizieren.
Im Rahmen dessen wurde 2008 an einen der beiden Netzbetreiber auch ein Aufzeichnungsgerät geliefert, das der Aufnahme von Sprachanrufen zur Verbrechensbekämpfung dient. Diese Systeme sind in allen Ländern in Telekommunikationsnetzen Pflicht, so zum Beispiel auch in Deutschland. Mit dem Gerät können weder Personen oder Rufnummern identifiziert, nachverfolgt, das Internet oder Textbotschaften kontrolliert, noch Daten analysiert werden. Zensur oder "Deep Packet Inspection" sind mit diesem System nicht möglich. NSN hat ferner dieses Geschäftsfeld im März 2009 verkauft und vertreibt auch Produkte zur Sprachaufzeichnung zur Verbrechensbekämpfung nicht mehr.
NSN hält strenge eigene und internationale ethische Richtlinen im internationalen Handel ein. Vor dem Geschäft hat NSN eindringlich die einschlägigen EU und UN Richtlinen geprüft. Diese sahen damals keine Handelseinschränkungen für diese Art von Produkten vor.
Mehr Informationen unter:
http://www.nokiasiemensnetworks.com/...ty+in+Iran.htm
Mit freundlichen Grüßen
Stefan Zuber
Nokia Siemens Networks
Head of Communications West & South Europe
dariush
Gast
das ganze ist einfach was Obama schon verkündet hat, nämlich das Projekt Cyber War, was gerade auf dem Iran getestet wird.
bananenkopf
Gast
Naja, was im Iran wirklich grade passiert erfährt man nur wenn man jmd. kennt der dort ist und einem unabhängig und privat berichten kann. Dass die Berichterstattung auch hier gelenkt wird zeigt dieser Artikel: http://i8t.de/5uh3ljy4
Ansonsten: Ich will gar nicht wissen wer vom Aufbau der Zensur-Infrastruktur hierzulande profitiert?
http://bit.ly/yHnRC
Pastol
Gast
aber sicher!
vielleicht ist siemens ja besonders davon erfreut das sie ihre technik nun auch in deutschland anwenden dürfen (€!!!).
vielleicht konnten sie ja den ein oder anderen politiker davon "überzeugen" (€!!!) schnell für solch ein gesetz zu stimmen.
aber was rede ich denn, unsere lieben politiker arbeiten NUR für das wohl des volkes und entscheiden immer in höchst verantwortungsvollen maße!
sieht man ja, wir dürfen uns über klonfleisch freuen (kein lobby einfluss), unsere daten dürfen ohne unsere ausdrückliche zustimmung verkauft werden (kein lobby einfluss) und zu guter letzt wird so manch ein ex-umweltminister in einer firma für atomkraft tätig, obwohl er zuvor von atomkraft so gar nicht begeistert war!
ein schelm wer da an was böses denkt und unseren verantwortungsvollen "führer(n)" unterstellt sie würden nicht im sinne des volkes handeln!
Daniel W.
Gast
Internet-Zensur und -Überwachung?! Das kann es doch nur in einem Schurkenstaat geben!
Ama.Dablam
Gast
Echt schockierend - danke für diese Info! Wenn Ahmadinedschad demnächst ein Mars isst, liefern westliche Konzerne die nötige Energie für dessen Antisemitismus...
Depp
Gast
Darueber darf sich doch aber niemand aufregen. Im Iran gibt es genau wie in Deutschland ein Gesetz, ueber die Filterung von z.B. Pornographie. Und ich bin sicher, die Filter werden nur gemaess dem Gesetz verwendet.