piwik no script img

Kommentar AKW KrümmelHinter Vattenfall steht Schweden

Reinhard Wolff
Kommentar von Reinhard Wolff

Damit sein Ruf nicht geschädigt wird, verlangt Schweden von Vattenfall nun höchste Sicherheit der AKW's.

S chwedens Regierung hat erstmals auf die Vorgänge im AKW Krümmel reagiert. Sie verlangt von Vattenfall, dass die Sicherheit seiner Atomkraftwerke höchste Priorität haben solle. Was also offenbar keine Selbstverständlichkeit ist.

taz

Reinhard Wolff ist Skandinavien-Korrespondent der taz.

Vattenfall ist ein schwedisches Staatsunternehmen. Der schwedische Staat verantwortet als alleiniger Eigentümer das, was Vattenfall tut oder nicht tut. Es ist letztendlich der schwedische Staat, der durch Vattenfalls Kohlekraftwerke in Deutschland und Polen die Atmosphäre mit mehr CO2 aufheizt, als ganz Schweden freisetzt. Es ist letztendlich der schwedische Staat, der mit Schrottreaktoren Leben und Gesundheit gefährdet. Oder wie schwedische Zeitungen am Wochenende schlagzeilten: "Schwedischer Atomstrom schaltet in Hamburg die Ampeln aus."

Dass Vattenfall nicht irgendein privater Akteur ist, bietet ein Druckpotenzial, das man in Deutschland noch nicht ganz erkannt zu haben scheint. Wenn schon der deutsche Wirtschaftsminister nicht seine für Vattenfall verantwortliche schwedische Kollegin anrufen will - Umweltminister Sigmar Gabriel kann sich ja die Nummer heraussuchen lassen, wenn sein Herumpoltern mehr als Theaterdonner sein soll.

Ministerin Maud Olofsson würde ihm vermutlich sagen, dass der Staat als Eigentümer nicht in die laufenden Konzerngeschäfte eingreifen könne. Tatsächlich pflegt Stockholm aber auf jegliche Kritik von außen ausgesprochen hellhörig zu reagieren. Wird da doch am schwedischen Selbstverständnis gekratzt, ein weltweit strahlendes Vorbild zu sein. Dass Schweden derzeit die EU-Ratspräsidentschaft innehat, könnte die Schmerzempfindlichkeit Stockholms für den Hinweis auf die Gleichung Vattenfall = schwedischer Staat noch erheblich steigern.

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen

Reinhard Wolff
Auslandskorrespondent Skandinavien und das Baltikum
Lebt in Schweden, schreibt seit 1985 für die taz.
Mehr zum Thema

2 Kommentare

 / 
  • GG
    Gina Gillig

    Krümmel muss sofort endgültig abeschaltet werden und der Betrieb der weiteren Atomreaktoren Vattenfalls endgültig eingestellt werden. Vattenfall hat wiederholt eklatant gegen die Zuverlässigkeit zum Betreiben von Atomreaktoren verstoßen. Wir als Verbraucher haben zudem die Macht, Vattenfall abzustrafen: Keinen Strom von Vattenfall kaufen und statt dessen zu einem wirklichen Ökostrmanbieter wechseln. Ich unterstütze deshalb die Aktion www.atomausstiegselbermachen.de - wir als Verbraucher können den Atomkonzernen das Fürchten lehren in dem sie kein Geld mehr von uns bekommen für ihren dreckigen Atomstrom.

  • A
    alter

    Vielleicht hat Schweden auch mal eine Abwrackprämie für auf Lager - für AKWs. Die könnte dann mit Recht den Namen "Umweltprämie" tragen.