Mütterjobs sicherer: Väter leiden stärker unter Krise

Fast die Hälfte der Väter minderjähriger Kinder spürt die Krise im Job, aber nur jede vierte Mutter. Ein Ende der Kurzarbeit könnte die Lage verschlimmern.

Krise? Ach was: Von der Leyen preist die Familie als Hort sozialen Rückhalts. Bild: dpa

Mehr als ein Drittel der Eltern minderjähriger Kinder spüren Auswirkungen der Krise in ihrem Job. Besonders stark betroffen sind Väter. Laut einer repräsentativen Umfrage des Allensbach-Instituts geben fast die Hälfte von ihnen an, der Betrieb, in dem er arbeite, sei "bereits von der schlechten wirtschaftlichen Lage betroffen". Unter den erwerbstätigen Müttern war es hingegen nur ein Viertel. Das erklärten die Geschäftsführerin des Instituts für Demoskopie Allensbach, Renate Köcher, und Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen. Die unterschiedlichen Angaben von Müttern und Vätern erklärte Köcher so: "Frauen sind vor allem in Branchen beschäftigt, die weit weniger von der Krise betroffen sind als Männer."

Zum zweiten Mal seit 2008 präsentierten Institut und Ministerium am Dienstag den "Familienmonitor". 1.800 Mütter und Väter wurden für die Studie befragt, die die Lebensbedingungen von Familien beleuchten soll.

Wirtschaft und Politik sei es bislang gelungen, die Bevölkerung weitgehend von den Folgen der Krise abzuschotten, erklärte Köcher. Doch Ende des Jahres laufen in vielen Unternehmen die Kurzarbeiter-Regelungen aus. "Wir sehen bisher keine Anzeichen, dass sich das negativ entwickelt", sagte die Allensbach-Chefin. Falls sich die Auftragslage jedoch nicht sonderlich bessere, "wird die Lage Anfang 2010 deutlich problematischer".

Angesichts der Krise pries von der Leyen die Familie als Hort sozialen Rückhalts. 74 Prozent der Befragten gaben an, sie könnten in schwierigen Lagen "auf die Hilfe von Familienangehörigen bauen". Das Anfang 2007 eingeführte Elterngeld helfe, in der Krise die "Spreizung zwischen reicheren und ärmeren Haushalten" zu vermindern, sagte die Ministerin. Geringverdiener mit einem Nettoeinkommen unter 1.000 Euro pro Monat hätten dank Elterngeld "teilweise deutlich mehr Geld als zuvor zur Verfügung".

Besonders stolz zeigte sich von der Leyen darüber, dass sich immer mehr Väter für ihre kleinen Kinder frei nehmen. Laut Statistischem Bundesamt waren 18,4 Prozent der Bezieher von Elterngeld im ersten Quartal dieses Jahres Männer. 2006, vor der Einführung des Elterngelds, waren es nur 3,5 Prozent gewesen.

Für die nächste Legislaturperiode versprach von der Leyen ein sogenanntes Teilelterngeld. Dies soll es für Väter und Mütter attraktiver machen, beim Wiedereinstieg in den Job eine Teilzeitarbeit anzunehmen. Entsprechende Pläne gibt es seit Jahren, das Bundeskabinett konnte sich jedoch nicht einigen.

Am wichtigsten für die Vereinbarkeit von Beruf und Nachwuchs ist für Eltern laut Studie, dass es ausreichend Plätze in Kindergärten oder Horten gibt. Fast drei Viertel der Befragten führten dies als Voraussetzung an. Fast ebenso viele (72 Prozent) wünschten sich eine verstärkte Ganztagsbetreuung für ihre Kinder. Von der Leyen sagte, der Ausbau von Betreuungseinrichtungen für Kinder unter drei Jahren komme in Fahrt. Von 750 Millionen Euro, die der Bund 2008 und 2009 bereitgestellt habe, hätten die zuständigen Länder inzwischen 520 Millionen Euro bewilligt.

Hingegen warf Finanzminister Peer Steinbrück (SPD) unter anderem Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen vor, sie trieben den Ausbau der Krippenplätze nur schleppend voran. Steinbrück forderte die Familienministerin auf, den Druck auf diese Länder zu erhöhen.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.