Berliner Nahverkehr: "S-Bahn-Kunden passen sich an"

Dem S-Bahn-Desaster zum Trotz: Der öffentliche Nahverkehr wird seine wichtige Rolle in Berlin behalten, sagt die Verkehrsforscherin Barbara Lenz.

Auch die aktuellen Ausfälle bei der S-Bahn werden ihre Nutzer nicht dauerhaft vergrätzen, meint Verkehrsexpertin Barbara Lenz. Bild: AP

taz: Frau Lenz, wie wird sich das S-Bahn-Desaster langfristig auf das Verkehrsverhalten der Berliner auswirken?

Barbara Lenz: Das ist schwer zu sagen und reine Spekulation. Denn: Verkehrsteilnehmer passen sich auch den Umständen an. Nur weil sie heute nicht mehr in die S-Bahn steigen und schimpfen, heißt das nicht, dass sie bei reibungslosem Verkehr nicht wieder gern das Angebot nutzen.

Kann man Vergleiche heranziehen, aus anderen Städten etwa?

Nein, meines Wissen nach haben wir so einen Fall wie die S-Bahn-Probleme jetzt noch nie gehabt.

Hat Sie der Zusammenbruch überrascht?

Ich denke, überrascht waren wir alle. Auch wenn ich nicht so tief in den technischen Details stecke: So wie ich es sehe, ist ein wesentliches Problem das ganz eigene technische System der S-Bahn. Da kann man nicht einfach schnell Ersatzteile aus anderen Städten und von anderen Bahnen zuliefern.

Die S-Bahn soll bereits die Hälfte ihrer rund 900.000 täglichen Kunden verloren haben.

So weit ich es sehe, versucht sie die Krise, so gut es geht, zu meistern. Die Notfallpläne greifen ja.

Zugleich haben Einkaufszentren angekündigt, ihre Parkgebühren zu halbieren. Kommt die Rückkehr zum Auto?

Auch hier gilt: Im Moment ist alles Spekulation. Wir dürfen aber nicht vergessen, dass in Berlin der öffentliche Nahverkehr immer eine wichtige Rolle gespielt hat. Berlin ist eine Stadt mit einem ausgezeichneten Nahverkehrssystem. Und ob billiges Parken langfristig den Weg zum innerstädtischen Autofahren zurückweist - da gilt es erst einmal abzuwarten. Im Übrigen gehe ich davon aus, dass die Parkgebühren nicht dauerhaft niedrig bleiben - also auch dort Rückkehr zur Normalität.

Und das Fahrrad? Kann das eine dauerhafte Alternative sein, die jetzt besonders attraktiv wird?

Ich denke, das wird nur bedingt möglich sein. Die S-Bahn bedient ja weite Strecken, die sind mit dem Fahrrad nicht so zurückzulegen. Und es sind so viele Menschen, die täglich die S-Bahn nutzen - die können Sie nicht einfach alle auf Fahrräder setzen. Langfristig wird es wichtig sein, die schon bewährte Kombination von Fahrrad und S-Bahn weiter auszubauen. Dafür ist die Infrastruktur ja hervorragend, mit den Abstellplätzen an den S-Bahn-Haltestellen. Auch die Möglichkeit, Räder in die Bahn mitzunehmen, ist ja da - wenngleich im Moment nur eingeschränkt.

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