Linke will weniger schmusen

PARTEITAG Der Chef der Linkspartei in Niedersachsen, Manfred Sohn, will die Partei nach der Wahlniederlage für neue Mitglieder attraktiver machen. Redner fordern ein radikaleres Profil

„Wir müssen eine Abschwächung unserer Kraft konstatieren“

MANFRED SOHN, LINKSPARTEI

Nach ihrem verpassten Einzug in den Landtag geht die Linkspartei in Niedersachsen personell neu aufgestellt in die außerparlamentarische Opposition. Auf ihrem Parteitag in Hameln bestimmten die Delegierten eine neue Parteispitze. Der bisherige Landeschef Manfred Sohn (57) wurde mit knapp 74 Prozent der Stimmen im Amt bestätigt. Die ebenfalls 57-jährige Linke-Europaabgeordnete Sabine Lösing wurde mit gut 62 Prozent neu zur Vorsitzenden gewählt, sie löst Giesela Brandes-Steggewentz ab. Bei der Landtagswahl am 20. Januar, holten die Linken 3,1 Prozent der Stimmen.

Aus Sicht vieler Delegierter war die Partei im Lagerwahlkampf von Rot-Grün und Schwarz-Gelb zerrieben worden und zudem ein Opfer des eigenen Bündnisangebots an die SPD. Die neue rot-grüne Regierung in Hannover soll nun durch eine außerparlamentarische Linksopposition von links unter Druck gesetzt werden. Einem entsprechenden Antrag stimmten 64 Prozent der 176 Delegierten zu.

„Uns kriegen die nicht von der Platte“, rief Sohn, durchaus kämpferisch. Allerdings sei die Zahl der niedersächsischen Parteimitglieder binnen zwei Jahren um rund zehn Prozent von 3.355 auf 2.961 gesunken. „Wir müssen also völlig nüchtern eine Abschwächung unserer Kraft konstatieren“, sagte Sohn. Er glaubt, die Niederlage sei unabhängig von der Wahlkampfführung gewesen.

Kernziel sei es nun, eine unabhängige politische Größe neben SPD und Grünen zu werden. Außerdem sollen mehr Frauen und Jugendliche als Mitglieder umworben, die Parteikultur modernisiert und ein gesellschaftliches Unterstützer-Umfeld aufgebaut werden. Die Kreisverbände müssten konsequenter ins Zentrum der Parteiarbeit rücken.

Andere Redner forderten eine stärkere Profilierung als „Partei der Konfrontation mit den Mächtigen“. Es sei im Wahlkampf nicht gelungen, eine radikal andere linke Alternative anzubieten. Der Schmusekurs mit der SPD sei der Partei nicht bekommen. Trotz kritischer Töne blieb die befürchtete Selbstzerfleischung beim Parteitag aus.  (dpa)