Private-Equity-Fonds: Schwindsüchtige Heuschrecken

Die bislang erfolgsverwöhnten Beteiligungsgesellschaften klagen über Einbußen. Sie investieren 90 Prozent weniger als im Vorjahr, weil die Banken sich bei Krediten zurückhalten.

Private Equity Fonds sind für den Volksmund nur noch die "Heuschrecken". Bild: dpa

BERLIN taz | Private-Equity-Fonds, oft als Heuschrecken geschmäht, leiden an Schwindsucht. In Deutschland investierten sie im zweiten Quartal gerade mal 280 Millionen Euro - 90 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum, meldet der Bundesverband Deutscher Kapitalbeteiligungsgesellschaften.

Derzeit gebe es weder große Übernahmen noch Wachstumsfinanzierungen. Mit einer umfassenden Markterholung sei dieses Jahr nicht mehr zu rechnen. Aber der Verband verbreitet Hoffnung: Inzwischen seien immerhin schon einige größere Deals angekündigt worden.

Im ersten Halbjahr 2009 aber wurden in Deutschland nur 602 Millionen Euro investiert - nach 4,04 Milliarden in den ersten sechs Monaten des Vorjahres. Betroffen sind so ziemlich alle Segmente, in denen die Fonds aktiv sind: vom Venture Capital, also dem Risikokapital für neu gegründete Firmen, bis zu den Buy-outs, also der Übernahme bestehender Unternehmen.

Private-Equity-Fonds finanzieren Firmenkäufe meist nur zum geringen Teil mit dem Geld, das sie vorher von Anlegern eingesammelt haben. Für den Rest nehmen sie Bankkredite auf. Die Banken aber sind derzeit nicht geneigt, für solche zumeist riskanten Geschäfte Geld zu geben. "Selbst kleine und mittlere Transaktionen gestalten sich derzeit aufgrund der Zurückhaltung der Banken als sehr schwierig", klagt der Branchenverband.

In die Kritik gekommen sind die Fonds, wenn sie die für die Übernahme aufgenommen Kredite anschließend den gekauften Firmen aufbürden. So manche wurde dadurch zum Sanierungsfall, etwa die Werkstattkette ATU. Auch dem mit 1,7 Milliarden Euro überschuldeten Kabelkonzern Orion, der von einer Investorengruppe um die britische Beteiligungsgesellschaft Aletheia zusammengekauft worden war, droht die Zerschlagung.

Inzwischen haben nicht nur die übernommenen Firmen, sondern auch die Fonds als deren Eigentümer zunehmende Probleme. So kündigte im April die britische Candover, einer der größten Private-Equity-Fonds Europas, die vorübergehende Einstellung des Geschäfts an. Der US-Fonds Cerberus, der sich an der Chrysler-Übernahme 2007 verhoben hatte, musste zuvor seinen Anlegern mitteilen, dass er die zunehmenden Rückzahlungsforderungen nicht so schnell erfüllen können werde.

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