: Holzfäller sind Mörder
WALD Ein Mann, der heute saarländischer Umwelt-Staatssekretär ist, hat Forstarbeiter mit Bomberpiloten verglichen. Die Holzbranche ist empört, die Chefin droht mit Rauswurf
DIE SAARLÄNDISCHE UMWELTMINISTERIN SIMONE PETER (GRÜNE) ÜBER IHREN STAATSSEKRETÄR UND DESSEN VERGLEICH VON ABHOLZUNG UND KRIEG IN EINER FORSTZEITSCHRIFT
VON K.-P. KLINGELSCHMITT
„Im Prinzip gibt es keinen Unterschied zwischen einer während des Krieges gefallenen Nation und einem gefallenen Wald. […] Dabei führen der Pilot des Bombers und der Pilot des Vernichtungsprozessors im Wald kaum bewusst, gefühllos, die Befehle zum Massenmord aus.“ Das schrieb der gerade erst zum Staatssekretär im saarländischen Umweltministerium berufene Forstsachverständige Klaus Borger (Grüne) in einem Leserbrief an die Forst-Fachzeitschrift Holz-Zentralblatt.
Borger zitierte in seinem Brief die Aussagen von Dusan Mlinsek, früher Präsident des Internationalen Verbandes Forstlicher Forschungsanstalten (IUFRO), in dessen Buch „Waldwende“ – ein Standardwerk für die naturnahe Waldbewirtschaftung. Borger machte den Vergleich allerdings nicht als Zitat kenntlich.
Vertreter der deutschen Forst- und Holzwirtschaft halten diese Auslassungen für eine „unzulässige Gleichstellung des Schicksals der Opfer der Bombenkriege mit dem alltäglichen, nachhaltigen und vergleichsweise banalen Vorgang der Holzernte“. Sie haben deshalb der Zeitschrift Forst und Technik einen offenen Brief geschrieben. Mit seinem „unerträglichen Vergleich“ habe Borger Forstarbeiter des Massenmordes beschuldigt, schreiben die Verbandsvertreter empört.
Das sieht die saarländische Umweltministerin Simone Peter (Grüne) genauso. „So etwas geht überhaupt nicht“, sagte Peter am Sonntag der taz. Zudem habe Borger ihr die ganze „unappetitliche Geschichte“ bislang verschwiegen. Peter verlangt von Borger die „vollständige Distanzierung“ von den inkriminierenden Einlassungen. Und die linke Grüne drohte ihrem Staatssekretär im Wiederholungsfall „die sofortige Entlassung“ an. Peter: „Es kocht in mir!“
Borger selbst räumte auf Nachfrage ein, „einen Fehler gemacht“ zu haben. Und er brachte sein „großes Bedauern darüber“ zum Ausdruck. Heute, sagt er, würde er „das ganz sicher nicht mehr schreiben“. Nie habe er die Fahrer von Waldmaschinen oder Holzlastwagen des Massenmordes bezichtigen wollen. Zudem habe er sich für diese „missverständlichen Formulierungen“ bereits in einem weiteren Leserbrief an das Holz-Zentralblatt entschuldigt. Es sei ihm nur um Kritik am Einsatz großer Maschinen in einem empfindlichen Ökosystem gegangen.
Die SPD Saar forderte Borger inzwischen auf, „Konsequenzen zu ziehen“, denn seine Entgleisungen seien „nicht akzeptabel, nicht nachvollziehbar und nicht sachgerecht“. Der Umwelt habe der Staatssekretär Borger außerdem „einen Bärendienst erwiesen“.