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Archiv-Artikel

Space Park soll klein „Las Vegas“ werden

Die 400-Millionen-Immobilie ist für rund 50 Millionen Euro an die kanadische „Triplefive“-Gruppe verkauft worden, die vor Monaten schon die Bremer Spielbank-Lizenz übernommen hat. Bremer Rathaus wurde vom Verkauf überrascht

Von kawe
Im Bremer Rathaus wartet man nun darauf, dass die kanadische „Triplefive“-Gruppe kommt und erklärt, was sie machen will im Space-Park

Bremen taz ■ „Wenn Sie mich vor einer Woche gefragt hätten – ich hätte Ihnen nicht sagen können, wer von den Interessenten den Zuschlag bekommt“, sagt die Sprecherin der Dresdener Bank, Katerina Piro. Nun haben nicht die israelischen Investoren den Zuschlag bekommen, über die in den vergangenen Wochen viele Gerüchte gestreut wurden, sondern die kanadische Triplefive-Gruppe. Das Logo der Gruppe ist „555“, in den USA betreibt „555“ die größte Einkaufs-„Mall of America“, in England, China und „Middle East“ ist die Gruppe vertreten – den ersten Schritt auf das europäische Festland wagt sie jetzt mit dem Bremer Engagement. Es gebe keine Bedingung für den Kauf, keine Rücktrittsklausel, erklärte die Dresdner Bank in Bremen. Aber was „555“ vorhat mit der Immobilie, das interessierte die Verkäufer weniger. Vor Monaten war seitens „555“ von einer riesigen Spielhalle die Rede, einem „Las Vegas“ auf dem europäischen Festland, mit 100 Spieltischen und 1200 „einarmigen Banditen“. So eine Anlage macht nur Sinn, wenn die Spielsüchtigen von weit her kommen. Wenn der Kaufpreis für die Immobilie bei 50 Millionen Euro liegt, wie die Gerüchte sagen, dann hätte der neue Besitzer zumindest die Probleme der Immobilien-Finanzierung nicht so sehr wie die Betreiber des Space Center sie hatten. Im Hinblick auf solche Pläne hat „555“ schon vor Monaten die Bremer Spielbank-Lizenz der WestLB abgekauft.

Katerina Piro ist eigentlich nicht die Sprecherin der Bank, sondern ihrer „Institutional Institutional Restructuring Unit (IRU). 35 Milliarden Euro „Probleme“ hatte diese Task Force auf dem Tisch und ist Ende September aufgelöst worden, weil sie alles verkauft, ihre Arbeit erledigt hat. „Der Space Park war einer der größeren Fälle“, sagt Piro und ist entsprechend froh, die Immobilie losgeschlagen zu haben.

Froh sind auch die Vertreter der Bremer Regierungskoalition, „Ein gutes Signal und Chance für Neuanfang“ sehen Bürgermeister Jens Böhrnsen und Wirtschaftssenator Jörg Kastendiek in der Mitteilung der Dresdner Bank über ihren Verkaufserfolg. Den neuen Eigentümern sei „bewusst, dass zusätzliche öffentliche Mittel dafür nicht zur Verfügung stehen“, heißt es in der Erklärung des Rathauses. „Bremen ist aber bereit, die Rahmenbedingungen für den Neuanfang positiv zu gestalten.“

Was auch immer das heißt. Damals wollte „555“ gar kein großes Einkaufszentrum einrichten. Es gibt keine Zusagen – weder über die Ladenöffnungszeiten noch über eine Änderung des Bebauungsplans, der nur ein eingeschränktes Handels-Sortiment erlaubt, heißt es aus dem Rathaus. Und wenn „555“ eine Spielbank betreiben will in Bremen, dann muss dafür das Bremer Spielbank-Gesetz geändert werden. Ohne Bremen geht also nichts. Um so erstaunlicher, dass „555“ in den letzten Wochen nicht mit der Bremer Seite geredet hat – der Kontakt war schlicht vor Monaten abgerissen. In Bremen wusste man gerade, dass „555“ wieder verhandelt – mehr nicht. Die Kanadier werden sich also demnächst melden müssen.

Die Dresdner Bank hatte offenbar Wert darauf gelegt, dass die staatliche Seite nicht mitredet bei den Verhandlungen. Denn „eigentlich“ gehören 10 Prozent der Space Park KG, die die Immobilie verkauft hat, dem Land Bremen. Die Entscheidung hat aber der 90-Prozent-Eigentümer, die Bank, allein getroffen. Ob das Land noch etwas von dem Kaufpreis bekommt, ist derweil offen – da haben verschiedene Seiten noch Forderungen an die Space Park KG. Bremen hatte auf einen Kredit mit aufgelaufenen Zinsen, mehr als 16 Millionen Euro, verzichtet für seine 10 Prozent am Space Park. kawe