Kommentar Israel und Waffenschmuggel: Auf sich allein gestellt

Solange eine politische Lösung nicht machbar ist, bleibt nur das Austrocknen der militärischen Kapazitäten der Extremisten. Ohne die Nachbarn wird das nicht klappen.

Friedensfreunde müssten Beifall klatschen, wenn Waffenschmuggel auffliegt, und ganz besonders, wenn es sich um Waffen handelt, die gegen Israel gerichtet werden sollten. Die Gewehre und Raketen wenigstens, die Israels Marine abfing, werden keine Menschen töten und sie werden keine Vergeltungszüge provozieren.

Krieg wird es in der Region aber weiterhin geben. Denn seit der israelischen Libanon-Invasion im Sommer vor drei Jahren haben die schiitischen Extremisten der Hisbollah ihre Waffenlager längst doppelt und dreifach wieder aufgefüllt. Die internationalen Truppen, die in den Grenzregionen stationiert sind, um den Schmuggel von Raketen und Sprengstoff zu unterbinden, haben versagt.

Auch die Bundeswehr ist im Einsatz vor der Küste des Libanon - aber zu welchem Zweck eigentlich, wo sie doch in dreieinhalb Jahren den Behörden nicht ein einziges mit Waffen beladenes Schiff überstellen konnte?

Ungeachtet der internationalen Zusagen, Israel den Rücken zu decken und beim Kampf gegen den Waffenschmuggel Schützenhilfe zu leisten, bleibt Jerusalem doch von wenigen Ausnahmen abgesehen weiter auf sich allein gestellt.

Der Schmuggel in den Libanon blüht genauso wie der in den Gazastreifen. Die aus Teheran gelieferten Waffen erreichen ihr Ziel nahezu ungehindert und warten auf den nächsten Einsatz für einen neuen Krieg, der wieder nichts verändern wird, außer dass er jedes Mal mehr Menschen - und darunter jedes Mal mehr Zivilisten - in den Tod befördert.

Solange eine politische Lösung nicht machbar ist, bleibt nur das Austrocknen der militärischen Kapazitäten der Extremisten. Ohne Zutun der Nachbarstaaten, im Süden Ägypten und im Norden Syrien, bleibt dies ein aussichtsloses Unterfangen. Hier gilt es den diplomatischen Druck zu erhöhen - anstelle der teuren und letztlich ergebnislosen Truppeneinsätze.

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1961 in Berlin geboren und seit 2021 Co-Leiterin der Meinungsredaktion. Von 1999 bis 2019 taz-Nahostkorrespondentin in Israel und Palästina.

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