Geflügelhaltung: Bessere Zeiten für Legehennen
Ab Januar dürfen Hühner nicht mehr in Käfigen gehalten werden. Das könnte eine große Chance für kleine Bauernhöfe sein, wenn sie sich zusammen schließen.
Viele Jahre stellten Tierschützer diese Forderung, in drei Wochen ist es soweit: Ab dem 1. Januar 2010 dürfen in Deutschland keine Hühner mehr in Käfigen gehalten werden. Ebenso wie Österreich hat Deutschland eine entsprechende EU-Richtlinie um zwei Jahre vorgezogen. Das bedeutet vor allem eine Umstellung für Geflügelzüchter aus Niedersachsen, dem Bundesland mit der höchsten Nutztierdichte.
Hier wurden zuletzt rund 13 Millionen Hennen in Legebatterien gehalten - und nur rund 1,2 Millionen in Freilandhaltung. Die Käfige der Legebatterien haben meist eine Grundfläche, die kleiner ist als ein DIN A 4-Blatt, und wurden in der Regel in bis zu zehn Reihen übereinander gestapelt. Erlaubt sind künftig nur noch Kleingruppenhaltung, Freiland- und Bodenhaltung sowie ökologische Haltung.
Für die "Arbeitsgemeinschaft Bäuerliche Landwirtschaft (ABL) ist die Tierschutznovelle eine "riesige Marktchance" für kleine Bauernhöfe, sagt ihr Sprecher Eckehard Niemann. Denn diese könnten in den kommenden Jahren die Angebotslücke schließen, die der Lieferengpass bei den vier großen Geflügelkonzernen verursacht.
Neben Käfigen gibt es verschiedene Methoden, Hühner zu halten:
Kleingruppenhaltung: Tiere werden in Gruppen von 40-60 Tieren gehalten und haben etwa 900 Quadratzentimeter Platz. Abgedunkelte Nester zur Eiablage, Scharrflächen und Sitzstangen stehen den Hühnern zur Verfügung.
Bodenhaltung: Die Hühner leben eng beieinander und haben erhöhte Sitzstangen. Der Boden ist befestigt und kann eingestreut werden.
Freilandhaltung: Hühner haben einen Mindestfreilauf von 4 m(2) pro Huhn, tagsüber dürfen sie nach draußen.
Diese hätten zwar bereits vor einiger Zeit begonnen, ihre Legebatterien auf Bodenhaltung umzustellen, doch weil sich damit nach ABL-Schätzung höchstens halb so viele Hühner auf der gleichen Fläche halten lassen, wie mit den Legebatterien, müssen viele neue Ställe gebaut werden - "und das dauert", sagt Niemann. Er schätzt, dass mindestens noch zwei Jahre ins Land gehen, bis die großen Hühnerkonzerne, wie die Deutsche Frühstücksei GmbH, wieder auf dem alten Produktionsniveau angelangt sein werden.
Im Moment wird die Lieferlücke mit Eiern aus den Niederlanden geschlossen. Doch das können "nur eine Übergangslösung" sein, sagt Niemann, denn "die Abnehmer wollen deutsche Eier". Die Produktion im Ausland habe hierzulande einen schlechten Ruf - "sie gilt als risikoanfälliger beim Einzelhandel und den Verarbeitern".
Er hofft, dass die kleinen Bauern nun ihre Chance nutzen und sich zu Vertriebsgenossenschaften zusammenschließen. "Jetzt gibt es zum ersten Mal in größerem Umfang Abnehmer für Eier von kleinen Bauernhöfen." Der Vorsitzende des Niedersächsischen Geflügelwirtschaftsverbandes, Wilhelm Hoffrogge hält dagegen: "Die Auflagen werden bis zum 1. Januar voll erfüllt, alle Tiere werden tiergerecht untergebracht", sagte er der DPA.
Leser*innenkommentare
Mika Lautschek
Gast
Die taz Nord hat einen besseren Artikel dazu, der auch korrekt über die Käfige informiert.
http://www.taz.de/regional/nord/nord-aktuell/artikel/1/fuer-ein-bisschen-mehr-platz/
Edgar Guhde
Gast
Ihren Kommentar hier eingeben
Die Meldung, Hühner dürften nicht mehr in Käfigen gehalten werden, ist falsch, denn die sogenannten Kleingruppenhaltungen sind ebenfalls Käfighaltungen. Zwar gibt es da ein Legenest, aber der Platz pro Henne ist nur wenige qcm größer als bisher. Artgerecht wäre nur eine richtig gestaltete Freilandhaltung mit Grünland und Bäumen, den die Tiere brauchen als Schutz vor vermuteten Greifvögeln. Noch besser: Wie früher frei auf den Bauernhöfen herumlaufen. Leider richtet sich die Politik nicht am Konzept der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft aus.
fnord
Gast
"[...] alle Tiere werden tiergerecht untergebracht"
es ist langsam an der zeit, die wenung "artgerechte tierhaltung" als contradictio in adiecto zu brandmarken und aus dem wortschatz zu verbannen. ich kanns echt nicht mehr hören.
Folko
Gast
Legebatterie der anderen Art: Die neue Verordnung erhebt nur kosmetische Eingriffe. 900 Quadratzentimeter gelten nur für Hühner über 2 KG, die sie in der Praxis kaum erreichen. Letzlich hierzu stellt sich die Frage, wie diese Umsetzung kontrolliert werden soll. Hier muss wieder einmal auf Angaben derjenigen zurückgegriffen werden, die mit jedem gesparten Zentimeter Geld verdienen. Abzüglich Nestflächen sitzt ein Huhn gerade einmal auf einer Din A Seite und einem Bierdeckel. Auch der künstlich erzeugte Legezwang, der die Vögel auszerrt, ist ein Kritikpunkt, der bei aller Diskussion um Flächen gerne unter den Tisch fällt. Und von wegen Käfig adé, die neuen Käfighaltungen sind praktisch unbefristet!
benjo Oberkamp
Gast
wie hier schon erwähnt wurde: ein schritt in die richtige richtung.
und der preisunterschied zur bodenhaltung von 30 cent auf eine 12er packung eier sollte so drastisch auch nicht sein, dass man nicht direkt freilandeier kaufen kann.
ethisch vertretbar wären so oder so maximal eine hand voll eigener hühner, die im garten frei rumscharren.
Elisabeth Petras
Gast
Herr Hoffrogge weiß selbst, dass die Geflügelindustire sehr lange auf Zeit gespielt hat und nun selbst verschuldet in Schwierigkeiten kommt. Schon 1999 erging das BVG-urteil, schon 2001 wurde die Käfighaltung verboten, 2005 dann von der CSU leider die Kleingruppen-Käfige zugelassen, doch immer noch sitzen die Tiere zum zu großen Teil in engen alten Käfigen. Die Übergangsfrist endete schon Ende 2006! Dieser Rechtsbruch wurde lange durch immer neue Ausnahmegenehmigungen ermöglicht - hoffen wir, dass jetzt endlich Schluss ist. Wie lange darf geltendes Recht zugunsten einzelner gebeugt werden?
Elisabeth Petras
Gast
Stimmt. In der Bodenhaltung müssen sich neun Tiere einen m2 teilen - das ist wirklich eng. Zumeist werden den Teiren zudem die empfindlichen Schnäbel gekürzt - ein Tastorgan! - um gegenseitiges Picken zu vermeiden. Dennoch tritt Federpicken und Kannibalismus auf. In Freilandhaltung steht zusätzlich ein Auslauf zur Verfügung. Leider sind die herden oft zu groß (20.000 o. ä.), so dass gar nicht alle Teire die Ausgänge finden, was auch an den Sozialstrukturen liegt. Dennoch wird der Platzdruck gemindert, wenn wenigstens ein Teil der Tiere draußen ist. Kleinere Herden (max. 1.000 Tiere), gute Auslaufgestaltung (Büsche, Unterschlüpfe auf der ganzen Fläche oder Maislinien), mehr Ausgänge und Aufzucht im selben System können dem entgegenwirken. Österreich ist da weiter - dort klappt die Freilandhaltung - und Schnabelkürzen ist verboten! Ich wünsche den Klein- und biobauern viel Glück. Jagt der Deutschen Frühstücksei den Markt ab!
Lars
Gast
Immerhin ein Schritt in die richtige Richtung.
Aber Tierschutz ist nicht alles, Tierbefreiung ist das Stichwort. Erst wenn der Mensch aufhört, Tiere zur Befriedigung seiner persönlichen Bedürfnisse auszubeuten, dann kann man von einem Erfolg sprechen.
Hans Wurst
Gast
Schade dass nicht auch gleich die Bodenhaltung verboten wird. Wenn bei der Käfighaltung, die Käfige bis zu 10-fach übereinander gestapelt werden, heißt das dass 10 hühner auf eine A4 Fläche "leben". Laut bericht kann bei gleichem Platzverbrauch die hälfte der Hühner gehalten werden. zwar braucht man dann keinen plaz mehr für gänge im Stall, aber das höhrt sich doch ncoh immer extrem eng an.