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Kommentar Inklusive SchuleAngst vor den Konsequenzen

Kommentar von Michael Quasthoff

Die Inklusion kostet Geld und - sie ist mühsam, weil der Elternschaft schon wieder erklärt sein will, warum man zuvor jahrelang bildungspolitischen Unsinn erzählt hat.

D ass inklusive Schulen wie in Skandinavien auch hierzulande zur Regel werden müssen, ist eigentlich klar. Völkerrechtlich hat sich die Bundesrepublik durch die Ratifizierung der UN-Behindertenkonvention dazu verpflichtet. Auch aus pädagogischer Sicht gibt es wenig zu deuteln.

Längst hat die Erziehungswissenschaft nachgewiesen, dass Behinderte und Nichtbehinderte vom gemeinsamen Lernen profitieren. Für Schüler mit Handicap bedeutet Inklusion einen Motivationsschub, aber auch die sogenannten Normalen begreifen Sachverhalte besser.

Warum sich Länder wie Niedersachsen weigern, diese Realitäten anzuerkennen, liegt auf der Hand: Die Inklusion kostet Geld und - sie ist mühsam, weil einer durch Bachelor- und Pisa-Wahn völlig kirre gemachten Elternschaft schon wieder erklärt sein will, warum man zuvor jahrelang bildungspolitischen Unsinn erzählt und durchgepaukt hat.

Womit wir auch bei der größten Hürde wären: Die Christdemokraten ahnen, dass eine konsequente Inklusion der letzte Sargnagel für das bestehende dreigliedrige Schulsystem wäre. Erledigt hätte sich damit auch ihre Vorstellung einer hierarchisch geordneten Gesellschaftspyramide - an deren Sockel man alles in Hilfs- oder, euphemistischer, Förderschulen zusammenkehrt, was nicht der Norm entspricht.

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1 Kommentar

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  • V
    vantast

    Immer wieder erstaunlich, mit welcher Zähigkeit an den kinderfeindlichen Positionen festgehalten wird. Sind die Konservativen überhaupt nicht lernfähig oder bedeutet ihnen das Klassendenken so viel, daß sie bereit sind, die Zukunft der jungen Leute für immer zu ruinieren? Leider scheint ihre Zähigkeit im Verteilungskampf Erfolg zu haben, das ganze höhere Bildungswesen gehört ihnen schon, Kinder der finanzkräftigen "Elite" haben die besten Chancen auf die besten Berufe, womit sich das Unheil sich von Generation zu Generation fortpflanzt. In Managerkreisen herrscht eine Klasse der Etablierten, Seiteneinsteiger haben keine guten Chancen, es ist eine Vererbung wie früher bei den Fliesenlegern. Allerdings zeigt sich die fatale Seite der Inzucht: Das Ansehen dieser Leute ist weg, sie sind nur noch großspurige, überbezahlte Versager ohne gesellschaftliche Relevanz.