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Archiv-Artikel

Aborigines als „erste Australier“ anerkannt

AUSTRALIEN Einstimmiges Votum des Parlaments will jahrhundertelanges Unrecht wiedergutmachen

AUS CANBERRA URS WÄLTERLIN

Das Unterhaus des australischen Parlaments hat am Mittwoch einstimmig einen Gesetzesvorschlag zugestimmt, der Aborigines und die Bewohner der Torres-Meeresstraße als „erste Australier“ anerkannt. Damit ist der Weg frei für ein Referendum, mit der die besondere Position der heute rund 470.000 Ureinwohner auch in der Verfassung anerkannt wird. Im Unterhaus herrschte seltener Konsens zwischen der sozialdemokratischen Regierung von Premierministerin Julia Gillard und der konservativen Opposition unter Tony Abbott. Auch im Oberhaus wird keine Opposition erwartet. Aboriginal-Vertreter Patrick Dodson zeigte sich erfreut über den Schritt. Australien habe „einen Hügel überwunden“, meinte er. Der Berg stehe aber noch bevor.

Zum historischen Entscheid kam es auf den Tag genau fünf Jahre, nachdem sich Gillards Vorgänger Kevin Rudd im Namen der Nation für vergangenes Unrecht an den Ureinwohnern entschuldigt hatte. Alle Seiten der Politik müssen sich nun auf einen Text einigen, mit dem der Status der Aborigines als erste Bewohner des Kontinents in der Verfassung verankert werden kann. Das könnte sich als schwieriges Unterfangen erweisen. Vor allem in konservativen Kreisen – auch in Teilen der Oppositionskoalition – gibt es Widerstand gegen eine vermeintliche „Bevorzugung“ von Aborigines gegenüber anderen Volksgruppen. Jahrzehntelang litten die Ureinwohner unter institutionalisiertem Rassismus. Erst 1967 erhielten sie das Stimm- und Wahlrecht und wurden damit als gleichwertige Bürger anerkannt.