Winterdienst: Stadtreinigung kann nachsalzen

Die BSR hat noch Streusalz - zumindest fürs Erste. Für alle anderen ist Salz sowieso tabu.

Die dürfen Salz streuen - aber nur auf der Straße. Bild: reuters, Tobias Schwarz

Der Streusalz-Vorrat der Berliner Stadtreinigung (BSR) ist knapp, aber noch nicht aufgebraucht. Das stellte BSR-Sprecherin Sabine Thümler am Mittwoch klar. Zuvor hatte es Berichte gegeben, dass die Vorräte der Stadtreinigung bereits zur Neige gegangen seien und ab sofort statt mit Salz mit einem Splitt-Salz-Gemisch gestreut werde.

Thümler sagte jetzt, dass es sich dabei nur um einen "Plan B" handele. "Im Moment ist es noch nicht notwendig." Wie lange die Vorräte reichen, wollte sie nicht abschätzen. Das hänge von den Temperaturen ab, von neuen Schneefällen und von dem Zeitpunkt, zu dem eine neue Lieferung eintreffe. Seit November habe die BSR bereits 25.000 Tonnen Streusalz ausgebracht. In einem durchschnittlichen Winter seien es lediglich 10.000 bis 15.000 Tonnen.

Holger-Ulrich Schmidt, Leiter des Berliner Pflanzenschutzamtes, weist darauf hin, dass das Streuen mit Salz der Stadtreinigung vorbehalten ist - und selbst die darf es nur auf Straßen anwenden. Bei den Streufahrzeugen soll eine Computersteuerung dafür sorgen, dass pro Quadratmeter maximal 25 Gramm Salz landen. "Natriumchlorid ist eine Verbindung, die sich in der Erde anreichert und langfristig schädigend auf die Vegetation auswirkt", erklärt Schmidt. Gerade bei empfindlichen Baumarten wie Ahorn und Linde würden die Blattränder teilweise großflächig absterben, da sich die Substanz einlagere. Das Salz-Verbot bezieht sich nicht nur auf Gehsteige, sondern auch auf Privatgrundstücke. Ausnahmegenehmigungen gibt es beispielsweise für Krankenhäuser.

"25.000 Tonnen sind sicherlich eine große Menge", sagt Schmidt mit Blick auf die bislang von der BSR gestreute Salzmenge. Daher sei es um so wichtiger, dass sich Grundstücksbesitzer an das Salzverbot halten. Denn gerade, wenn es auf Gehwegen gestreut wird, gelangt das Salz direkt über die ungeplasterte Fläche am Stamm in die Erde.

Wer als Grundstückseigentümer selbst streuen muss, hat trotz Salz-Verbot verschiedene Methoden zur Auswahl: Grundsätzlich sollen abstumpfende Teile auf dem Eis das Ausrutschen verhindern. Splitt wäre dafür der Klassiker. Alternativen zum Salz sind außerdem Kies, Sand oder Lava-Granulat. Auch Sägespäne wurden schon auf Gehwegen gesichtet, genauso wie getrocknete Pflanzenreste.

Schmidt rät, beim Kauf auf den blauen Engel des Umweltbundesamtes zu achten. Auf der Seite blauer-engel.de sind Anbieter zu finden, die zum Beispiel umweltverträgliches Lava-Granulat oder Bimssplitt vertreiben. Granulate können im Gegensatz zu Sand auch mehrfach verwendet werden: Wenn der Schnee geschmolzen ist, lassen sie sich zusammen kehren und Verschmutzungen heraus filtern.

Wer trotz des Verbotes Salz streut, muss in der Praxis nur selten mit Sanktionen rechnen, denn der Einsatz von Streusalz ist schwer nachzuweisen. Zumal die Ordnungsämter derzeit alle Hände voll zu tun haben, dafür zur sorgen, dass überhaupt geräumt und gestreut wird. Wer trotzdem erwischt wird, dem droht ein Ordnungsgeld von bis zu 10.000 Euro.

Für die Pflanzen wäre nach der winterlichen Überdosis Streusalz übrigens vor allem eines gut: schlechtes Wetter. Viel Regen würde das Salz in tiefere Erdschichten spülen, so dass die Baumwurzeln weniger Salzlösung aufnehmen. SVE

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