HSV unterliegt Mönchengladbach: "Wir waren zu naiv"
Der Hamburger SV ist verärgert. Zum dritten Mal in Folge verliert er auswärts und droht die Europaplätze zu verfehlen. Gladbach hingegen sieht sich fast vor dem Abstieg gerettet.
MÖNCHENGLADBACH dpa | Die Gladbacher Profis feierten ausgelassen die gefühlte Rettung im Abstiegskampf, beim HSV wird die Stimmung immer ungemütlicher. Nach zuletzt fünf sieglosen Spielen in Serie vergrößerte Borussia Mönchengladbach am Sonntag in der Fußball-Bundesliga durch das 1:0 (1:0) den Vorsprung auf Relegationsplatz 16 bereits auf zehn Punkte.
Vor 52.269 Zuschauern im Borussia-Park gelang dem niederländischen Innenverteidiger und Aushilfstorjäger Roel Brouwers (43.) mit seinem siebten Saisontreffer das Tor des Tages. Vier Tage vor dem Viertelfinal-Hinspiel in der Europa League gegen Standard Lüttich verschärfte sich dagegen die Krise beim Hamburger SV nach vier Pflichtsiegen ohne Dreier.
"Die erste Halbzeit war zu wenig. Wir waren zu naiv", analysierte HSV-Kapitän David Jarolim, "wir müssen jetzt den sechsten Platz kontrollieren. Das wird nicht einfach. Wir müssen wieder Tore machen. Das Verhältnis zwischen Trainer und Mannschaft ist gut, aber wir brachen Ergebnisse." Der Abwärtstrend hält an, die dritte Auswärtspleite in Folge schmerzte vor allem Coach Bruno Labbadia. "Wir haben heute keine Laufbereitschaft an den Tag gelegt, und wir haben ein doofes Tor kassiert", so Labbadia, der die Führungsspieler in die Pflicht nehmen will, "da muss mehr kommen."
Bor. Mönchengladbach - Hamburger SV 1:0 (1:0)
Bor. Mönchengladbach: Bailly - Jantschke, Brouwers, Dante, Daems - Meeuwis, Marx - Reus, Arango (89. Herrmann) - Matmour (90. Kleine), Friend (76. Bobadilla)
Hamburger SV: Rost - Demel, Rozehnal, Boateng (80. Torun), Aogo - Trochowski, Rincón (46. Pitroipa), Jarolim, Zé Roberto - Petric, van Nistelrooy (63. Guerrero)
Schiedsrichter: Zwayer (Berlin)
Zuschauer: 52 269
Tor: 1:0 Brouwers (43.)
Gelbe Karten: Marx (4) / Demel (5), Guerrero (1), Jarolim (6)
HSV-Boss Bernd Hoffmann erklärte kühl: "Unterm Strich bleibt ein durch und durch enttäuschender Auftritt. Ich bleibe äußerlich ruhig, aber es lässt mich nicht kalt. Das war nicht das, was wir von unserem HSV sehen wollen." Umso größer war die Erleichterung bei Gladbachs Coach Michael Frontzeck zwei Tage nach seinem 46. Geburtstag. "Großes Herz, viel Leidenschaft gegen eine fußballerisch starke Mannschaft. Ich bin überglücklich, dass wir gewonnen haben", kommentierte er.
Trotz aller Querelen und personeller Rückschläge hatte Labbadia die 90 Minuten zu einem Charaktertest ausgerufen. Auch ohne die verletzten Stammkräfte Marcell Jansen, Joris Mathijsen und Eljero Elia sollten die internationalen Ansprüche untermauert werden. Doch nach nur 81 Sekunden tauchte Karim Matmour allein vor Frank Rost auf und zwang den Gästekeeper zu einer Glanztat. In der neunten Minute hatte Rob Friend per Kopf die zweite gute Gelegenheit. Labbadias runderneuerte Viererkette mit den drei "Neuen" Guy Demel, Jerome Boateng und Dennis Aogo wirkte zunächst völlig desorientiert.
Nach diesem verheißungsvollen Start sank das Niveau rapide. Die Hanseaten fanden in der Offensive nicht statt. Die Gladbacher, bei denen sich Marco Reus Bestnoten verdiente, zogen sich weit zurück und machten die Räume eng. Praktisch aus dem Nichts nutzte dann in der 43. Minute Brouwers nach einem Freistoß von Juan Arango ein Gestocher im Fünfmeterraum zum 1:0. Der 1,90-Meter-Riese empfahl sich als gefährlichster Gladbacher Torschütze vor den Augen von Bondscoach Bert van Marwijk für die Nationalmannschaft. "Ich kann nur gut bei Borussia spielen, und dann werden wir sehen", so Brouwers hinterher. Van Marwijk sah zudem einen schwachen Ruud van Nistelrooy.
"Das war eine schwache und enttäuschende erste Halbzeit, die von Mutlosigkeit und Bewegungsarmut gekennzeichnet war", wetterte Hoffmann zur Pause, "wir haben zehn Nationalspieler auf dem Platz und was die ablieferten, war wenig." Das geforderte Lebenszeichen kam in der 50. Minute, als Ze Roberto in seinem 300. Bundesliga-Spiel die bis dahin beste HSV-Chance vergab. Zehn Minuten später feierte Paolo Guerrero nach siebenmonatiger Verletzungspause ein Comeback und kam für van Nistelrooy. Nach dem 2:3 im Hinspiel fehlte der Schlussoffensive der Hamburger allerdings die notwendige Präzision.
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