Selbstbestimmtes Bauen: Grundstücke bleiben Ladenhüter
Erneut findet der Senat nur wenige Bewerber für die fünf ausgesuchten Grundstücke für Baugruppen. Auch die Gesobau stellt Bauplätze zur Verfügung.
Immer mehr Berlinerinnen und Berliner wollen sich zu Baugruppen zusammenschließen - doch am Senat geht der Trend vorbei. Wie Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD) am Dienstag mitteilte, haben sich nur acht Gruppen auf die fünf Grundstücke beworben, die der Senat 2010 im sogenannten Festpreisverfahren vergibt. Bereits 2009 war die Aktion in Zusammenarbeit mit dem Liegenschaftsfonds ein Flop. Nur ein Vorhaben wurde realisiert.
Der Senat hatte 2009 entschieden, jährlich fünf Grundstücke ohne das übliche Bieterverfahren zu vergeben, bei dem das höchste Angebot den Zuschlag bekommt. Stattdessen entscheidet eine Jury. Entscheidend sind ökologische und soziale Kriterien.
In Wirklichkeit aber sei dieses Verfahren "viel zu kompliziert", meint der grüne Baupolitiker Andreas Otto. "Oft passen die Grundstücke überhaupt nicht zu dem, was Baugruppen wollen." Tatsächlich befanden sich vier der fünf Baugruppen im vergangenen Jahr am Stadtrand. Verkauft wurde nur ein Grundstück in der Borsigstraße in Mitte.
Das sollte sich 2010 ändern, hatte der Chef des Liegenschaftsfonds, Holger Lippmann, versprochen. Vier der fünf Grundstücke, die nun angeboten werden, befinden sich innerhalb des S-Bahn-Gürtels. Dabei ist mit der Iranischen Straße 3 erstmals ein Bestandsgebäude im Angebot. Auf besondere Gegenliebe stößt es allerdings nicht. "Um ein solches Verwaltungsgebäude umzubauen, müsste der Senat auch normale Genossenschaften zulassen", meint Constanze Cremer von der Netzwerkagentur, die die Baugruppen im Auftrag des Senats berät.
Unterdessen ist auch die landeseigene Gesobau ins Baugruppengeschäft eingestiegen. Derzeit werden mit drei Bewerbern Gespräche geführt, erklärte eine Sprecherin. Acht Grundstücke seien im Angebot.
Leser*innenkommentare
andreas rieger
Gast
verwundern kann das geringe interesse nicht. denn die ausschreibungsbedingungen waren einfach zu schlecht: zu teuer, zu aufwändig, zu viele ausschlusskriterien.
da ist es einfacher als baugruppe auf dem privaten markt ein grundstück zu finden. die stadt hat definitiv kein echtes interesse an baugruppen. schade, armes berlin
mocaer
Gast
Die perlen wirft man bekanntermaßen denen vor die Füsse, die das dickste Geld bezahlen. wir werden in 10 jahren bedauern, wieviel - nachhaltige - möglichkeiten im öffentlichen raum von den berlin regierenden verschenkt wurden. stadt wird verunstaltet aber nicht gestaltet und an die leeren worthülsen von senatspolitikerInnen wird sich keiner mehr erinnern.
andere städte machen es seit langem vor: baugruppen sind erwünscht, sie bereichern und stärken die stadt im sinne von frau brundlandt. es werden an bauwillige gute, qualitätsvolle, attraktive grundstücke veräussert, übrigens gar nicht so billig wie vermutet.
in berlin ist man da noch nicht soweit, also die berliner politik. ein glück, dass der alte sarrazene nun in frankfurt wütet. letztlich war er es ,der einerseits den haushalt begonnen hat zu sanieren aber all zu oft ohne rücksicht auf verluste. und die sind massiv: oft fallen sie leider unter die kategorie "weiche faktoren" worunter man solche wie "hohe lebensqualität" packen würde.
frauen sind also auch in der stadtplanung nicht unbedingt die bessere wahl, so sehr man das nach den harten, dürren jahren unter stimman gewünscht hätte. auch er einer derer, die berlins entwicklung zu einer nachhaltigen stadt massiv zu verhindern wusste. der aktuelle geschäftsführer des liegenschaftsamtes ist auch nur unnachhaltige verlängerte arm verfehlter (zukiunfs-) politik.
hauptsache die kasse klingelt. wir brauchen andere leute auf diesen posten, gestalter nicht verwalter.