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Springers "Welt" wirft ZDF Fälschung vorEnteignet Spinner!

Das ZDF-Dokudrama „Dutschke“ führt beim Zeitungshaus Springer nicht bloß zum üblichen Beiß-Reflex gegen die '68er. Die "Welt" legt sich mit dem Sender an – und entlarvt sich selbst.

Achtung, Geschichtsfälschung: gleich bewegt sich der Mann im Bild! Bild: screenshot youtube

BERLIN taz | Was für ein Vorwurf: Der öffentlich-rechtliche Rundfunk manipuliere, das ZDF fälsche historische Dokumente – all das hat Springers Welt über das am Dienstag ausgestrahlte ZDF-Dokudrama „Dutschke“ herausgefunden. „Historische Fakten im 'Dutschke'-Drama gefälscht“, heißt es auf welt.de, und: „ZDF manipuliert Bild-Zeitung“. Dazu gibt es sogar einen Videobeweis und einen brav die Verlagslinie artikulierenden Fachredakteur. Sven-Felix-Kellerhoff hatte schon in seiner Vorabkritik in der gedruckten Zeitung „Drehbuchautor und Regisseur der Manipulation überführt“.

Und was für einer: Der Film mischt fiktionale Sequenzen, die sich an der Biografie von Rudi Dutschke orientieren, mit sich zum Teil munter widersprechenden Zeitzeugen-Erinnerungen (siehe taz vom 26.04.: „Wir wollten die Kontroverse“). Doch bei Dutschke und 1968 hört bei Springer wohl immer noch die Fähigkeit zum klaren Denken auf. Inklusive der eigentlich banalen Erkenntnis, dass fiktionale Interpretation und filmisch-künstlerische Mittel in einem – nun ja, eben: Film – weder verboten noch schrecklich verwerflich sind.

Doch welt.de und Kellerhoff legen sogar mit einem eigenen Filmchen nach: In der „Dutschke“-Handlung werden nämlich echte Bild-Schlagzeilen, wie „Terror in Berlin“ gezeigt, doch hat das ZDF zum Teil die zugehörigen Fotos ausgetauscht. Diese Bilder werden dann animiert, zu eigenen, aus der Zeitungsseite heraustretenden fiktionalen Filmsequenzen. Das ist spannend anzuschauen und filmdramaturgisch geschickt. Für die Welt dagegen aber „Fälschung“, um „den Mythos der Hetze gegen Dutschke aufrecht zu erhalten“.

Der Beweis: "Dutschke"-Film ist ein Film!

Dezent weißt auch die von Kellerhoff persönlich angegriffene verantwortliche ZDF-Redakteurin Caroline von Senden darauf hin, dass „die Integration von Filmaufnahmen in das Zeitungsbild (...) offensichtlich als Komposition und Zusammenfügung von statischem Druckbild und Bewegtbild - also als bewusste Montage“ zu erkennen sei. Doch der Historiker glaubt, was er sehen will. Wie soll er auch anders: Dass Springer in Sachen 1968 böses Unrecht widerfährt, hat Welt-Herausgeber Thomas Schmid ja anscheinend zum sechsten, inoffiziellen „Grundsatz“ der Konzernverfassung erhoben.

Weil der Film auch nicht erwähnt, dass der Polizeibeamte Karl-Heinz Kurras, der 1967 bei den Anti-Schah-Demonstrationen in Berlin den Studenten Benno Ohnesorg erschoss, ein Stasi-Spitzel war, ist der Ofen für die Welt ganz aus. Dass diese Tatsachse Rudi Dutschke und Co. damals schlicht unbekannt war und der Film obendrein bereits 2008 fertig gestellt wurde, die Kurras DDR-Connection aber erst 2009 publik wurde – geschenkt. Genauso wie die Tatsache, dass die Stasi-Unterlagenbehörde sogar ausdrücklich betont, es gebe keinerlei Hinweis, dass die DDR-Führung direkt oder indirekt größeren Einfluss auf die Studentenproteste gehabt habe.

Denn für Springer geht es eben um mehr, und dafür schreckt man nicht einmal vor der Banalität des Blöden zurück: Auf welt.de findet sich mittlerweile auch ein länglicher Beitrag von Bettina Röhl zum Thema „Dutschke“. Da wird dann munter von der „kommunistischen Unterwanderung der Bundesrepublik Deutschland“ in den 1960ern geschwafelt. Denn für die Ulrike-Meinhof-Tochter Röhl, Jahrgang 1962, ist es „eine Groteske, dass von Springer-Hetze gegen Rudi Dutschke gefaselt wird, entlang den Bahnen einer vierzigjährigen Tradition und dass gleichzeitig verschwiegen wird, dass die deutschen Leitmedien und die öffentlich-rechtlichen Medien Rudi Dutschke nicht nur zu Gebote standen, sondern regelrecht förderten“.

ARD und ZDF, „die damals das Monopol besaßen, hofierten Dutschke in einer Form, die man schon fast als hündisch und kindisch bezeichnen muss“, schreibt Röhl. Und sorgt sich vermutlich, dass jetzt das ultralinke ZDF aus dem blutroten Mainz schon wieder Revolution macht. Der historische Durchblick der Großzeitzeugin, die immer wieder durch ihre bizarren Einlassungen zur RAF auf sich aufmerksam macht, schenkt dem geduldigen Leser aber auch einige brisante Erkenntisse über Rudi Dutschke selbst: „Dutschke war eben ein Typ, der mit Geld nicht umgehen konnte und deswegen trotzdem nie welches hatte.“

Die Welt kann stolz auf soviel argumentative Tiefe sein. Und bleibt mit Blick auf 1968 für Springer eine ziemlich flache Scheibe. Eine Frage hätten wir aber noch: Wieso war am vergangenen Wochenende im Kommunistenblatt Bild am Sonntag eigentlich so ein freundliches Interview mit Gretchen Dutschke?

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29 Kommentare

 / 
  • G
    Gerhard

    Ich kann ja verstehen das es übel ist auf ganzer Linie verloren zu haben und die kommunistischen Unterwanderungversuche seitens SBZ oder UDSSR klein zu reden scheint immer noch ein recht gutes Ventil für auf ganzer Linie Enttäuschte zu sein. Sobald dies jedoch seinen Weg in's Fernsehen schafft wird es Zeit die bei der ehemaligen Gauckbehörde beschäftigten MfS-Mitarbeiter a) endlich unschädlich zu machen und b) zu überprüfen ob und was sie dort manipuliert haben. Sonst heißt es irgendwann mal "die amerikanische Blockade von Berlin" und "sowjetische Luftbrücke". TzTzTz....

  • MS
    Maria Schneider

    Alles geschenkt, Steffen Grimberg, ganz offensichtlich wirft Springer-Redakteur Sven-Felix-Kellerhoff völlig unterschiedliche Dinge, die nicht zusammengehören, durcheinaner, natürlich ist die Rechtfertigungsmasche des Springer-Konzerns ebenso lächerlich wie leicht durchschaubar, natürlich ist es im Zusammenhang des Films unerheblich, dass Kurras für die Stasi arbeitete.

     

    Aber warum müssen Sie sich darüber ereifern wie ein Schülerzeitungsjournalist, der vermeintlich den "großen Coup" zu landen im Begriff ist?

     

    Schließlich: Natürlich ist es keine Dokumentenfälschung im eigentlichen Sinne, wenn das aus der Zeitungsseite herauszoomende Foto nicht das ursprüngliche Bild ist. Tatsache bleibt aber: Es wird nicht das Originaldokument, sondern eine Montage gezeigt. Sie mögen das und die Entwicklung zu kurzen Filmsequenzen für "spannend anzuschauen und filmdramaturgisch geschickt" halten, man kann darüber und über andere Stilmittel des Genres aber durchaus geteilter Meinung sein.

     

    Übrigens: Woher wissen Sie, dass die erwähnten Filmsequenzen fikional sind?

  • G
    gaijinette

    Als ich entdeckt habe, daß aller Wahrscheinlichkeit wirklich Bettina Röhl hier schrieb, war ich (bitte, jetzt aber nicht übermütig werden, liebe ZensorInnen) zum ersten Mal sogar froh, daß ein Kommentar von mir nicht gebracht wurde.

     

    An dieser Stelle, da ich immerhin hier und da in den taz-Kommentaren einen Link setzte auf eine Seite, auf der ich auch die nicht erschienenen taz-comments dokumentiert habe, bitte ich Sie, Bettina Röhl, um Verzeihung. Es lag mir fern, Ihnen so nahezutreten oder Sie gar zu verletzen.

     

    Habe wohl schon eine Menge Unsinn geschrieben, aber selten so unqualifizierten wie dieses Mal. Dutschke-Film nicht gesehen, Ihr Blog nicht gelesen, sowieso nichts über Sie wissen (außer allerdings ein paar Minuten eines oder mehrerer Ihrer Auftritte im TV, die mich in der Tat irritierten...) -- würde ich andererseits so lange schweigen, bis ich eines (nicht wertenden) Urteils ausreichend sicher wäre, ich... müße wohl unsterblich werden um am Ende aller Tage vielleicht wieder etwas sagen zu dürfen.

     

    Noch einmal und in anderen Worten: Ich stehe nicht zu dem, was ich geschrieben habe, sondern dazu, daß ich etwas geschrieben habe, zu dem ich nicht stehen kann.

     

    Lothar Gebhardt (gaijinette)

  • H
    HamburgerX

    Die kommunistische Unterwanderung der Bundesrepublik (alleine im Bundestag saßen zeitweise dutzende DDR-/stasiaffine Parlamentarier), das Demonstrieren für linksextremistische Menschenschlächter wie Mao und der Geist, der eine RAF möglich machte, gehören rücksichtslos aufgeklärt, die verwickelten Personen durchleuchtet. Auch die 60er und 70er Jahre gehören aufgearbeitet, übrigens auch im Geschichtsunterrichtet.

  • L
    L.A.WOMAN

    @The Schreck:

    Who the fuck is Götz Aly?

  • DA
    Der Abiturient

    Danke Taz für den Link zum Bild-Interview mit Gretchen am Schluss des Artikels! Es zeigt, dass die Bild offensichtlich etwas dazugelernt hat. Gerade wegen dem demokratischen Anspruch den die Taz vertritt sollte sie guten Beispiels voran gehen und zeigen, dass auch sie die alten Gräben überwunden hat. Dieser Artikel jedenfalls trägt dazu leider nicht bei!

  • SE
    subversives element

    was schert Euch den ständig dieses Geschwätz dieser Rattenfänger.Ein Umdenken in der Gesellschaft hat längst begonnen und das bedeutet für den Spinner ähh Springerverlag eh das ENDE

  • TS
    The Schreck

    Die Taz kann nur in gewohnter ausgelutschter Häme reagieren, dabei hat Götz Aly die Heiligenfigur Dutschke schon gründlich entmystifiziert! Darauf wird nicht eingegangen, sondern nur gehämt im Stile linksalternativer Scholastik!

  • E
    elmo_ki

    *GÄÄÄÄÄHN*

     

    Der gute Mann war wichtig und der gute Mann wurde von den Konservativen (und v.a. Springer) nicht geliebt. Es gab einen Film, der nun Dutschke sehr sympathisch dargestellt hat, was den Originalaufnahmen in meinen Augen widerspricht, da brüllt der ja andauernd... Aber vielleicht bin ich auch einfach zu jung.

     

    Und dass "dem Axel sein Verein" nun aus-tickt, wenn es einem sympathisierenden Film gibt, ist nun nicht gerade verwunderlich.

     

    Dass interessanteste an dem Film war übrigens die Info, dass Dutschke streng gläubig war...

     

     

    Und, liebe TAZ, ihr habt nun Eure "Dutschke-Straße". Lasst den AxelSpringerDödelDieckmänner doch ihr Gejammer.

  • T
    Türklopfer

    Und die Rudi-Dutschke-Straße ist in Berlin gegenüber der Axel-Springer-Straße trotzdem die vorfahrtsberechtige!

     

    Da hilft alles Quängeln nichts. :-)

  • S
    Schreiber

    Liebe Linke,

    der Kapitalismus ist wandelbarer und fantasiereicher als das Schwarz Weiß Bild so mancher deutscher "Revolutionäre", die noch heute posaunen: Den letzten Kampf gewinnen wir!Das wird zum Krampf .

    Die Endlösung ist fern und selbst nach einem Zusammenbruch des Finanzsystems ein fundamental naives, fundamentales Paradiesdenken und so mancher 1.revolutionärer Maidemonstrant (meist jung und männlich) entpuppt sich als gewalttätiges Kleinhirn.

    Was hilft: Kontrolle aufbauen. international. Klima, Menschenrechte, Grundeinkommen usw... und der Abschied von allen totalitären Lösungen. (Junge Leute haben noch a bisserl Welpenschutz).

    Linke Arbeit erfordert Geduld. Und wenn sich das durchsetzt werden auch BILD und WELT nicht mehr anders können denn sie wollen was sie jetzt tun: verkaufen und das tun sie: mehr als alle linken Blätter zusammen, die gerade mal 4% des Marktes ausmachen. Links ist nicht mehr links sondern bei den Menschen: links aussen. Und das nicht weil alle Menschen blööde sind sondern weil manche Linke den Anschluss verpasst haben.

  • S
    Steff

    das Thema dient nur noch zur Ablenkung vor den aktuellen Problemen der Welt.So´n bischen Revoluzzer Romantik. Die 68ger sind vorbei. Wir leben in einer globalisierten Welt. Eine Revolution in Deutschland- na und- dann würden die chinesischen Märkte den Platz übernehmen. Mao und co haben die agressivsten Kapitalisten der Welt geboren. RAF und co waren ein Kindergarten, die das System und seine Wandelbarkeit nie wirklich erkannt haben. Der Kapitalismus hat sie einfach gefressen und als faselnde RAF Rentner ausgespuckt und als das entarnt was sie sind: nicht besser sind als ihre sog. Feinde.

    Einziger Weg a la Obama:

    Internationale Abkommen und Kontrolle zum Thema: Bankenkontrolle, Klima, Menschenrechte usw

    Links und rechts sind alte Denkweisen. Dutschke hätte das kapiert.RAF nie. Und das ist der Unterschied.

  • B
    Bildungsbürger

    "Enteignet Spinner!"

     

    Wie wo was? Ohne irgendwas hier (außer der Schlagzeile hier) gelesen zu haben (was sicherlich wie immer hier keine Notwendigkeit ist) - die taz-Genossen sollen enteignet werden?? Und hoffentlich die Abonnenten gleich mit zwangsweise eingeliefert werden? Find ich gut so! Mal echt eine erfreuliche Nachricht.

     

    Ach ja - und von mir aus könnt ihr die Springer-Spinner gleich noch mit einlochen.

    Auf dass dieser Planet ein besserer werde.

  • ID
    I DenkSchlächter

    Sven-Felix-Kellerhoff, ja, ja, liebe Leute, geht doch mit dem Bubi nicht so hart um, nur weil ihm vermutlich sein Opi was Falsches erzählt hat und er nun einen Beißreflex gegen alle 68er und entsprechend objektive Berichterstattung entwicket hat... Seid doch lieb zu ihm, bitte, bitte!

  • MF
    Mitleid für Springer

    Der Schmerz sitzt tief und piekt und piekt und piekt - ohne Ende.

     

    Ansonsten sind Springer-Journalisten bisher eher selten durch Sensibilität aufgefallen.

    Müssen wir jetzt "Mitleid für Springer" fordern?

  • A
    arribert

    Das Interview in der BamS ist eigentlich ein Armutszeugnis für die BILD, weil sie die Frau so positiv darstellt und sie als starke selbstbewußte Dame von 68(!!) Jahren darstellt, die mit einer ungeheuren Lebensfreude ausgestattet zu sein scheint.

    Auch wird der Dutschkeattentäter als aufgehetzter Rechtsextremer bezeichnet (das er von der BILD aufgehetzt wurde, gilt ja nicht nur bei Springer als umstritten).

    Es ist deshalb ein Armutszeugnis, weil die BILD zeigt, was sie eigentlich kann, wenn sie will und wo ihre Stärken liegen könnten. Es ist kein gehaltvolles Interview auf einer hohen politischen Ebene, Gretchen Dutscke-Klotz wird eher als "Society"-Person interviewt, aber das ist trotzdem allemal interessanter als die Belanglosigkeiten der tatsächlichen "It-Girls". Ausserdem darf sie im Schlußsatz ihre Vorbehalte gegenüber Springer zumindest andeuten.

  • A
    Arianna

    Liebe taz, bitte echauffiert euch nicht zu lautstark.

     

    Immerhin macht der Springer-Verlag exakt dasselbe, was ihr auch macht: Amerika imitieren.

     

    Ihr nehmt euch an der Huffington Post ein offensichtliches und naheliegendes Beispiel, Springer eben an Fox News und anderen NewsCorp-Publikationen.

     

    Gehupft wie gesprungen. Beides amerikanisch, beides mies.

  • RA
    Robin Ausdemwald

    "Doch bei Dutschke und 1968 hört bei Springer wohl immer noch die Fähigkeit zum klaren Denken auf."

     

    ..äh, un wo genau fängt die an?

     

    @werkstudent: "reicht ein wütendes "Bild ist doof!" nun wirklich nicht." Doch, das tut es! Bei so einer schwachen Rhetorik von Springer allemal. Aber nebenbei bleibt der Artikel ja nicht dabei, immerhin zitiert er die dümmlich geifernde Röhl. Da haste Deinen Schaum vorm Mund. Ätsch!

  • BR
    Bettina Röhl

    Guten Abend!

    Nachdem die 68er (von ihren urkommunistischen Vorfahren ganz zu schweigen) sich seit fünfzig Jahren wild und fanatisch um sich beißend an der ganzen Welt abgearbeitet haben, und hinter jedem Busch einen politischen Gegner, einen Feind witterten, ist es immer wieder auf eine tragische Weise komisch, mit welcher schlafwandlerischem Sicherheit deren Nachläufer jede minimale Kritik an 68 quittieren.

     

    Auch hier wieder typische 68er-Hetze: neben der Realität, argumentenfrei und sich in diesem Fall auch wieder und wieder an irgendeiner Meinhof-Verwandten abarbeitend. Letzteres ist ein bisschen unappetitlich und gehört doch eher in überwunden geglaubte Vergangenheiten.

     

    Der Revolutionsfanatismus, der die 68er beseelt hat, und den Dutschke ja auch ganz sichtbar gemacht hat, hat sich gegen eine sehr unvollkommene, aber dennoch phantastische Bundesrepublik in den sechziger und siebziger Jahren gerichtet, wenn man die heutige Bundesrepublik als Maßstab nimmt. Heute regt sich allerdings vergleichsweise niemand auf.

    Und das Angebot, dass die 68er gemacht haben, waren wirre bis debile Vorstellungen von irgendeinem Staatsgebilde, dass nach Abschaffung dieser Gesellschaft von ihnen errichtet werden sollte: ein paar hohle Schlagwörter wie Räterepublik o.Ä. und ein paar Führungsköpfe der Bewegung, die durch ihr Revolutionsphantasma geschüttelt nicht mehr wussten, wo oben und unten ist.

     

    Wenn ich hier zitiert werde, dann doch bitte richtig und ohne vergleichsweise primitive Verfälschung.

     

    Ich habe (anders als viele Alt-68er, deren Lebensthema die RAF ist, siehe Reemstma, Koenen, Kraushaar, Reinecke )drei Artikel über die RAF geschrieben. Einer heißt : Die RAF und die Bundesrepublik! und ist auf der "Politischen Bildung" erschienen und von Cicero nachgedruckt worden. Der ist nicht wirr, sondern das Beste, was in der Bundesrepublik zum Thema zu Lesen war.

    Einer ist auf Welt online über den Deutschen Herbst erschienen.

    Ich finde es widerlich, wie sich manch einer an meiner Person abarbeitet. Das muss wirklich nicht sein.

  • H
    herrlich

    herrlich ;) springer-presse ist selbst das beste argument gegen "freie" marktwirtschaft. enteignen und dichtmachen. nach der revolution.

  • R
    reblek

    "Dezent weißt auch die von Kellerhoff persönlich angegriffene verantwortliche ZDF-Redakteurin Caroline von Senden darauf hin..." - Echt, sie "schwarzt" nicht, sondern "weißt"?

     

    "Dass diese Tatsachse..." - "Tatsachse" des Bösen?

     

    "Ulrike-Meinhoff-Tochter Röhl" - So wird der Name gesprochen, nicht wahr? "Meinhoff", aber der Name lautet "Meinhof".

     

    Frau Röhl ist, das nur ganz nebenbei, unzurechnungsfähig, ist angesichts ihrer Einlassungen zu vermuten.

  • C
    Claudi

    Lieber Matthias,

    ich denke eher, dass sich da ein böser Fehler in Deine Interpretation eingeschlichen hat.

    Man könnte beinahe sagen, Spinner sei ein Synonym für Springer...

  • W
    Werkstudent

    Was für ein Aufwand an Schaum vor dem Mund!

    Was soll man denn daraus schließen? Etwa dass es so falsch nicht ist, was Bild/Kellerhoff da kritisieren? Die TAZ hat kein Monopol für geschichtliche Wahrheit. Man darf (noch) anderer Meinung sein als die heutigen Bewunderer der Steinewerfer von damals. Als "Argument" gegen die, die Dutschke nicht für einen Helden halten, reicht ein wütendes "Bild ist doof!" nun wirklich nicht.

  • M
    Martin

    Ach, liebe Spring-ins-Felde.

     

    Habt ihr immer noch Angst vor den "Roten Terroristen" mit den "Schlagstoecken" und den "Bolzenschneidern"?

  • L
    Lucanus

    @Matthias: *grins*

  • J
    joHnny

    !: "...der krampf geht weiter..."

  • A
    A.W.G.

    Was soll man von einem Blog, der "Sex, Macht, Politik" heißt schon groß anderes erwarten...

  • M
    Matthias

    Liebe Taz, da hat sich aber ein böser Fehler in deine Überschrift eingeschlichen. Es muss doch "enteignet Springer" heißen!

  • D
    duke

    "Dezent weißt auch die von Kellerhoff persönlich angegriffene verantwortliche ZDF-Redakteurin Caroline von Senden darauf hin, [...]"

     

    Hoffentlich deckt die Farbe gut.