: Linkspartei rollt Köpfe
Lübecker Kreisvorstand tritt zurück, weil er den Stasi-Job des Bundestagsabgeordneten Heilmann verheimlichte
Der Ton ist unheilsschwanger, lässt Schlimmstes befürchten. „Fall Heitmann: Erste Köpfe rollen“ ist die Pressemitteilung des Lübecker Kreisverbandes der Linkspartei – ehemals PDS – überschrieben. Tote? Exekutionen? Alles, weil der schleswig-holsteinischen Bundestagskandidat der Linkspartei, Lutz Heilmann, seinen Job als Personenschützer im Stasi-Ministerium unerwähnt gelassen hatte? Nein, aber Schlimmes ward dennoch geschehen in Lübeck am Abend des Sonntags. „Der Kreisparteitag endete mit einem Eklat“, heißt es weiter. Nämlich: Die Häfte der Anwesenden sprach dem Parteivorstand sein Vertrauen aus.
Anlass genug für die vier Vorstandsmitglieder, „geschlossen“ zurückzutreten und die eigenen Köpfe rollen zu lassen. „Bei diesem knappen Ergebnis macht es keinen Sinn weiterhin im Amt zu bleiben“, sprach gestern Ragnar Lüttke, Lübecker Kreisvorsitzender und offensichtlich erschüttert von dem Ausgang der Abstimmung. Anlass für diese war, dass der Kreisvorstand über die DDR-Jobs seines Mitgliedes Heilmann informiert war und diese Informationen aber für sich behalten hatte. „Damit trifft uns eine moralisch schwere Schuld“, hatte Lüttke Ende vergangener Woche gesagt und die Vertrauensfrage angekündigt. Gestern schob er nach: „Dass auch unsere eigene Mitgliedschaft die Verheimlichungen als untragbar erklärt, sollte für alle an dieser Affäre Beteiligten ein klares Signal sein.“
Also auch für Lutz Heilmann? Der soll sich nämlich am 4. Dezember auf dem Landesparteitag der Linken ebenfalls der Vertrauensfrage stellen. „Damit soll er zum Rücktritt bewegt werden“, glaubt Antje Nidda Schweda von der Zentrale der Linkspartei in Schleswig-Holstein. Und dass in Lübeck eine „persönliche Rechnung“ beglichen werden sollte, sagt die Linkspartei-Frau. „Es geht um Erwartungen, die Genossen hatten“, um Posten und Jobs, die sich mit dem Einzug Heilmanns in den Bundestag ergaben und die offenbar nicht zur Zufriedenheit seines Heimatkreises besetzt wurden. Der Vorstand der Linkspartei in Schleswig-Holstein stehe jedenfalls nach wie vor zu Heilmann. Weitere Köpfe werden, so glaubt Schweda, nicht rollen. eib